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Plaussig.


Dieses Dorf liegt im sogenannten Parthenthale, ziemlich zwei Stunden nordöstlich von Leipzig und drei Viertelstunden von dem Städtchen Taucha an dem Partheflusse, welcher hier den Gottscheiner Bach aufnimmt. Es befinden sich in Plaussig ausser dem Rittergute und den geistlichen Gebäuden siebenundzwanzig Bauergüter und vierzehn Häuslerwohnungen, mit einer Bevölkerung von mehr als vierhundert Personen, die zum Theil in dem nahen Leipzig beschäftigt sind.

Das Rittergut zu Plaussig, mit einem reizenden Schlösschen, wurde durch Rescript vom 31. December 1610 an den Schösser zu Delitzsch (bis zum Jahre 1815 gehörte Plaussig zum Amte Delitzsch) für altschriftsässig erklärt und ging mit zwei Ritterpferden zur Lehn. In früherer Zeit stand hier ein festes steinernes Haus, insgemein die Burg genannt, und dieses war der Stammsitz des alten einstmals sehr mächtigen Geschlechts der Herren von Plusk, das im Jahre 1748 in der Person des Oberstlieutenants von Plaussigk auf Gösen bei Eisenberg ausstarb. Nikolas von Plusk lebte zur Zeit des bekannten Sächsischen Prinzenraubes und wurde während des zwischen Churfürst Friedrich und Herzog Wilhelm abgeschlossenen Waffenstillstandes von dem Ritter Kunz von Kaufungen gefangen. Dieser Gewaltstreich Kaufungens, der freilich zu jener Zeit mit dem Herzog in offener Fehde lebte, bildete bei des unglücklichen Ritters Prozesse einen Klagepunkt, indem der Churfürst in der Beschwerdeschrift sagte: „Vnd ap her och vnser man nicht en were, dennoch wer her pflichtig den obgenanten gefangen vns los zu lasen, so also her an in vnserm kriege den wir mit vnsern liben Bruder hotten ess vnserm lande vnd wider dorum gefangen hat.“ Kunz von Kaufungen antwortete darauf: „Wywol mit not ist ein wyderwertige schuldigunge zcu vor antworten, wan sie sich selbs durch eigen wyderwertigkeyt Bekrenket und vor nichtiget“, so wolle er doch um seiner Ehre und seines Glimpfes willen eine Erklärung abgeben. Vor Allem sei er längst seines jungen Herrn, des Herzogs Wilhelm und dessen Lands und Leuten offen abgesagter Feind gewesen, wovon der dem Herzog zugesandte Fehdebrief Zeugniss gebe, auch sei es allgemein bekannt, dass er diese offen befehdet habe und dass seine Fehde in des Churfürsten Friedensschluss mit Herzog Wilhelm weder abgeteydinget noch deren Beilegung von ihm verwilligt worden sei, somit liege er noch jetzt mit dem Herzog in Fehde und habe auch seine Leute, die in dieser Fehde Gefangene geworden, selbst abgelöst und zwar ganz „vnvermenget vnd vnuermischet“ mit der Fehde seines alten Herrn (des Churfürsten), weshalb ihn der Friede zwischen den fürstlichen Brüdern keinesweges binde und er durchaus keine Veranlassung habe, Nickel von Plaussig loszugeben. Dieser scheint ziemlich lange in Haft geblieben und erst nach Bezahlung eines Schatzgeldes durch seine Bürgen befreit worden zu sein.

Die Familie von Plaussig blieb im Besitze ihres Stammgutes bis um das Jahr 1480. wo Herzog Albrecht von Sachsen Annen von Plaussig, Sigismunds von Plaussig eheliche Hausfrau, mit einigen Zinsen hierselbst zu rechtem Leibgedinge belieh. Höchst wahrscheinlich war die 1516 erwähnte Aebtissin des Nonnenklosters zu Weissenfels, Euphemie von Plaussig, deren Tochter, welche als ein Opfer elterlicher Frömmigkeit den Schleier nehmen musste. Das Rittergut Plaussig war bereits um das Jahr 1490 an Friedrich von Thümmel gekommen, dessen Sohn es an einen Junker von Hünerkopp verkaufte. Die Herren von Hünerkopp besassen das Gut nicht lange, denn schon 1616 erwarb es von ihnen der Leipziger Rathsherr Meyer, aus dessen Besitz selbiges 1648 au die Familie Grempler und 1656 an die Familie Sieber gelangte. Der Rathsbaumeister und Senator zu Leipzig, Johann Georg Sieber, liess im

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/162&oldid=- (Version vom 16.9.2022)