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Von Podelwitz aus hat man einen sehr schönen Weg nach dem benachbarten Rochlitzer Berg, der auch der Rochlitzer Wald hier genannt wird. Es ist der höchste Berg des Leipziger Kreises. Er erhebt sich 1200 pariser Fuss über die Meeresfläche hat an seinem Fusse 2 Stunden im Umfange und bildet zwei Gipfel, von denen der südwestliche um 160 Fuss niedriger als der Hauptgipfel ist. Durch seine Gebirgsart unterscheidet er sich von allen benachbarten Bergen und Bergrücken und muss derselbe als ein isolirtes Mittelgebirge betracht werden. Er enthält den berühmten Porphyr, – ein Gemenge sehr verhärteten Thons und äusserst feiner Quarztheile: Derselbe würde nur ein lockeres zelliges Ansehen haben, wenn die kleinen Zellen nicht wieder mit einem weichen, eisenhaltigen Thon, der gewöhnlich eine fleisch- oder ziegelrothe, zuweilen auch eine weisse oder bläuliche Farbe hat, angefüllt wären.

In den einzelnen Brüchen werden über 100 Arbeiter beschäftigt. Die Schlösser Augustusburg, die Pleissenburg, das Schloss zu Rochlitz, Colditz, Rochsburg und Waldenburg, sowie die Kirchen zu Rochlitz, Mitweida, Geithayn, Geringswalde, Penig sind von Rochlitzer Porphyr grösstentheils erbaut. In den ältesten Zeiten kommt dieser Porphyr unter dem Namen „Rochlitzer Marmor“ vor.

Unweit Podelwitz erhebt sich auch der sogenannte Hainberg, auf welchem eine im 30jährigen Kriege zerstörte Eiche stand die 24 Ellen im Umfange hatte.

Podelwitz gehört seit Aufhebung der Patrimonialgerichte und Einführung der neuen Gerichtsorganisation, also seit dem ersten October vorigen Jahres zum Gerichtsamte Colditz[1] und zur Ephorie Rochlitz und unter die dasige Amtshauptmannschaft des Regierungsbezirks zu Leipzig.

Podelwitz zählt 33 bewohnte Gebäude mit 40 Familienhaushaltungen und 200 Bewohnern.

Die ganze Gegend von Podelwitz ist nach allen Seiten hin fruchtbar und angenehm.

M. G.     



  1. Ueber Sachsens neue Gerichtsorganisation und über Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit überhaupt wird noch am Schlusse des ganzen Werks eine kurze Geschichte insbesondere folgen. (D. V.)



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/211&oldid=- (Version vom 7.1.2019)