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Haynichen


südsüdöstlich von Leipzig, 2 Stunden von Borna, 3 Stunden von Grimma gelegen.

Zu dem hiesigen Rittergute gehört das Vorwerk Apel‚ welches demselben im Jahre 1710 gemacht wurde, zusammen ein Areal von 471 Ackern umfasst, wovon 322½ Acker zum Rittergute, 144½ Acker zum Vorwerk gezählt werden. An Feld hat es 328, an Wiese 70, an Teichen 13, an Holz 60 Acker. Den Boden anlangend, so ist solcher im Durchschnitte lehmig zu nennen. Auf dem Vorwerk Apel auch Apelt genannt, findet sich eine Ziegelei.

Die Rittergutsgebäude zieren den Ort und tragen die Jahrzahl 1576 von welcher Zeit an sich deren Erbauung datirt.

Im 11. Jahrhundert war Haynichen dem Pegauer Kloster unterworfen, und dann gehörte es mit Trages zur Grafschaft Groitzsch.

Der eigentliche Erbauer des jetzigen in edlem Stile erbauten Schlosse ist so recht nicht zu ermitteln. Das Geschlecht derer von Zehmen hat das Gut lange besessen, von welcher es Herr Rittmeister von Bärenstein auf Zechau acquirirte.

Seit dem Jahre 1838 befindet es sich in den Händen der Familie Schmidt. Herr H. L. Schmidt ist der dermalige Besitzer von Haynichen.

Die Schicksale des Ortes anlangend‚ so unterlag Haynichen und die Umgegend schon im Jahre 1430 einer drückenden Noth. Die grausamen Schwärme der Hussiten fielen in Sachsen ein, verwüsteten nächst vielen andern Dörfern auch Haynichen‚ brannten es nieder und ermordeten einen grossen Theil der Bewohner.

Im 30jährigen Kriege hatte dasselbe abermals viel zu ertragen, viele Dörfer hiesiger Gegend sind von jener Zeit her gar nicht wieder aufgebaut worden, sondern wüste liegen geblieben.

Vorzüglich war es aber die grosse Völkerschlacht 1813 die auch hier Schrecken und Verwirrung verbreitete.

Mürat hatte mit seinen Schaaren das französische Heer bei Leipzig zu decken und gedachte in Borna sein Hauptquartier aufzuschlagen. Während nun Mürat am 10. Oct. auf der Geithayner Strasse von Osten her Borna zueilen wollte, empfing ihn ein heftiges russisches Feuer. Er beantwortete den unerwarteten Gruss auf gleiche Weise, hielt sich aber seitwärts‚ zog mit seinem Heere dem Rittergute Bockwiz zu über Kesselshein nach Thierbach und schlug in der Nähe von Trages und Haynichen das Hauptquartier auf, brach aber schon solches am 11. Oct. wieder ab und marschirte am 12. Oct. nach Leipzig.

Am 16. Oct. früh 8 Uhr erhob sich das furchtbare Krachen des Geschützes, das die Erde beben machte. Die Einwohner hiesiger Gegend flüchteten nach Borna. Alles floh, was fliehen konnte. Das Gebrüll der Kanonen durchbebte die Lüfte; und am 19. Oct. um 10 Uhr Morgens schien die Erde zu wanken, so furchtbar stark wüthete an diesem letzten Tage der Schlacht das Geschützfeuer. Alles rief, der eignen Noth vergessend: „Ach Gott, das arme Leipzig!“ Ein furchtbares Krachen‚ das Sprengen der Elsterbrücke, steigerte das Entsetzen, doch bald erfolgte die Nachricht von der Niederlage Napoleons und die Bewohner der Umgegend zogen wieder in ihre Wohnungen ein.

Vorzüglich hat der Ackerbau und die Obstcultur den hiesigen Einwohnern und den Anwohnern der Umgegend bald wieder geholfen.

Haynichen blieb seit dieser Zeit vor grössern Unglücksfällen bewahrt bis zum Jahre 1847, wo den 9. Juni gedachten Jahres der Schaafstall des Gutes mit circa 650 Schaafen, Heu und andern Vorräthen abbrannte. Das Feuer war von ruchloser Hand angelegt und um so nachtheiliger für die hiesige Gutsherrschaft, da solches am Tage vor der Schur ausbrach.

Die dasige Gerichtsherrschaft übt das Collaturrecht über die Schule, während über die hiesige Filialkirche dem Rittergutsbesitzer von Mölbis

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/291&oldid=- (Version vom 7.1.2019)