Ausser den gewöhnlichen städtischen Nahrungszweigen, unter welchen die Tuchmanufactur die bedeutendste ist, sonst auch Kammsetzerei welche jedoch durch die Maschinenspinnerei so gut als verschwunden ist, wird hier natürlich auch Ackerbau getrieben. In der Nähe befinden sich auch mehre Schaafwollspinnmaschinen, wozu auch in der neuern Zeit Tuch-Appreturen, nach niederländischer Art eingerichtet, gekommen sind.
Aus den böhmischen Wäldern auf der Mulde anher, aus den Obergebirgswäldern von der Zschopau werden viele Breter geflösst, was für die Stadt ebenfalls einen guten Nahrungszweig gewährt.
Leissnig hat jetzt 585 bewohnte Gebäude mit 5506 Einwohnern welche unter dem Gerichtsamte Leissnig stehen, dessen vorgesetzte Behörden das Bezirksgericht Rochliz, die Amtshauptmannschaft Döbeln, und die Kreisdirection Leipzig bilden.
Lobschitz, Lobschwitz genannt, liegt ¾ Stunde von Borna und 5 Stunden von Leipzig am rechten Ufer der Pleisse, von Westen begrenzt durch eine herrliche Aue, die weithin von Süden nach Norden führt und auf vielen Punkten von schattigen Buschwerk umgeben und mit freundlichen Dörfern besäet ist. Die fruchtbaren Wiesen, welche durch jährliche Ueberschwemmungen des Flusses immer reiche Nahrung empfangen, bewirken den Reichthum seiner Bewohner. Zur Zeit der Heuerndte weilet man hier gern, denn der Wandrer wird unwillkührlich gefesselt an die reich beladenen Wagen.
Die Gründung des Ortes ist von den Sorbenwenden erfolgt, wie dies die Endung des Namens auf itz deutlich an die Hand giebt.
Ein Schloss muss ebenfalls schon frühzeitig hier erbaut gewesen sein, da Lobschitz oder Lobschwitz, das spätere Lobstädt schon 1229 vom Kaiser Friedrich II. an den Burggrafen Albert von Altenburg vererbt wurde, weil Letzterer für ihn vorher 95 Mark verwendet hatte. Dessen Sohn verkaufte es aber im Jahre 1269 an Heinrich von Zeschau, bei welcher Familie es lange Zeit blieb. Durch Verwandschaft kam dann Lobschitz oder Lobschwitz an die von Kuneritz, von Konneritz oder von Könneritz, welche es noch zu Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts besassen. – Im Jahre 1530 lebte Florian von Könneritz oder Konneritz, welcher die im Jahre 1432 von den Hussitten zerstörte Abtsdorfer Kapelle abbrechen und zu Privatgebäuden verwenden liess. Das Dorf Abtsdorf richtete Windolf II. als Abt des Benedictiner Klosters zu Pegau im Jahre 1101 auf und mit demselben die Abtsdorfer Kapelle. Diese genoss seit dem Jahre 1106 mit dem Pegauer Kloster gleiche Rechte, nach dem Graf Wieprecht sein Kloster dem Römischen Stuhle unterwürfig gemacht hatte, um es nicht in die Hände weltlicher Personen kommen zu lassen. Das Dorf Abtsdorf lag zwischen Borna und Lobstädt. Im Jahre 1551 starb Heinrich von Konneritz, welcher mit Barbara von Breitenbach vermählt war und in dieser Ehe 6 Söhne erzeugte, von welchen der spätere Besitzer von Lobstädt Erasmus von Konneritz berühmt geworden ist, dessen Lebensgeschichte wir schon bei der Beschreibung von Gross-Zössen erwähnt haben.
Mit Laurentia von Gablenz, gebürtig aus Wendischleuba, vermählt, zeugte Erasmus von Konneritz 3 Töchter und 1 Sohn. Er starb 1562 im November und liegt zu Lobstädt begraben. Sein Leichenstein, der ihn als geharnischten Ritter darstellt; steht jetzt in der Vorhalle der Kirche. Die älteste Tochter dieses einflussreichen Mannes, Anna von Konneritz heirathete späterhin den Herrn Abraham von Einsiedel auf Syhra und Hopfgarten, wodurch Lobstädt an dieses perühmte Geschlecht übergegangen ist.
Unter ihnen ist auch Hans von Einsiedel bekannt geworden, dessen Leben wir aber bei Gross-Zössen näher beschrieben haben. Derselbe starb im Jahre 1695 unverehelicht. In seiner Besitzzeit fällt die Erwerbung des Stadtrechtes, von wo an der Name Lobschwitz nicht mehr vorkommt. Wenige Jahrzehnte nach seinem Tode und zwar im Jahre 1724 verfiel Lobstädt in Sequestration und blieb in solcher über 100 Jahre.
Nach der Sequestration zu Ende der 20 ger Jahre kaufte Lobstädt der Oberbürgermeister Scholber, von welchem es an dessen Frau Wittwe kam, deren Sohn es jetzt noch besitzt.
Das Rittergut, das sich mit seinem grossen Garten und mit seinen erneuerten Gebäuden an die Pleisse lehnt, hat 100 Acker Feld, viel Wieswachs und bedeutende Fischerei, dazu gehören grosse Schäfereien, und eine gute Ziegelei.
Lobstädt, mit seiner geseegneten Gegend, hat von jeher viel Kriegsungemach zu ertragen gehabt.
Schrecklich war die ganze Umgegend und auch der Ort Lobschwitz oder später Lobstädt in dem schweren Kriege verwüstet, den Adolf von Nassau, der Kaiser, gegen die Markgrafen Friedrich und Dietzmann führte weil diese ihr, als künftiges Erbe ihnen zugehöriges Land, dass ihr Vater, Albrecht der Unartige, hinterlistig für 12,000 Mark Silber verkauft
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/300&oldid=- (Version vom 7.1.2019)