Döben liegt eine kleine halbe Stunde von Grimma an dem rechten Muldenufer auf einem Berge, das Zettengebirge genannt, welches von Höfchen aus bis nach Schmorditz das Ufer des Flusses begränzt und mit seinen Bäumen, seinen Thälern und Höhen neben der laut dahin rauschenden Mulde der ganzen Gegend die Anmuth und den Reiz verleiht, wodurch selbst aus der Ferne Besucher herbeigeführt werden.
Döben findet man schon in den ältesten Urkunden und wird Dewie benannt und soll früher ein Städtlein gewesen sein. Dewie bedeutet in wendischer Sprache die Jungfrau und deutet auf einen Ursprung dieses Ortes zu einer Zeit, wo noch die Sorben-Wenden das Meissnische Land bewohnten.
Schon im Jahre 1117 kommt das Städtlein Dewie in der Geschichte vor. Zu dieser Zeit hat Graf Wiprecht diese Stadt durch List eingenommen und soll einen solchen Vorrath an Sachen daselbst davon gebracht haben, dass alle seine Soldaten ihren Mangel dadurch abhelfen konnten.
Kaiser Heinrich V. hatte nämlich den Vater dieses Wiprecht, den berühmten Landgrafen Wieprecht von Groitzsch, gefangen und im Schlosse Dewin verwahrt, die Söhne desselben aber das kaiserliche Heer bei Dewin geschlagen, ein verschanztes Lager erbeutet und ihren Vater befreiet. Von dieser Verschanzung sind noch Spuren zu finden, welche an der Nordostseite des Dorfes bis an das in einer steilen Felswand gebildete Muldenufer laufen.
Das Schloss Döben ist auf einem steil anstrebenden Felsen erbaut, das Souterain fast gänzlich in Felsen gehauen. Von dem eigentlich alten Baustyl ist nicht viel mehr vorhanden. Ein Thurm ist noch da, der zwar noch Spuren gothischer Baukunst trägt, aber seine Bedachung ist aus der Neuzeit. Auf diesem Thurme soll dem Markgrafen Otto dem Reichen sein Aufenthalt auf einige Wochen angewiesen gewesen sein, als derselbe von seinem Sohne, Albrecht dem Stolzen, im Jahre 1188 gefangen genommen war, weil er die Erbtheilung zu Gunsten seines jungen Sohnes Dietrich ändern wollte. Albrecht musste seinen Vater auf Befehl des Kaisers Friedrich I. wieder freilassen, jedoch die Streitigkeiten selbst wurden erst später beigelegt.
Das Schloss hat gar nichts Alterthümliches mehr, als den Rittersaal, zu welchem aus dem Keller eine Wendeltreppe führt. Die Grösse des Saals beträgt 2500 Quadratfuss und der Saal selbst hat einen Ofen von 5 Ellen lang, 2¼ Ellen breit und 6½ Ellen hoch, in welchem eine Feuerung von in Leipzig klein gemachtem Holze schwerlich an ihrem Platze sein dürfte.
Die Geschichte von Dewie erzählt uns von ihren Burggrafen. In einer Urkunde auf dem Landtage, welcher auf dem Kulmberge bei Oschatz 1185 abgehalten worden, hat ein solcher Burggraf den Rang von den Burggrafen zu Leisnig und Dohna. Ein Burggraf Albrecht von Dewin war der Beförderer des Baues des Georgen-Hospitals bei Grimma im Jahre 1241, weshalb auch Döben mit dem Rittergute Böhlen abwechselnd das Recht hat, in diesem in eine Waisen-Anstalt umgewandelten Hospitale eine Stelle mit einer männlichen oder weiblichen Waise zu besetzen. Im Jahre 1286 verschwinden die Burggrafen von Döben, bis sie ausgestorben, oder
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/196&oldid=- (Version vom 30.7.2020)