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massiven viereckigen Bau, der von seiner frühern Bestimmung her den Namen „Trotzer“ erhalten hat.

Im Eingang desselben, den vormals 3 eiserne Thüren verschlossen, befindet sich die Wachstube der hiesigen Garnison, während früher nur eine Schlosswache da war.

Während des siebenjährigen Krieges lies der Jude Ephraim mit Bewilligung Friedrichs II. die unter dem Namen Ephraemiten bekannten äusserst schlechten und später verrufenen Münzen in den Gewölben des Trotzers prägen.

Die grossen Dachbodenräume des Gebäudes werden zu Niederlagen und Magazinen benutzt. Die beiden 3 Stockwerke hohen Seitenflügel desselben enthalten Getreideböden u. s. w. Zwei viereckige mit den Flügeln in den Hof vorspringende Thürme enthielten früher Gefängnisse.

Dem Trotzer schief gegenüber liegt das grosse Thurmgebäude, das sich auf der Südseite mit dem Schlossthurme verbindet.

Im Erdgeschoss war sonst die zum Gottesdienste der Katholiken bestimmte Hofcapelle, welche seit Erbauung der katholischen Kirche nicht mehr benutzt wird.

Noch umfasst das untere Geschoss jenes Gebäudes den mit einem Deckengewölbe von Oeser verzierten Versammlungssaal der ökonomischen Societät.

Die vormals das zweite Stockwerk einnehmende Wohnung des Schlosshauptmanns enthielt die Zimmer für die bei der katholischen Kapelle angestellten vier Geistlichen, und das dritte Stockwerk erhielt vom Jahre 1835 bis zur Erbauung des neuen Postgebäudes die Zimmer für die Kreisdirection. In dem über 100 Ellen hohen Schlossthurme hielt die hiesige öconomische Societät ihre Sitzungen, deren Versammlungssaal mit einem Deckengemälde von Oeser geziert ist.

Die Spitze des Thurmes, bei dessen Abtragung man interessante Manuscripte über die Erbauung der Pleissenburg fand, hat der König Friedrich August der Gerechte in den Jahren 1787 bis 1790 in eine Sternwarte verwandeln lassen, welcher er auch die nöthigen Instrumente z. B. einen ganzen Kreis von Prougthon, eine Secundenuhr von Willamy, theils kaufte, theils schenkte. Ueberhaupt kostete die Einrichtung dieser Sternwarte der Regierung über 10,000 Thlr., ungerechnet 2000 Thaler, die der Fürst zum Ankaufe nöthiger Bücher und die 3500 Thlr., die er zum Bau der Wohnungen für die dabei angestellten Personen gab. Im Jahre 1794 erfolgte die Ueberlassung der Sternwarte an die Universität.

Eine Freitreppe führt bis ins 6. Stockwerk zu einem grossen Saale mit 8 Ausgängen, umgeben von einer breiten, mit Geländer versehenen Gallerie, und 6 kleinen, zu Instrumenten bestimmten Kabinets, aus welchen das Dach geöffnet werden kann.

Ueber dem grossen Saal ist ein kleiner und über diesem befindet sich die Plattforme der Sternwarte, in deren Mitte eine runde Oeffnung von 2 Ellen Durchmesser, von dem Hauptsaal die Aussicht nach dem Firmamente gewährt.

Zwei Zimmer neben dem Thurm dienen zur Bibliothek und zur Instrumentensammlung, ein drittes benutzt man zu Vorlesungen.

Der zu Baden im Jahre 1806 verstorbene Sächs. Gesandte Graf von Brühl schenkte der Sternwarte seine Instrumentensammlung und starke Biblibliothek, an denen er 40 Jahre lang gesammelt hatte. Schon vom Jahre 1789 existirte ein Vermächtniss von 2000 Thlr., welches der Landkammerrath Kregel von Sternbach legirt hatte.

Diese Anstalt hat einen Ruhm erlangt, die nicht allein durch alle deutsche Gauen, sondern auch über dieselben weit hinaus sich verbreitet hat. Ihr Werth der wissenschaftlichen Leistungen, durch welche sich die an ihnen gestellten Observatoren bekannt gemacht haben, ist ausgezeichnet.

Das Erdgeschoss der zu beiden Seiten sich erstreckenden Flügelgebäude des Thurmes enthält mehrere Expeditionen, sowie das chemische Laboratorium des Professor der Chemie.

In den obern Stockwerken befinden sich jetzt die beiden Gerichtsämter, in welche die umliegenden benachbarten starken Dörfer gewiesen sind.

Beim Eingange in das Schloss von der Burgstrasse befindet sich die Caserne der hier garnisonirenden Schützen.

Mit diesem Schlosse stehen eine Reihe geschichtlicher Begebenheiten in Verbindung.

Hier wurden 1288, 1290, 1350, 1428 und 1435 mehre wichtige Landtage gehalten. Die Landtage in den Jahren 1438 und 1445 dienten zur Aussöhnung der durch die Landestheilung uneinig gewordenen Brüder Friedrichs des Sanftmüthigen und Herzog Wilhelm.

Auf dem Landtage des Jahres 1499 wurden Gelder zum Friesländischen Kriege bewilligt, auf dem von 1537 setzte Herzog Georg, seines blödsinnigen Sohnes wegen, auf seinen Todesfall eine Regentschaft nieder und im Jahre 1620 errichtete man das Defensionswerk.

Auch in den Jahren 1446, 1454, 1469, 1487, 1495, 1504, 1509, 1516, 1523, 1529, 1534, 1538, 1540, 1541, 1547, 1548, 1553, 1620 und 1706 wurden hier Landtage gehalten.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/312&oldid=- (Version vom 7.1.2019)