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August Albrecht Bollmann aus Grossenottensleben[VL 1] bei Magdeburg, der am 16. Mai 1754 mit Tode abging und in der Erbgruft des Edelsitzes begraben liegt. Im Jahre 1756 erkaufte Zehmen der französische Emigrant Pierre Mauru, nach dessen 1768 erfolgtem Tode es bis 1770 Eigenthum von dessen Wittwe, Marie Therese Mauru, geborne Sechlage, blieb. Von 1770 bis 1779 besass das Rittergut Johann Peter Leplay, und von 1799 bis 1815 dessen Tochter, Frau Antonie Schmiedel, Gemahlin des königlich Sächsischen Hof- und Justizraths Dr. Christian Schmiedel. Bis zum Jahre 1817 gehörte das Gut den Gebrüdern Theodor und Eduard Schmiedel, von da an aber bis jetzt ist dessen alleiniger Besitzer Herr Dr. Christian Theodor Schmiedel, dem auch das Haus zur grossen Feuerkugel in Leipzig gehört. Seit dem Jahre 1772 besitzt die Familie auch das nahe Rittergut Kötzschwitz, welches Peter Leplay von Friedrich von Karstädt erkaufte.

Neben den Gebäuden des Rittergutes, die an dem Ufer der Pleisse stehen, erhebt sich auf einem freien Platze die Kirche. Dieselbe ist im Spitzbogenstyle erbaut und wurde am 24. August 1620 von dem Leipziger Superintendenten Dr. Schmuck eingeweiht, erhielt aber erst 1747 ihren Thurm, auf dem sich nur zwei Glocken befinden. Im Jahre 1711 war die Kirche zu Zehmen so baufällig geworden, dass zu ihrer Erneuerung Collecten in der Leipziger und anderen Ephorieen ausgeschrieben werden mussten um sie nur wieder herstellen zu können. Das Innere des Gotteshauses ist lichtvoll und freundlich. – In früher Zeit befand sich um die Kirche herum ein Friedhof, zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts aber wurde derselbe – vielleicht wegen des die Kirche umgebenden engen Raumes, oder auch wegen der unmittelbar daranstossenden Pleisse, oder wol auch aus Gesundheitsrücksichten – an dem oben bezeichneten Orte im freien Felde angelegt und am 20. Juni 1604 durch den Superintendenten Dr. Weinrich eingeweiht. Die geistlichen Gebäude befinden sich zur Zeit in dem bessten Zustande. Die Pfarrwohnung sammt den dazu gehörigen Wirthschaftsgebäuden ist im ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts erbaut worden, erlitt aber mehrere Hauptreparaturen, namentlich in den Jahren 1776, 1784 – wo eine Feuersbrunst einige Wirthschaftsgebäude verzehrte – 1791, 1839 und 1840. Das Schulhaus erbaute im Jahre 1807 die Frau Hof- und Justizräthin Schmiedel von Grund aus, wozu die Ortsbewohnerschaft Hand- und Spanndienste leisten musste.

Zehmen bildet mit dem Filial Rüben eine combinirte Parochie, und zwar muss dieser Verband schon in sehr früher Zeit stattgefunden haben, da in der Visitationsurkunde von 1574 beide Dörfer bereits in kirchlichem Verbande standen, Zehmen als Hauptpfarre und Rüben als Filial. Die Collatur des Pfarramtes zu Zehmen steht abwechselnd einmal dem Besitzer des Rittergutes Zehmen und alsdann dem Herrn auf Rüben zu. Die Zehmen-Rübener Schulstelle wird nur von dem Rittergute Zehmen besetzt.

O. M.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Grossottersleben
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/173&oldid=- (Version vom 14.9.2022)