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Bereits im Jahre 1574 kommt Grosspösna als Filialkirche von Liebertwolkwitz vor. Die Kirche ist sehr alt, weshalb in den Jahren 1676, 1804 und 1847 Hauptreparaturen vorgenommen werden mussten. Zu der ersten Hauptreparatur trug Herr Christian von Mühlbach eine grosse Summe bei, aus Dankbarkeit gegen Gott durch dessen Schutz ihm auf einem andern Gute Endorf im Mannsfeldischen 1674 ein grosser Getreidevorrath von der kaiserlichen Armee unerwartet gerettet worden war. Der innere Ausbau rührte ganz von ihm her, bis 1804 noch manches Andere hinzu kam.

Vermögen besitzt die Kirche jetzt ausser einem Legate, welches der Bürger und Hausbesitzer zu Leipzig und Gutsbesitzer zu Grosspöna, Herr Christoph Griebner den 25. Juni 1793 stiftete, 1459 Thlr.

Eingepfarrt nach Grosspösna ist das Universitäts-Forsthaus Oberholz. Das Forsthaus früher: „Finzhaus“ genannt, ist seit 1832 neu erbaut, wogegen das Schulhaus in Grosspösna schon seit dem Jahre 1803 erweitert und neu erbaut ist.

Grosspösna mit dem Forshause gehört zum Gerichtsamte Leipzig I. und zählt 75 bewohnte Gebäude 109 Familienhaushaltungen und 434 Einwohner.

M. G.     




Kötzschwitz


das Rittergut ohne Dorf an der Gössel oder Geissel an der Chaussee von Leipzig nach Borna, 3 Stunden südost südlich von der erstern Stadt entfernt gelegen, wurde sehr häufig von den Ueberschwemmungen des Gösselbaches hart bedroht. Oft musste mit den grössten Anstrengungen, mit eigener Lebensgefahr das Vieh zur Nachtzeit aus den Ställen gerettet werden, wenn die Gössel ehe man noch solches ahnete zum wild daher brausenden Strome anschwoll. Deshalb entschloss man sich, die ursprünglichen unmittelbar an der Gössel gelegenen, durch die Wasserfluth ruinirten Rittergutsgebäude ganz liegen zu lassen und ein neues Schloss etwas südwestlich von den alten Gemäuern an einer höher gelegenen Stelle zu erbauen, wie solches jezt noch in der Abbildung zu sehen ist.

Kötzschwitz und das nahe Magdeborn waren sehr alte Castelle, die schon im 9. und 10. Jahrhundert existirten und zu dem sorbischen Pagus gehörte, welcher durch Gewalt der Waffen dem Kaiser unterworfen worden war.

Um die Sorben im Zaume zu halten, legte man solche Castelle an. An diese Castelle lieferten die Sorben ihre Abgaben, die zum Theil in Honig, Wachs u. s. w. bestanden. Die kaiserlichen Beamten, die diese Honigsteuer einzunehmen hatten, hiessen cidelarii und waren meist Leute von Adel.

Nach der Gründung des Bisthums Merseburg im Jahre 968 vom Kaiser Otto I. wurde vom lezteren der erste Bischof von Merseburg, Boso, mit Kötzschwitz und Magdeborn beschenkt und von dieser Zeit an blieben auch die Bischöffe von Merseburg Lehnsherrn von Magdeborn. Ja die Besitzer des Rittergutes Kötzschwitz wurden bis auf die neuere Zeit von der Administration des Bisthums jedes Mal besonders mit Magdeborn beliehen.

Die Zeit, in welcher Magdeborn an das Rittergut Kötzchwitz gekommen ist, dürfte nach alten Urkunden nicht zweifelhaft sein und sich auf das Jahr 1420 bestimmen lassen. Vorher war Magdeborn in einer Fehde mit den Bischöffen zerstört worden, welche die Burg nicht wieder aufbauten, sondern die verwüstete Flur mit den Gerichten über Hals und Hand an die Gebrüder von Zehmen, Hans und Nickel, in dem Jahre 1420 verkauften.

Dieselben Gebrüder Zehmen acquirirten im nämlichen Jahre Kötzschwitz für 200 Mfl. vom Stifte Merseburg und Kötzschwitz mit Magdeborn oder der verwüsteten Flur, (bestehend in 3 wüsten Höfen hinter der

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/276&oldid=- (Version vom 7.1.2019)