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Nach Michelwitz sind 7 andere Dörfer eingepfarrt, die nahe herum liegen und mit diesen zusammen die Haidedörfer genannt werden; wahrscheinlich deswegen, weil sie weder Holz noch Wiesen haben. Der Boden, auf dem sie liegen, ist hinsichtlich der Fruchtbarkeit ungewiss; denn in meisten Jahren fallen die Ernten sehr gering aus. Statt der Wiesen giebt es hier blos Kleefelder.

Die Mutterkirche von Michelwitz mit den eingepfarrten Dörfern: Zschagast, Maltiz, Langenhain, Käferhain, Pautzsch, Medewitz und Nöthenitz waren sonst stiftisch, ist aber durch Sachsens Theilung vom Stifte Zeitz abgekommen und zur Inspection Pegau geschlagen worden.

Das Patronatrecht übte vor der Reformation das Kloster Bosau aus, nach derselben aber kam es an das Stifts-Consistorium und blieb bei demselben bis zum Jahre 1748, wo es an die Besitzer des Ritterguts Löbnitz verliehen wurde. Schon bei der ersten sächs. Visitation im Jahre 1555 wurde Michelwitz zur Inspection Pegau gezogen, daher auch immer von Seiten dieser Inspection von Zeit zu Zeit darauf Ansprüche gemacht worden sind. Seit dem Jahre 1564 aber, wo auch in Zeitz eine Superintendentur errichtet wurde, ist es auch bei dieser bis zum Jahre 1815 verblieben.

In Michelwitz war vor den Zeiten der Reformation ein Pegauer Klostergut.

Das Kirchspiel Gatzen besteht aus 5 Dörfern, die sämmtlich zur Pflege Löbnitz gehören.

Das Elsterthal ist bei Gatzen eine halbe Stunde breit und prangt auf beiden Seiten der Elster mit den vortrefflichsten Wiesen und Weideplätzen, auch findet sich in demselben einiges Holz.

Die Bewohner dieser 5 Dörfer haben schöne Rindviehzucht und bauen viel Korn, Gerste und Hafer, wenn das Jahr nicht zu nass ist. Die Gatzner Kirche ist ein schönes geräumiges Gebäude, im Jahre 1575 erbaut und durch den verstorbenen geheimen Rath Adam Ernst Senft von Pilsach im Jahre 1705 erweitert und verschönert; sie hat eine gute Orgel, eine geräumige Herrschaftscapelle, eine von dem Verbesserer des Kirchengebäudes angelegte Bibliothek, ein Erb-Begräbniss.

Genannter Gutsherr stiftete auch ein Legat zum Besten der Armen in der Kirchfahrt und des Predigers und Schullehrers, sowie des Gerichtshalters. Er ist Verfasser des im Zeitzer Gesangbuche befindlichen Liedes: Herr Gott, du kennst meine Lage.

Kirche und Schule standen unter der Inspection Naumburg, während jetzt Pegau die Aufsicht führt.

Die Einwohner von Gross-Priessligk, an der Schnauder gelegen, wo eine bedeutende Torfgräberei seit Jahren betrieben wird, sind nach Groitzsch eingepfarrt, wogegen vor Einführung der neuern Gerichtsorganisation ein Theil des Städtchens Groitzsch unter die Gerichte zu Gross-Priessligk gehörte.

Durch Groitzsch wird man unwillkührlich an Graf Wieprecht von Groitzsch erinnert, welcher die Pflege Groitzsch im 11. Jahrhundert von dem Stadtgrafen Udo von Stade gegen andere Güter in der Mark eintauschte. Ihn muss man als den wahren Vater der Kultur hiesiger Gegend und eines grossen Theils des Leipziger Kreises ansehen, wozu er nicht blos durch Stiftung der Klöster zu Pegau und zu Groitzsch, sondern auch durch das Herbeiziehen fränkischer Kolonisten unendlich viel beitrug. Diese war damals überhaupt eine der mächtigsten Dynastien; denn ihm gehörte ausser Groitzsch noch ein grosser Theil der Oberlausitz, die Grafschaft Leisnig, ein beträchtlicher Distrikt des Pleissner Landes z. B. Zwickau, Colditz u. s. w.

Dieser Held und Fürst der Sorben liegt in Pegau begraben.

Dieser Graf Wieprecht von Groitzsch bekam auch im Jahre 1090 vom Bischof Wolrabo von Naumburg den Gau Buthin geschenkt, welcher 700 Hufen enthalten haben soll und wovon das zur Pflege Löbnitz gehörige Dorf Pautzsch oder Beutsch ein Ueberbleibsel ist.

Die ganze Pflege Löbniz gehört jetzt zum Gerichtsamt Pegau, zum Bezirksgericht Borna, zur Amtshauptmannschaft Borna, zum Regierungsbezirk Leipzig mit 210 bewohnten Gebäuden, wovon auf den Ort Löbnitz 36 kommen.

(M. G.)     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/241&oldid=- (Version vom 7.1.2019)