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Belgershain


zwei Stunden links von der Strasse nach Leipzig zwischen den Dörfern Pomsen, Rohrbach, Oeltschau und Störmthal an der frühern Leipziger Amtsgrenze und der alten Rochlitzer Strasse gelegen.

Das Schloss mit Thurm ist sehr schön zu nennen. Es steht auf einer sogenannten Teichinsel und von demselben hat man eine herrliche Aussicht zu dem dazu gehörigen prächtigen Park.

Die Wirthschaftsgebäude sind überaus gross und die Schäfereigebäude gehören zu den grösseren des Landes. Dieses Gut hat auch starke Brauerei und starke Fischerei, so wie auch die herrlichsten Obstplantagen dazu gehören.

Eine besondere Schäferei ist noch im Beigute Köhra.

Das Gut wurde 1482 noch Vorwerk genannt und Pergershain geschrieben, war ehedem Lehen der Burggrafen von Leissnig, welche im Jahre 1482 die von Pfluge damit beliehen. Nun wird man einwenden, dass diese Angabe nicht auf Wahrheit beruhe, da im Jahre 1455 Friedrich der Sanftmüthige Stadt und Burg Leissnig den Burggrafen wegnahm, weil sie sich in Verbindung anderer unruhiger Ritter gegen ihn aufgelehnt hatten. So richtig auch diese Thatsache ist, so steht eben so fest, dass kurze Zeit darauf die Burggrafen ihre Besitzungen wieder erhielten, Eustachius von Leissnig, Domherr zu Magdeburg, Halberstadt, Meissen und Naumburg, starb am 3. Octbr. 1524 zu Penig an den Folgen eines Faustschlages, den er das Jahr vorher in einem Tumult zwischen den Katholiken und Lutheranern zu Magdeburg erhalten hatte und ihm folgte Hugo, mit welchem durch dessen im Jahre 1538 erfolgten Ableben die Burggrafen ausstarben. Hierauf fiel das Burggrafthum Leissnig dem Herzog Georg von Sachsen als ein eröffnetes Meissnisches Lehen anheim und wurde den unmittelbaren Landen einverleibt.

Mit Belgershain wurde nach der Familie von Pflug vom Herzog Georg ein Hans von Planitz beliehen, nach dessen Ableben solches in die Hände seines Sohnes Hans Friedrich von Planitz kam.

Im Jahre 1619 war das Gut in den Händen der Schulenburg’schen Familie.

Im Jahre 1681 kam es an die von Ponickau, welche es bis zum 18. Jahrhundert besessen haben. Im 18. Jahrhundert, und zwar 1809 gehörte es dem geheimen Rath von Uechteriz, von welchem es an dessen Erben überging.

Im Jahre 1820 war der geheime Rath Emil von Uechteriz damit beliehen, von welchem es der Fürst Victor Schönburg, Waldenburg acquirirte, welcher noch derzeitig im Besitze desselben ist. Zum Gute gehört noch das Vorwerk Lindhardt oder Linda und vor der neuen Gerichtsorganisation gehörten die Dörfer Baalsdorf und Hirschfeld, Thräna und Rohrbach zu Belgershain. Baalsdorf und Hirschfeld gehörte in früheren Zeiten der Nicolaikirche zu Leipzig, mit welcher solche durch die Munificenz des Markgrafen Dietrich 1213 mit dem Kirchenpatronate an das neugestiftete Thomaskloster in Leipzig kamen.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/243&oldid=- (Version vom 16.9.2022)