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wo es ein Thimotheus von Neustadt besessen hat. Im Jahre 1580 kam es an Victor von Wolkau, welcher am 13. März 1590 von seinem Diener Haus Winter von Nesselroda bei Eisenberg gleich neben der Ecke des Kuhstalls mit einem Zaunpfahl ermordet worden ist. Ihm folgte sein Sohn Friedrich von Wolkau, welcher es blos bis 1593 besass, und solches seinem Bruder Dietrich von Wolkau überliess.

Um das Jahr 1600 finden wir als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn Conrad von Stein, von dem es kurze Zeit darauf Wolf von Draschwitz übernahm, um es 1616 wieder an Georg Heinrich von Draschwitz abzutreten. Bei dieser Familie blieb es noch bis zum Jahre 1636 und hatten solches Alexander von Draschwitz und Wolf von Draschwitz inne. Im Jahre 1636 waren Wolf von Keyna und 1640 N. von Keyna Besitzer worauf wieder 1650 ein Hans Wolf von Draschwitz damit beliehen war.

In schneller Reihenfolge waren Gerichtsherren von Neukirchen 1718 Karl von Pöllnitz, 1720 Georg von Pöllnitz, 1725 Hofrath Carl Gottfried Weidlich, 1747 Carl Erdmann Weidlich, 1749 Dr. Michael Teutscher, Fürstl. Schönburgischer Rath und Amtmann in Penig, 1776 Johann August Teutscher, churfürstl. Sächs. Commissions-Rath; dann erhielt es 1803 der Hofrath und Justizamtmann spätere Amtshauptmann in Chemnitz Johann Friedrich Carl Dürisch in Lehen, von welchem es dessen Erben Frau Christiane Wilhelmine verw. Dürisch und Consorten übernahmen, von denen es 1825 Johann Heinrich Schlunzig, Kaufmann in Zeitz, acquirirte. Im Jahre 1831 kaufte es der Fürstl. Ratzinsky’sche Oberförster in Obersitzlo in Preussisch-Polen, Herr Friedrich Kamprad. Seit 1848 war Richard d’Orville von Löwenklau im Besitze, von welchem es seit 1856 an Herrn Traugott Bienert auf der Hofmühle im Plauischen Grunde bei Dresden übergegangen ist.

Zum schriftsässigen Rittergute wurde Neukirchen erst im Jahre 1708 erhoben und leistete ½ Ritterpferd.

Der jedesmalige Besitzer von Neukirchen ist Collator über die dasige Kirche, welche ursprünglich nur eine Kapelle war. Sie ist später oft erweitert und verändert worden. Zuletzt im Jahre 1830 durch das Wegreissen der schadhaften Vorhalle und Vorrücken der Stirnwand ist die Kirche merklich verschönert worden. Der in der Mitte der Kirche angebrachte Thurm ist sehr hoch und gewährt deshalb eine herrliche Fernsicht.

Um die Kirche befindet sich der Friedhof und dabei ist Pfarr- und Schulwohnung. Die erstere ist seit einigen Jahren ganz neu und massiv aufgeführt.

Neukirchen bildet nur eine Gemeinde, welche aus 6 Pferdnern, 14 Hintersässern besteht und ausserdem 35 Häusler zählt. Ein Bauergut und Hintersässergut sind, wie oben schon erwähnt worden, mit dem hiesigen Rittergute verbunden, zwei andere Hintersässergüter mit Bauergütern vereinigt.

Die Hauptnahrung ist der Landbau, ausserdem beschäftigen die ergiebigen Braunkohlengruben eine grössere oder geringere Anzahl Arbeiter.

Bemerkenswerth ist hier noch die Fabrik der sogenannten Müllerdosen, die von einem Müller Bach[1] in Buchholz bei Annaberg erfunden von einem Schwiegersohne des Letzteren, Johann August Hellge und dessen Söhnen ächt und von vorzüglicher Güte in grosser Auswahl bis auf die neueste Zeit gefertigt wurden.

Das am sanften Abhange zweier Hügelreihen eine halbe Stunde von Neukirchen entfernte Schönau ist das Filialdorf und hat seit dem Jahre 1836 eine freundlich restaurirte Kirche.

Der Ort selbst gehörte sonst zu den Gerichten von Priessnitz, jetzt ist Schönau wie Neukirchen dem Gerichtsamte zu Borna und den übrigen höhern Behörden daselbst einverleibt. Neukirchen zählt jetzt über 300 Einwohner.

M. G.     




Druck von Sturm und Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.

  1. Bach wollte erst Gold machen, ward dies endlich müde und suchte nach Mongolfiers Vorgange Luftballons zu fertigen. Um das Seidenzeug luftdicht zu verschliessen, bedurfte es eines Firnisses oder Lacks, der von Bach durch die Auflösung des Copals erfunden wurde und ihm den ersten Gedanken zur Verfertigung seiner Dosen gab.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/271&oldid=- (Version vom 7.1.2019)