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Kitzscher war. Georg von Kitzscher besass Thierbach 14 Jahre. Dessen 7 Söhne hiessen: Georg, Hans, Caspar, Hildebrand, Wolf, Carl und Friedrich. Nach seinem Tode wurde sein Sohn Wolf mit Thierbach beliehen. Doch blieb das Gut blos bis ins 17. Jahrhundert in dieser Linie. Im Jahre 1645 kam es an Vettern, an Christoph und Carl von Kitzscher auf Zöpen und Kesselshain, nach dem es vorher Wolf Christoph von Kitzscher besessen hatte. Während der Besitzzeit der beiden letzteren Herren, wüthete der 30jährige Krieg. Thierbach war in diesem Kriege ganz verödet, weshalb das Dorf zu Kitzscher gezogen worden war, später wurde der Ort für 2000 Mfl. an einen Herrn von Cramer abgetreten, der es jedoch nicht lange behauptet haben mag.

Denn 1650 wurde Heinrich von Clausbruch mit Thierbach beliehen, welcher für den Aufbau der Kirche und des Dorfes sorgte, und sie möglichst unterstützte, welche sich zur Beschlagnahme ihrer Häuser wieder fanden.

Ihm folgten im Besitze des Ritterguts Sohn und Enkel, worauf es an einen Herrn von Zehmen und endlich an die Familie von Nostiz Rothenburg kam.

Der derzeitige Besitzer ist Herr Carl Wilhelm Martin.

Thierbach hat schlossähnliche herrschaftliche Gebäude mit vortrefflichen Gartenanlagen, guter Schäferei und ausgezeichneter Viehzucht und grosse Torfkohlenwerke, und den einzelnen Gerichtsherrschaften verdankt Thierbach seine Wiedererstehung und sein Aufblühen.

Denn schon im Hussitenkriege wurde Thierbach wie andere Dörfer hiesiger Gegend fast ganz verwüstet. Es lag in Asche und viele seiner Einwohner waren ermordet. Das verödete Dorf wurde an das Rittergut Kitzscher überwiesen, von welchem es gegen 2000 Mfl. später an einem Herrn von Cramer käuflich abgetreten wurde.

Dieser baute das Dorf wieder auf.

Im 30jährigen Kriege wurde Thierbach wieder ein ödes Dorf. Es brannte gänzlich mit dem nahe gelegenen Russdorf ab und hatte mit mehreren andern Dörfern, die jetzt noch wüste liegen, gleiches Schicksal zu ertragen.

In einem unweit Thierbach gelegenem Holze der „Lindhof“ will man Spuren von einem verödeten Dorfe gefunden haben und man zeigt noch den Ort, wo die Kirche gestanden haben soll, so wie den Kirchhof mit seinen Grabhügeln. Einen Beweis dazu soll ein aufgefundener Kirchenschlüssel und ein Glockenklöppel geben, welche Gegenstände man 1793 in der Erde auffand.

Während des 30jährigen Kriegs konnten nur einige der zerstörten Rittergut- und Ortsgebäude aufgebaut werden, bis 1650 Heinrich von Clausbruch mit Thierbach beliehen wurde, der für den Aufbau der Kirche und des Dorfs sorgte.

Bis zum 19. Jahrhundert war dann Thierbach von Kriegsdrangsalen und andern Leiden befreit.

Aber im Jahre 1813 brachte die Völkerschlacht Leipzig, auch dem Dorfe Thierbach und seinen Nachbarorten neues Ungemach.

Mürat kam am 10. Oct. mit seinen Schweden, schlug in Thierbach das Hauptquartier auf und formirte eine dreifache militärische Linie östlich in der Richtung nach Grimma und westlich nach Zöpen zu. Die Russen und Preussen besetzten die Dörfer Kitzscher, Dittmannsdorf, Brausewig, Eyla und Kesselshain, pflanzten auf dem Lorchenberge bei Dittmannsdorf Kanonen auf, beschossen die französische Linie und nöthigten die Franzosen zum Abzuge. Mürat marschirte in der Nacht des 12. Oct. ab.

Am Morgen des folgenden Tages beunruhigten fortwährend russische und preusische Truppen das Dorf, bis endlich ein Schwarm Kosaken anstürmte, das Dorf rein ausplünderten und Alles demolirten. Die Bewohner Thierbachs hatten sich in die benachbarten Holzungen geflüchtet. Die Stille des Sonntags wurde in der Dämmerungsstunde unterbrochen, denn Fürst Colloredo rückte an. Sein Heer lagerte sich zwischen Borna und Espenhain, bivouaquirte bis zum folgenden Tage früh 2 Uhr und zog dann in aller Stille ab. Am Montag erschallte aber des Geschützesdonner auf Leipzigs Fluren. Am 19. Oct. flohen noch alle Einwohner von Thierbach, weil man in dem Wahne stand, dass die Kriegsschaaren sich wieder hierher zurückziehen würden. Doch bald kamen die Friedensboten, der Geschützesdonner schwieg und die geängsteten Einwohner kehrten in ihre zerstörten Wohnungen zurük, richteten solche nach Möglichkeit wieder ein und erfreuten sich nach wenigen Jahren der Früchte des angewendeten Fleisses. Man pflegte die Obstbaumcultur, friedigte die einzelnen Besitzungen ein und lies kein Mittel unversucht um zu Wohlstand zu gelangen.

Das hiesige Rittergut hatte früher nur die Erbgerichte und da das Dorf blos Filialdorf von Eyla ist, so steht über die dasige Kirche auch nicht der hiesigen Gerichtsherrschaft, sondern dem Gerichtsherrn von Kesselshain das Collaturrecht zu, dagegen hat die hiesige Gerichtsherrschaft mit der Gemeinde das Präsentationsrecht der Lehrerstelle des Ortes.

Die Kirche des Ortes ist klein und gewöhnlich doch das Innere derselben hell. Es enthält wenige Gemälde und mehre Grabsteine, Gliedern der herrschaftlichen Familie zum Andenken gesetzt. Am Altare und an der Kanzel befinden sich alte Holzschnittwerke. Der Gottesdienst in Thierbach beginnt das ganze Jahr hindurch früh 7 Uhr und wird vom Pfarrer und Lehrer zu Eyla geleitet.

Die Kirche besitzt auch einiges Vermögen.

Die Zinsen des beim Kirchenärar mit verrechneten sogenannten Weissenbrecher Legats werden zur Hälfte zum Bücherankaufe für arme Schulkinder verwendet, während die andere Hälfte der Kirche und dem Lehrer überlassen wird. Seit dem Jahre 1837 sind die Dörfer Thierbach und Kleinzössen von Eyla ausgeschult. Thierbach hatte zwar früher auch schon seinen eignen Lehrer, musste aber doch wenigstens im letzten Jahre seine schulpflichtigen Kinder solches nach Eyla schicken.

Dieses Verhältniss hat mit dem Jahre 1839 seine Endschaft erreicht. Thierbach zählt jetzt 60 schulpflichtige Kinder. Der Ort selbst hat 47 bewohnte Gebäude mit 295 Einwohnern, welche unter dem Gerichtsamte Borna jetzt stehen.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/304&oldid=- (Version vom 7.1.2019)