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Breitenfeld.


Das Rittergut Breitenfeld liegt eine und drei Viertelstunden von Leipzig, zwischen den nach Delitzsch und Dessau führenden Chausseen, kaum eine Viertelstunde von der Preussischen Gränze, auf einer Hochebene, welche in südöstlicher Richtung eine hübsche, selbst das Erzgebirge berührende Aussicht gewährt, ziemlich 500 Fuss über der Nordsee. Jenseits der Dessauer Strasse verbreitet sich der weithin sichtbare Breitenfelder Tannenwald, welcher durch die heldenmüthige Vertheidigung Pappenheims eine historische Berühmtheit erlangte und nahe dabei liegt das zu Breitenfeld gehörige Dorf Lindenthal; auch stehen diesem Rittergute die nahen Dörfer Grosswiederitzsch, Kleinwiederitzsch und Hahna und das Collaturrecht über die Kirchen zu Grosswiederitzsch, Seehausen und Hahna (Hayna, Hayn) zu.

Breitenfeld gehört zu den stärksten Rittergütern des Landes. Es hat sehr umfangreiche massive Gebäude, ein zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts erbautes, oder doch bedeutend renovirtes Schloss von drei Etagen Höhe und ein hübsches Belvedere mit einer Schlaguhr. Die Gebäude bilden drei Gehöfte und es stösst daran ein wohleingerichteter Garten, auch giebt es um den Ort treffliche Obstpflanzungen. Auf dem Gute befindet sich eine bedeutende Viehzucht, namentlich Schäferei, sowie Brauerei und Ziegelei. Die Gerichtsbarkeit erstreckte sich vor deren kürzlich erfolgter Abtretung an den Staat über mehr als tausend Menschen, wovon beinahe dreihundert auf preussischem Gebiete wohnen. – Uebrigens ist das Rittergut Breitenfeld berühmt durch zwei Schlachten des dreissigjährigen Krieges, auf die wir später zurückkommen werden. Vom 16. bis 18. October 1813 diente das Schloss dem Kronprinzen von Schweden als Hauptquartier und der Feldmarschall Blücher ertheilte am 16. October von hier aus verschiedene Befehle.

Ohne Zweifel befand sich in früher Zeit bei dem Rittergute Breitenfeld auch ein Dorf, welches durch ein unbekanntes Ereigniss zu Grunde ging. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Verwüstung Breitenfelds im Hussitenkriege geschah; denn in einer zu Merseburg befindlichen Urkunde wird gesagt, „dass ein Schwarm hussitischer Mordbrenner, die sich von dem vor Taucha lagernden Heere getrennt, bis an die Elster hinüber gestreift, wo von ihnen mehrere Dörfer verwüstet worden wären, bis die Landleute sich zusammengerottet und eine ziemliche Anzahl der Fremdlinge am Birkenauer Holze todt geschlagen hätten.“ Ob das Schloss damals ebenfalls verwüstet wurde, ist nicht zu ermitteln, wohl aber sieht man noch jetzt, dass selbiges mit Wall und Graben geschützt war und dem andringenden Feinde einigen Widerstand leisten konnte.

Schon im dreizehnten Jahrhundert wird Breitenfeld urkundlich erwähnt. Es war damals bereits seit „undenklichen Zeiten“ ein Lehn der Bischöfe von Merseburg, die solches, nebst Hahna, bis 1271 den Markgrafen von Meissen zu verleihen pflegten. In diesem Jahre erkaufte Markgraf Dietrich von Landsberg Dorf und Schloss Breitenfeld (Praitvelthe) mit noch einigen nahen Dörfern, worunter Hahna, vom Bischof Werner von Merseburg für zweihundert Mark. Auf dem Schlosse zu Breitenfeld sassen nunmehr adelige Lehnsmänner als markgräfliche Vasallen, von denen 1350 Bercht von Geusau und 1395 Hartwig von Trotha vorkommen; 1401 aber flüchtete Utz von Warin auf Breitenfeld, verfolgt von Timm Pflugk, mit dem er in Fehde lebte, in das feste Haus zu Plaussig, wo ihn der Herr von Plussk wohl aufnahm und mit bewaffneter Bedeckung heimwärts geleitete. Um das Jahr 1490 gehörte Breitenfeld Hansen von Uichteritz und 1560 einem Herrn von Breitenbach, dessen Nachkommen es an Georg Rothe (wahrscheinlich aus dem Geschlecht der Dehnfelser) verkauften, welcher es noch 1612 besass. Durch Erbschaft kam das Gut sammt den Dörfern Gross- und Kleinwiederitzsch, Lindenthal und Hahna an Friedrich von Brösigke, einen sehr intelligenten und in politicis wohlbewanderten Herrn, der die schweren Drangsale des dreissigjährigen Krieges zu ertragen hatte und wegen der später zu zahlenden Kriegssteuern mit der Landesregierung manche hartnäckige Disputation führte. Wie sehr die Vermögensverhältnisse

     Leipziger Kreis, 15. Heft, oder 57. d. g. F.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/177&oldid=- (Version vom 30.7.2020)