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Bei dieser Gelegenheit verschaffte er Dr. Eck gegen die von einigen Studenten ihm gedrohten Misshandlungen Schutz und sprach auch seine Unzufriedenheit über die von Dr. Luther gehaltene Predigt aus, so dass er ausrief: „Ich wollte Dr. Martinus hätte seine Predigt bis gen Wittenberg gespart.“ Er starb im Jahre 1524 zu Pegau als Leipziger Stadtcommandant und ruht in der Leipziger Paulinerkirche.

Die religiöse Ueberzeugung Cäsars und dessen Abneigung gegen die Lehre Luthers ging auf seinen Sohn Julius über, der von ihm in erster Ehe mit Magdalena geb. von Carlowitz erzeugt wurde.

Dieser Julius von Pflugk, der durch seine Gelehrsamkeit sowohl wie durch seine Schicksale berühmt geworden ist, war in Eythra 1499 geboren. Er studirte 1517 zu Bologna, ward später Domdechant zu Meissen und Domprobst zu Zeitz, und 1541 von dem Domkapitel zu Naumburg heimlich, ohne des Kurfürsten Johann Friedrichs Einwilligung, zum Bischoff erwählt. Obschon die Kirchenverbesserung seit einer geraumen Zeit in das Stift eingedrungen war, so widersetzte sich doch Bischoff Julius der evangelischen Lehre. Johann Friedrich der Grossmüthige hatte zur Förderung der Reformation Nicolaus von Amsdorf nach Naumburg gezogen. Aber das Domkapitel erkannte ihn nicht an und erwählte statt seiner den katholischen Domherrn Julius von Pflugk, welchem auch Amsdorf, nachdem Johann Friedrich in Gefangenschaft gerathen war, weichen musste. Julius Pflugk war übrigens der letzte Bischoff von Naumburg und zwar vom Jahre 1547–1564. Mit diesem Jahre hörte die bischöffliche Würde auf und das Stift erhielt einen Administrator aus dem Hause Sachsen. Von Stiftung des Bisthums Naumburg bis auf Julius Pflugk hatte Naumburg 36 Bischöffe gehabt. Julius von Pflugk starb am 3. September 1564 zu Zeitz, wo derselbe auch begraben liegt, während sein Grabdenkmal zu Naumburg aufgestellt ist.

Nachdem Eythra zwei Jahrhunderte hindurch denen von Pflugk gehört hatte, wechselte es seine Besitzer öfter. Zunächst folgten im Besitze die Herren von Rechenberg, von welchen es die von Schleinitz acquirirten. Im Jahre 1751 kam das Gut an Graf von Werthern, von welchem es der Cabinetsminister Senft von Pilsach kaufte, der Schwager des Ersteren. Die verw. Gräfin Senft von Pilsach ererbte dasselbe im Jahre 1817, unter deren Gemahl Eythra oft der Schauplatz grosser Feste und Feierlichkeiten war. Von Letzterer kaufte es der Kammerrath David Anger, welcher auch Groitzsch, Grossdalzig, Zitzschen, Pödelwitz und Zweinaundorf besass. Seit 1839 ist mit Eythra sammt Pertinenzen dessen Sohn, Herr Alexander Anger beliehen. Der vielverdiente Kammerrath Anger war Mitglied der ersten Ständekammer. Auch sein Herr Sohn hat viele Verdienste um Eythra.

Bemerkenswerth ist noch von Eythra, dass in dem sehr kalten Winter des Jahres 1829 auf dem Elsterflusse in der Nähe von Eythra ein Singschwan geschossen wurde, der aus seiner Heimath nur sehr selten in unsere Gegenden kommt.

Das zu Eythra gehörige kleine Städtchen Groitzsch ist bekannt durch seine Pabusenfertigung, welche im siebzehnten Jahrhundert ein gewisser Meyer aus der türkischen Gefangenschaft hierher verpflanzt hat.

Früher war Groitzsch eine Grafschaft, welche den Sommerscheburger Grafen gehörte, die ihren Sitz in einer ungemein festen Burg auf dem Hügel im Westen hatten. Auf derselben residirte der gefürchtete lausitzische Markgraf Wieprecht, sowie dessen Sohn Heinrich, worauf sie Leibgedinge seiner Wittwe ward. Wie aber das Zubehör durch kaiserliche Schenkung an Conrad den Grossen, (welcher hier die prachtvolle Hochzeit seiner Tochter Mathilde mit Albrecht von Brandenburg feierte), so kam auch die Burg selbst an dessen Sohn Carl, welchen jene Wittwe erzogen hatte. Groitzsch wurde später den Pegauer Aebten, welche die Burg völlig schleiften, überlassen. Letztere haben den Ort selbst an die von Groitzsch verliehen. Im Jahre 1200 hatte es ein Friedrich von Groitzsch. Von Friedrich Tuta Groitzsch ging es an Tidemann über, der es 1289 an Friedrich den Freudigen abtrat, es jedoch von diesem nach dem Verluste der Lausitz wieder bekam. Im Jahre 1305 hielt Friedrich in Groitzsch einen besonderen Voigt, nach dem Jahre 1482 wurde es nebst Pegau an die Herren von Pflugk auf Eythra versetzt, wobei es denen von Pflugk für immerwährende Zeiten geblieben ist.

Eythra mit Bösdorf und Mausitz gehört seit der neuen Gerichtsordnung zum Gerichtsamte Zwenkau, zum Bezirksgerichte Borna, zur Amtshauptmannschaft Borna, zum Regierungsbezirk Leipzig, wogegen Groitzsch mit seinen Bewohnern jetzt zum Gerichtsamte Pegau gehört.

Eythra zählt 130 bewohnte Gebäude mit 186 Familienhaushaltungen und 787 Bewohnern.

Eythra als Parochie hat über 1000 Seelen.

In den ältesten Zeiten scheint in Eythra blos eine Kapelle gewesen zu sein, in welcher der Pfarrer zu Bösdorf eine Erbauungsstunde hielt. Später wurde wahrscheinlich die Kapelle zur Filialkirche und noch später zu einer eigenen Pfarrkirche mit einem besonderen Pfarrer erhoben. Der erste Pfarrer von Eythra ist aus Bösdorf dahin gezogen, welche beide Orte früher ihren eigenen Pfarrer hatten; aber wegen des spärlichen Einkommens wurde dann nur eine Stelle für beide Orte gegründet. Daher lässt sich erklären, dass in Eythra nur alle 14. Tage gepredigt wird, während in Bösdorf alle 8 Tage Gottesdienst stattfindet. An dem Sonntage, wo

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/214&oldid=- (Version vom 7.1.2019)