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sicheren Resultate gelangen. Nur das Eine raunte man sich von Ohr zu Ohr: der eigne Bruder ist doch der Mörder!

Dieses Gerücht mochte auch zu den Ohren der heiligen Vehme gelangt sein: denn bald darauf wurde der Bruder geladen, sich des Nachts zur bestimmten Stunde einzufinden, um seinen Richtern Rede und Antwort zu stehen. Der Geladene erklärte, dass er Gelegenheit haben werde seine Unschuld zu beweisen und man entliess ihn. Kurz darauf brach eine Fehde mit den Merseburger Bischöffen aus, an welcher sich der Angeklagte zu betheiligen erklärte und hier wüthete derselbe so gegen seine Feinde, dass einer nach dem andern der Ritter unter seinen Streichen fiel und der Angeklagte, Ritter Adalbert behauptete mit den Seinigen das Schlachtfeld. Er ging dann bei einem auf dem Kampfplatze liegenden Reitersmann vorüber, als er die Worte hörte: „Das ist die Drachenau, Adalbert, ich habe deinen Bruder ermordet!“

Kurze Zeit darauf soll das Schloss in hiesiger Gegend erbaut und der Erbauer, Ritter Adalbert, nach dem Orte sich genannt haben. Der Ort selbst wurde ursprünglich Drachenau geschrieben, und erst, als sich dessen Besitzer die Herren von Trachenau nannten, in Trachenau umgewandelt.

Die Ritter von Trachenau existirten hier noch im 15. Jahrhundert: Denn ein Dietrich von Trachenau schenkte 1465 150 Schock zu Seelenmessen dem Kloster zu Frankenhausen.

Im 16. Jahrhundert wurde mit Trachenau die Familie von Ponikau beliehen, von welcher es an das Geschlecht derer von Schönfeld kam. Hernach besass es bis 1702 der Generallieutenant und Gouverneur über die Pleissenburg, Hans Rudolph von Minckwitz. Von diesem Geschlechte erkaufte das Gut der Königl. Sächs. Oberkammerherr, Freiherr von Friesen auf Rötha, welcher es im Jahre 1824 seinem ältesten Sohne, dem Königl. Sächs. Kammerherrn Freiherrn von Friesen überliess und noch im Besitze dieses Gutes sammt Rötha ist.

Trachenau mit Treppendorf trug ¾ Ritterpferd. Dieses war 1612 unter den beiden begriffen, welche die Weidenaua zum Defensioner Werke stellten. Das erwähnte Treppendorf stand also mit unter der Gerichtsbarkeit von Trachenau, und war 1598 ebenfalls auch nach Trachenau eingepfarrt, obschon es vorher, wie jetzt wieder eigentlich nach Zöpen in die Kirche gehörte. Allein im Jahre 1598 wüthete in Zöpen furchtbar die Pest, wovon Treppendorf verschont blieb und deshalb erfolgte diese Einkirchung nach Trachenau. Um so gnädiger eine allwaltende Vorsehung in jener Pestzeit über Treppendorf ihre Hand hielt, um so härter wurde dieser Ort im Jahre 1771 heimgesucht, wo die grosse Ueberschwemmung, welche Zöpen und Kahnsdorf traf, in Treppendorf die schrecklichsten Verwüstungen anrichtete. Fast sämmtliche Gebäude wurden beschädigt, ein grosser Theil eingeweicht und niedergerissen, ja von einem dem Flusse zunächst liegenden Gebäude blieb nicht ein Mal der Grund stehen.

Treppendorf liegt zwischen Zöpen und Trachenau und Kreudnitz gegenüber, welches ebenfalls zu Rötha gehört.

Trachenau ist mit dem Hauptgute Rötha durch eine herrliche Allee verbunden und hat in den Kriegsjahren mit Rötha immer gleiche Noth und gleiche Drangsale ertragen müssen.

Die Gerichtsherrschaft von Rötha und Trachenau hat aber stets das Ihrige dazu beigetragen, die Nachwehen der früheren Kriegsjahre auf jegliche Weise vergessen zu machen, und fremde Noth, fremdes Leid zu mildern und zu heben. Ihr, dieser hochachtbaren Gerichtsherrschaft haben die gesammten früheren Gerichtuntergebenen viele Wohlthaten zu verdanken, weshalb auch das Andenken an die früheren Einrichtungen hier nicht so bald erlöschen werden.

Der jedesmalige Besitzer von Trachenau ist Patron der Kirche daselbst.

Dieselbe ist ein schönes Gebäude ohne Thurm. Früher hatte solche einen sehr geschmackvollen Thurm, der durch einen Blitzstrahl vernichtet wurde.

Hinzugepfarrt ist nur Gaulis.

Die Kirche selbst steht unter der Diöces Borna.

Ausser Kirche und Schloss finden sich noch als nennenswerthe Gebäude hier: die Schule, die Mühle nebst Oelmühle.

Trachenau zählt jetzt 52 bewohnte Gebäude mit 71 Familienhaushaltungen und 314 Einwohnern und gehört zum Gerichtsamt Rötha, zum Bezirksgericht Borna, zur Amtshauptmannschaft des letzteren Ortes, zum Regierungsbezirk Leipzig.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/280&oldid=- (Version vom 7.1.2019)