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Löbnitz


auch Alt-Löbnitz, eine Stunde südlich von Pegau an der Schwennigke gelegen.

Das hiesige Rittergut mit prächtigem Schlosse und schönem Garten liegt dicht an der Schwennigke.

Das Schloss, in edlem grossen Styl erbaut, war ehedem ein Jagdschloss, welches die Herzöge von Sachsen Zeitz besassen und zu diesem Schlosse gehörten blos Holz und Wiesen. Um’s Jahr 1696 kaufte es der churfürstliche geheime Rath und Ober-Consistorial Präsident Adam Ernst Senft von Pilsach dem Herzoge Moritz ab und von dieser Zeit wurden nach und nach mehre Bauernfelder dazu gebracht und das Vorwerk Nöthnitz angelegt, so dass es im Jahre 1797, wo es dem Kreishauptmann Blümner in Leipzig gehörte, 29 Hufen Feld besass, von denen später wieder nach und nach 9 Hufen verkauft worden sind.

Zu dem Rittergute gehört eine beträchtliche Ziegelscheune, so wie bedeutende Bier- und Brandtweinbrennerei. Die Dörfer Alten-Groitzsch, Gatzen, Methewitz, Michelwitz, Pautzsch, Bennewitz, Saasdorf, Gross-Priesligk und das Vorwerk Nöthnitz bilden die sogenannte Pflege Löbnitz. Die Gerichtsstube für diese ganze Pflege war vor der neuen Gerichtsorganisation zu Löbnitz, seine eigne Gerichtsstube hatte blos noch das Dorf Gross-Priesligk.

Nach der Familie von Pilsach besass die Pflege der Domherr von Levezow, von welcher es an den Freiherrn von Brösigke kam. Von diesem acquirirte es die Hohenthalsche Familie.

Der jetzige Besitzer ist der Königl. Sächs. Kammerherr Alfred von Hohenthal, der Sohn des frühern Königl. Sächs. Kreishauptmann Peter Carl von Hohenthal, dessen Vater der Königl. Sächs. Conferenzminister Johann Wilhelm Graf von Hohenthal war. Ein Name, der durch die sächs. Gauen golden klingt und fort in seinem Ruhme strahlen wird, so lange noch Menschen für grosse schöne Tugenden, für Hochherzigkeit und Edelmuth empfänglich sind.

Es gehört also auch dieses Gut der I. Linie der Graf Hohenthalschen Familie.

Dieselbe ist Collatrizin über die Kirche zu Gatzen, wohin Löbnitz gepfarrt ist, und über die Kirche zu Michelwitz, wohin Nöthnitz gepfarrt ist.

In Michelwitz ist eine schöne Stiftung von dem im Jahre 1760 zu Frankfurt a. M. verstorbenen Kaufmann Christian Friedel. Friedel, der Sohn des Michelwitzer Pfarrers Christoph Friedel, wurde zu Michelwitz am 9. Septbr. 1693 geboren und aus Anhänglichkeit zu seinem Geburtsorte vermachte er der Kirche ein Capital von 4000 Gulden rheinisch mit der Bestimmung, dass von den Zinsen jährlich der derzeitige Stifts-Superintendent 48 fl., der jederzeitige Schösser zu Löbnitz 40 fl., der jedesmalige Pfarrer in Michelwitz 10 fl., der Schulmeister 6 und die Kirchenväter 4 fl. erhalten und aus dem Ueberschuss der Interessen zur Hälfte Bibeln, Gesangbücher und Katechismen für die Bedürftigsten der Gemeinde gekauft werden sollten, während er die andere Hälfte zum Austheilen an Michelwitzer Arme bestimmte. Vor der Vertheilung sollte der Ortspfarrer allemal eine Predigt über den Todten halten und Sterbelieder singen lassen.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/240&oldid=- (Version vom 7.1.2019)