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In dieser Kirche zu St. Thekla ist ein Bild Luthers vom Jahre 1532. Dieses Bild ist in übergoldetes Leder gepresst und sehr schön zu nennen.

Die Predella des Altarschreins zeigt in einem Gemälde die Vision eines heiligen Papstes, dem, als er vor dem Altare kniet, der Heiland erscheint, bedeckt mit Blut und Wunden. Auch ist die ganze Leidensgeschichte Jesu in verschiedenen Köpfen und Zeichen dargestellt. Neben dem Altar rechts ist noch das Tabernakel zu sehen, davor befindet sich eine alle eiserne durchbrochene Thüre.

An einigen Seiten des Hügels, worauf die Kirche steht, sind noch Ueberreste von den doppelten Gräben zu finden, welche die Schweden im 30jährigen Kriege anlegten, um den Berg als Schanze zu benutzen.

Die Aussicht von demselben auf die Parthenaue herab, von Plaussig bis nach Schönfeld, ist wahrhaft entzückend. Die Menge Dörfer, Leipzig und Taucha, welche das Auge erschaut, gewähren ein liebliches Bild.

Die Kirche in Paunsdorf enthält nichts besonders Erwähnenswerthes. Sie steht ziemlich am östlichen Ende des Dorfes und diente von jeher jeden angehenden Candidaten der Theologie als geeignete Stelle, ihre ersten Proben in der Kanzelberedtsamkeit abzulegen.

Manchen ältern Pastor hört man oft mit Thränen der Rührung heute noch erzählen: In Paunsdorf habe ich meine erste Predigt gehalten; in Paunsdorf habe ich zuerst Muth gefasst, als Prediger öffentlich aufzutreten.

Das Collaturrecht über die Kirche zu St. Thekla steht dem Leipziger Stadtrath zu und sind in die Kirche zu St. Thekla eingepfarrt Cleuten, Plösen und Neutzsch.

Durch die Filiale Paunsdorf und Mockau sind Geschäfte und Einkommen des Pfarrers ansehnlich. Wenn der Pastor für Paunsdorf keinen Katecheten hält, so muss derselbe Sonntags früh drei Mal predigen und einen Weg von drei Stunden machen.

Paunsdorf hat ausser dem Rittergute der Kirche und Schule noch zwei ansehnliche Gasthöfe, 12 Güter und 68 Häuser und gehört mit 800 Einwohnern zum Gerichtsamt Taucha, zum Bezirksgericht Leipzig.

M. G.     





Güldengossa.


auch schlechthin Gossa, Jossa, die güldene Gosse genannt, liegt in einem kleinen Thale und bildet mit Liebertwolkwitz und Wachau ein vollkommenes Dreieck, von dem es gegen Süden die Spitze desselben bildet. Es ist zwei Stunden von Leipzig entfernt und liegt im Bereiche der Leipziger Schlacht.

Napoleon hatte, um die grosse Böhmische Armee auf diesen Punkt zu ziehen, schon mehrere Tage vor der Schlacht die Höhe zwischen Güldengosse und Göhren, aus dem 7jährigen Kriege her der Wachberg genannt, verschanzen und mit Kanonen besetzen lassen, zum Schein, als wolle er von hier aus den Verbündeten den Weg nach Leipzig streitig machen. Vielleicht auch, dass diese Verschanzungen bei einem Rückzuge der Alliirten deren Niederlage vollenden sollten.

Nur erst dann, wie Napoleon den ersten Endzweck dieser Befestigungen erreicht hatte und sich die verbündeten Truppen von Altenburg und Borna her zahlreich vor denselben sammelten, wurde die Anhöhe den 13. October am späten Abend verlassen und der Rückzug nach Wachau angetreten und hiermit der Marsch auf das angewiesene Schlachtfeld der grossen Böhmischen Armee freigegeben. Um 8 Uhr des Morgens vom 16. October stand die kaiserl. Oesterr. Armee in einer Linie, mit dem linken Flügel an der Pleisse gelehnt, den Rücken an Krostewitz, die Schäferei Auenhain, Güldengosse und die nordwestliche Spitze des Universitätholzes gestützt, den rechten Flügel an Grosspössna und Seifertshain ruhend, zum Kampfe bereit. Nach 8 Uhr begann der Kampf. Die Schäferei

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/267&oldid=- (Version vom 7.1.2019)