Funkenburg) hindurch geht, um das Rosenthal westlich zu begrenzen, während ein zweiter noch diesseits der Funkenburg die Strasse kreuzt, ein dritter hingegen mit dem Hauptarme der alten Pleisse vereinigt, als Mühlgraben bis in die Nähe des innern Frankfurter Thores zu Leipzig kommt, hier nur durch ein Wehr von der höher fliessenden Pleisse geschieden ist und, schnell sich wendend, dem Lazareth zuströmt.
Man wird diese Abschweifung zur Verständniss des Ganzen uns gern verzeihen, und nun zurück nach Wiederau:
Mit dem nahen Döhlen wird Wiederau durch einen hohen Damm und durch vier Brücken verbunden, davon die drei ersten nur beim Austreten des Flusses Wasser unter sich haben. Die eigentliche Flussbrücke ist sehr lang, aber nur hölzern, und an derselben steht ein, schon zu Döhlen gehöriges Gebäude für den Brückenzoll. Von diesem Hause bis zur hohen Strasse führt an der Chaussee eine schöne Pappelallee.
Im Nordosten vom Gute findet man grosse Obstplantagen und im Südosten eine der grösseren Ziegelbrennereien. Bei dieser Ziegelei giebt es eine Hopfenplantage und auf den herrlichen Auenfeldern baut man auch Flachs, viel herrliches Kraut, Hirse u. s. w. Ueberhaupt ist um Wiederau der fruchtbarste Boden der ganzen Pegauer Pflege zu finden.
Von dem Grafen von Hennicke ging das Rittergut mit dem Patronat über Kirche und Schule auf den churfürstlich sächsischen Oberküchenmeister Herrn von Berlepsch über, von welchem es die Familie Kypke im Jahre 1811 acquirirte, die gegenwärtig noch im Besitze des Gutes ist, welcher das Gut und das Dorf viele Verbesserungen und viele Wohlthaten verdankt, und der auch Grossstorkwitz gehört.
Die Kirche, der Bewohnerzahl hiesigen Orts angemessen, gehört unter die bessern, freundlichen Landkirchen. Sie ist im Jahre 1836 im Innern erneuert und mit einer trefflichen achtfüssigen Orgel versehen worden. Ein Altargemälde und ein hölzernes Crucifix sind ihr zur Zeit des Minister Grafen von Hennicke von einem Italiener verehrt worden.
Von der Zeit ihrer Gründung sind keine Nachrichten vorhanden, indem im Jahre 1724 die hiesige Pfarrwohnung vom Blitze getroffen und abgebrannt ist, wobei auch das Pfarrarchiv ein Raub der Flammen wurde. Der Thurm hat zwei sehr alte Glocken, deren Aufschrift aber nicht entziffert worden ist. Die Kirche besitzt drei Acker Wiesen, einen Acker Holz und ein Capital von 2000 Thalern.
Der erste vom Catholicismus zum Protestantismus übergetretene Pfarrer war Simon Acker im Jahre 1522–1549. Seit dieser Zeit fungirten überhaupt vierzehn Pastoren bis jetzt.
Die Kinder der hiesigen Schule sind in der neuern Zeit bis auf vierzig angewachsen und ist die Schullehrerstelle selbst mit 200 Thalern fixirt. Die Parochie, wozu weiter nichts gehört, steht unter der Inspection Pegau.
Wiederau hat sehr schöne Bauergüter. Vorzüglich aber zeichnet sich der Gasthof aus. Derselbe bildet mit seinen grossen und schönen, auch mit Blitzableitern versehenen Gebäuden das westliche Ende des Dorfes, ist herrschaftliches Eigenthum und enthält auch die Brauerei und Brennerei.
Mit dem Rittergute Wiederau war das Gut Klein-Dalzig (¾ Stunden nordwestlich gelegen) combinirt, welches jetzt zum Gerichtsamte Zwenkau gehört und nach Gross-Dalzig eingepfarrt ist. Zu Wiederau gehörten auch noch die Dörfer Döhlen, Gross-Trewitz (wo die Collatur ebenfalls dem Rittergute zusteht), Merschwitz und Rüssen.
Gross-Trewitz gehört ebenfalls jetzt unter das Gerichtsamt Pegau, wogegen Rüssen und Döhlen dem Gerichtsamte Zwenkau zugewiesen sind.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/235&oldid=- (Version vom 7.1.2019)