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Leipzig. Nach dem Ableben Christoph Richters nahm es dessen Sohn, Wilhelm Richter, Kauf- und Handelsherr in Leipzig, in Lehn, welcher es bis zum Jahre 1827 besass. In diesem Jahre kam es an den Amtsrath Johann Christian Degener, der in diesem Jahre erst mit Tode abgegangen ist und die Brandstetter’schen Kinder aus Hof in Baiern als Erben seines Besitzthums eingesetzt hat.

Die Collatur des Pfarramtes in Rüben und Zehmen steht den Besitzern von Zehmen und Rüben abwechselnd zu, und ist die Reihe bei der letztern Besetzung desselben an den Gerichtsherrn von Zehmen gewesen. Dagegen wird die Schulstelle allein durch den Besitzer von Zehmen besetzt. Zehmen und Rüben ist eine combinirte Parochie.

Schon im Jahre 1574 werden die beiden Orte Zehmen und Rüben als vereinigt aufgeführt, und zwar Zehmen als Hauptpfarre und Rüben als Filial.

Die Kirche zu Rüben hat eine sehr schöne Lage inmitten des Rübener Pfarrgartens, welcher mit dem Gottesacker von einer Mauer umschlossen ist, welcher letztere gegen West und Nord an den herrschaftlichen Garten und Hof gränzt. Die Kirche selbst ist in den Jahren 1780 und 1781 von Grund aus neu und auf der genannten Stelle und einer andern als der frühern erbaut. Die alte Kirche befand sich dicht neben den herrschaftlichen Gebäuden. Am 5. Sonntag post Trinit. 1783 ist die neue Kirche vom Superintendent Dr. Körner eingeweiht worden, und haben seit dem Jahre 1534 bis auf die neueste Zeit an der alten und neuen Kirche in Rüben zwanzig Pfarrer fungirt. Der jetzige ist Herr M. Abendroth, welcher von Herrn Dr. Schmiedel als Pfarrer von Zehmen und Rüben berufen worden und seit zwei Jahren sein Amt verwaltet.

Zehmen und Rüben sind rücksichtlich ihrer Lage von der Natur begünstigt. Das daselbst erbaut werdende Getreide gehört zu den besten im Umkreise, so wie die Ernten an allen Orten Gartenfrüchte und Obst mit seltenen Ausnahmen stets sehr reiche zu nennen sind. Die Wiesen an der Pleisse geben reichliches und gutes Futter für das Vieh, weshalb auch von hier viel Butter und Milch nach Leipzig gebracht wird.

Fröhlichkeit und Freundlichkeit findet man stets unter den Bewohnern beider Dörfer Zehmen und Rüben, was wohl seinen Grund mit darinnen hat, dass von jeher die Insassen sich guter, braver und humaner Gerichtsherrschaften zu erfreuen hatten.




Machern.


Machern kommt schon zu Ende des zehnten Jahrhunderts unter dem Namen Mucherini, später Macherum, vor, und gehörte dem Erzbischofe Gero von Magdeburg und liegt 4 Stunden von Leipzig, 3 Stunden von Grimma, 2½ Stunden von Eilenburg und 1½ Stunde von Wurzen. Machern hat eine sehr gesunde Lage und wird von der Leipzig-Dresdner Eisenbahn berührt; sonst ging die Leipzig-Dresdner sehr lebhafte Chaussee bei dem Dorfe vorüber, welches 29 grössere Bauergüter und 18 Kleinhäusler, sowie eine Wind- und eine Wassermühle hat und gegen 550 Seelen zählt. Häusler und Mietheinwohner haben einen nährenden Erwerbszweig seit dem Erbau der Leipzig-Dresdner Eisenbahn an der letzteren gefunden.

Die dasige Kirche wurde im Jahre 1343 von dem Merseburger Bischof Heinrich dem Vierten zu einer Pfarrkirche erhoben, während sie bis zu dieser Zeit eine Tochterkirche von Brandis war. Machern gehörte zu den Kirchen, wo die neue Lutherlehre zuerst neuen Fuss fasste, weshalb der Pfarrer Kluge im Jahre 1522 in den Bann gethan wurde. Die Kirche hat einen sehr schönen, hohen Thurm, der im Jahre 1753 ganz neu erbaut worden ist. Als Zierde der Kirche ist nicht unerwähnt zu lassen das von Italienischem Alabaster dem Reichsgrafen Wolf von Lindenau, Besitzer von Machern, Zeititz, Cossen und Eulenfeld, auch Sächsischer Amtshauptmann zu Leipzig und Wurzen von der reichsgräflich von Lindenau’schen Familie gesetzte Monument. Die früheren Besitzer des Gutes Machern sind nämlich seit dem Jahre 1430 bis zum Jahre 1802, mithin 372 Jahre lang ununterbrochen die Herren Grafen von Lindenau gewesen. Wolf von Lindenau, Amtshauptmann von Wurzen und Leipzig, ist am 3. Juni 1710 auf Machern

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/193&oldid=- (Version vom 30.7.2020)