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Taufbundes durch ihre ganze Lebenszeit trösten, Christi, ihrem Heilande treu verbleiben und dermaleins die ewige Seligkeit erlangen mögen um Christi Willen. Amen.

Bräunsdorf, den 1. Juni 1701.

Auf dem Boden der Schüssel

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Vor der Reformation stand das Filialdorf Rusdorf mit dem ihm zunächst gelegenen Pfarrdorfe Bräunsdorf in kirchlichem Verbande, als aber das unter des Churf. Johanns befindliche Rusdorf die Reformation früher, als das unter Herzog Georg befindliche Bräunsdorf annahm, so trennte es sich von letzterem und wandte sich zu dem nächsten evangelischen chursächs. Kirchorte Kaufungen, von welchem aus es seit 1554 bis dato mit allen geistlichen Functionen bedient worden ist.

Das Areal von ganz Bräunsdorf beträgt 1255 Acker 182 □Ruthen und seine Einwohnerzahl beläuft sich auf 700 Seelen, welche dem Gerichtsamte Geithayn zugewiesen sind.

(M. G.)     




Die Pleissenburg.


Mit der weltberühmten Stadt Leipzig – deren ursprünglich wendischer Name Lipsik, Lindendorf, Lindenbusch bedeutet und welche deshalb auch Philarea genannt wird – in engster Verbindung steht das Schloss Pleissenburg: Wer die Stadt Leipzig nennt, wird unwillkührlich an die Pleissenburg erinnert, und wer das Schloss Pleissenburg ausspricht, der denkt gewiss zugleich auch an Leipzig. Eins ist mit dem andern enger verwebt und verbunden.

Die Pleissenburg vor dem Petersthore gehörte ursprünglich zu den Schlössern, welche Diedrich der Bedrängte nach Beendigung seiner Fahrten mit den Bewohnern von Leipzig zu seiner Sicherheit dort errichtet hatte und befand sich damals an einer dem Ufer des Flusses, von der sie den Namen hat, nähere Stelle.

Im Jahre 1546 wurde sie von Kurfürst Moritz, der dieselbe in weiterem Umfange befestigen wollte, für die Summe von 64,000 Gulden, die in 8jährigen Raten entrichtet werden sollten, dem Leipziger Rath überlassen; im nächstfolgenden Jahre aber durch eine von Kurf. Johann Friedrich unternommenen Belagerung fast gänzlich zerstört.

Seit den Jahren 1549–1551 erhielt sie ihre jetzige Gestalt durch den Baumeister Hieronimus Lotter und zwar nach dem Style der Citadelle in Mailand.

Auf die innere Ausstattung verwendete Kurfürst August im Jahre 1551 über eine Tonne Goldes.

Im dreissigjährigen Kriege bemächtigte sich ihrer Tilly und später Holk und ihr damaliger Kommandant, den man der Feigheit und Ueberschreitung seiner Vollmachten beschuldigte, wurde enthauptet. Nach der von Holken schwer erfolgten Belagerung wurde sie unter Georg II. und III. wieder ausgebessert.

Seit dieser Zeit, wo sie einen besondern Kommandanten nicht mehr hatte, ist ihr Kommando dem jedesmaligen Gouverneur von Leipzig übertragen worden.

In den Kriegen mit Karl XII. und Friedrich II. besiegten feindliche Truppen dieselbe ohne Widerstand.

Im Jahre 1764 hörte ihre frühere Bestimmung als Festung gänzlich auf und der vormalige Burggraben wurde in Gärten und parkartige Anlagen umgestaltet. Die beiden Brücken aber, welche sonst das Schloss mit der Stadt und Vorstadt in Verbindung setzten, verwandelte man im Jahre 1774 in Erddämme.

Von der Stadtseite der Pleissenburg erblickt man einen starken,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/310&oldid=- (Version vom 7.1.2019)