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mit dem Oberconsistorium abwechselnd das Besetzungsrecht zusteht, da letztre den Pfarrer zu Trages ernennen und Haynichen Filialkirche von Trages ist.

Die Kirche zu Haynichen wurde 1700 von dem damaligen Rittergutsherrn Tobias von Zehmen in Verbindung mit der Gemeinde neu erbaut. Sie ist für die Zahl der hiesigen Bewohner an Zahl 190 geräumig genug und hat auch ein schönes Licht.

Die Erbauung der Kirche erfolgte unter der Leitung des damaligen Pastor Besser in Trages, dem in den Nachrichten über diesen Bau vom damaligen Rittergutsbesitzer Tobias von Zehmen der Lobspruch ertheilt wurde, er habe den Namen Besser mit Recht geführt, da unter ihm und durch ihm Alles in Haynichen besser geworden sei. Das von ihm angefangene Taufregister trägt an der Spitze die Worte:

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Sit, precor, quivis maneatque semper,
Qui tuo caro semel est lavatus
Criste cruore

Pastor Besser hatte der Haynicher Kirche 2 grosse zinnerne Altarleuchter geschenkt, die aber 1819 durch nächtlichen Einbruch in die Kirche geraubt wurden.

Während der Amtirung seines Nachfolgers, des Pastor Sombeck von 1704–1724, welchen der Tod lesend mit der Brille auf der Nase übereilt hat, wurde das zum Haynicher Rittergute gehörige Vorwerk, der Apelt angelegt und die Bewohner desselben in die Haynicher Kirche eingepfarrt.

Die Kirchen zu Haynichen und Trages sind arm und können kaum die currenten Ausgaben decken.

In diesem Jahrhundert und zwar im Jahre 1833 ist die Haynicher Schulstelle von der in Trages bezüglich des Kirchendienstes getrennt worden, und zwar durch die Erhebung des Haynicher Schuldienstes zu einem Kirchendienste. Wodurch beide Stellen mit einem fixen Gehalte von 200 Thlr. dotirt sind.

Die sämmtlichen Bewohner und Familien sind der Rittergutsherr, der Schullehrer, 4 Pferdner, 13 Hintersässer, 8 Feldhäusler, 19 Häusler, 1 Schmied, 7 Hofhäusler und überdies auf dem Apelt, dem zum Rittergute gehörigen Vorwerke, 6 Häusler und ein Ziegler. Haynichen, das Rittergut hatte seine eigne Gerichtsbarkeit, doch gehörten einige Häuser von Haynichen zum früheren Bornaischen Amte, die in früherer Zeit dem Rittergute Mölbis untergeben waren.

Der Ort der Mutterkirche, Trages, gehörte vor 730 Jahren eben falls zur Grafschaft Groitzsch und 1105 kommt er unter den Orten vor, deren Zehenden der Merseburger Bischof Alboin dem Pegauer Kloster zueignete.

Im Jahre 1202 kommt ein Ritter Siegfried von Dragutz vor. Denn die 6 Pferdner und 7 Gärtner mit 17 Hufen, die vor der neuen Gerichtsorganisation zum Rittergute Mölbis gehörten, bildeten in der frühesten Zeit ein eignes Rittergut, dem auch ein Theil von Haynichen untergeben war.

Jetzt sind ganz Haynichen, wie Trages dem Gerichtsamte Borna einverleibt, mithin dem Bezirksgerichte und der Amtshauptmanschaft des letzteren Ortes ebenfalls zugetheilt.–

Bemerkenswerth ist noch von Haynichen ein Steinbruch, aus dem das Wasser durch eine Windmühle getrieben wird.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/292&oldid=- (Version vom 7.1.2019)