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Bei Thräna entspringt der sogenannte Thrängraben, welcher nordwestlich bei Fuchshain vorbei fliesst und sich nach 1¼stündigen Laufe bei Klein-Pössna mit dem Pössgraben vereinigt. Derselbe bildet gar kein Thal und hat im Sommer sehr wenig Wasser.

Rohrbach ist bekannt durch die daselbst befindlichen grossen Teiche.

Auf dem Rittergute Belgershain ruht die Collatur der Pfarr- und Schulämter hier, sowie zu Baalsdorf, Köhra und Thräna. Hirschfeld hat eine Tochterkirche von Engelsdorf. Die Mutterkirche von Belgershain war bis zum Jahre 1620 ebenfalls Tochterkirche, jedoch von Thräna, aber seit dieser Zeit ist sie wieder Mutterkirche von der Tochterkirche zu Thräna. Bis 1620 wohnte der Pfarrer zu Thräna und der Schullehrer zu Belgershain, jetzt aber wohnt ein Schullehrer ebenfalls zu Thräna.

Das jetzige Kirchengebäude wurde in den Jahren 1681–1686 von Grund auf neu erbaut und zwar grösstentheils auf Kosten des Kirchenpatrons, indem die Kirche nicht mehr als 30 Gulden hergegeben hat.

In Belgershain war in den 20er Jahren ein Sohn des ehrwürdigen Dr. Rosenmüller in Leipzig Pfarrer.

Die geistliche Inspection steht dem Superintendenten zu Grimma zu, so wie auch über Köhra, wovon ein Filial in Rohrbach sich befindet. Hierher ist das Vorwerk Linda eingepfarrt.

Ueber die Kirche zu Köhra steht dem Rittergutsbesitzer von Naunhof die Collatur zu, welches zwar einen eignen aber mit Pombsen verbundenen Gerichtsstuhl für sich bildete. Im Walde von Naunhof finden sich noch die Ruinen der Burg, welche Friedrich Tuta seiner Wittwe bestimmte und davon die von Nauenhoven im 14. Jahrhundert sich nannten. Später war Naunhof ein Amtssitz, 1312 auch eine Festung, südwärts vom Orte liegen die Forsthäuser nach dem Nauenhofer Walde zu, welcher sich zwischen hier, Köhra und Grosssteinberg ausbreitet und unfern des rechten Pardenufers in diesem Walde die oben berührten alten Ruinen des Schlosses Nauenhof zeigt.

Bemerkenswerth von Köhra ist, dass ebenfalls nach diesem Orte ein Adelsgeschlecht sich schrieb.

Köhra hat auch einen bedeutenden Gasthof an der Leipziger Strasse. Der derzeitige Besitzer, von der Parochie Belgershain, hat sich stets als ein sehr gnädiger Fürst gegen die ihm Untergebenen bewiesen.

Wollte Gott das Jahr 1848 wäre bei diesem edlen Fürsten aus dem Gedächtnisse zu tilgen. Denn leider hat damals der blinde Fanatismus und unedler Egoismus eine That gegen diesen hochherzigen Fürsten herbeigeführt, die von den Vernünftigen des Volks nie gebilligt worden und nie gebilligt werden kann, da erhitzten Köpfen, selbst in Zeiten der Aufregung, nie das Recht eingeräumt werden kann, ihren Brennstoff auf Andrer Gut und Eigenthum zu werfen. Noch viel weniger stand den Führern des Aufruhrs in Waldenburg ein solches Recht zu, nachdem schon alle nöthigen Reformen verheissen und zugesagt waren.

Das ist aber das Traurige in solchen unruhigen Zeitperioden, dass es stets an Männern fehlt, die den Muth haben, den unvernünftigen Haufen gegenüber gewichtige Vorstellungen zu machen und auf den gesetzlichen Boden zu verweisen, wodurch der glimmende Funke des Bösen niedergehalten würde und nicht zur lichten Flamme aufgehen könnte.

(M. G.)     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/244&oldid=- (Version vom 14.9.2022)