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Schleinitz das hiesige Rittergut von 1600 bis 1638 besass, wo es an den Rechtsconsulenten Augustin Prätorius gelangte, der 1676 mit Tode abging. Die Kirche zu Sachsendorf verwahrt seine und seiner Gemahlin Ueberreste, wie ein unter dem Orgelchore befindliches Epitaphium verkündet: „Wohl verdientes Grabmal zweier allhier in Gott ruhender Ehegenossen Tit. Herrn Augustin Praetorii auf Wäldgen I. U. D. und weit berühmten gewesenen Rechtsconsulentens und Tit. Frau Anna Elisabeth Praetorius geborene Frommholdin.“ Der nächste Herr auf Wäldgen war der Hauptmann Christoph Abraham von Canitz, welcher 1713 es dem Generalleutnant Hans Christoph von Canitz hinterliess, dem wiederum 1717 der Generalmajor Christoph Heinrich von Canitz folgte. Als Letzterer 1720 starb kam das Gut an den Rittmeister Hans Christoph von Döring, welcher 1758 vollendete. Diesem folgte Gottlob Heinrich von Döring, Domherr zu Meissen und Stiftsrath zu Wurzen, welcher 1780 starb, worauf der churfürstlich Sächsische Amtsverwalter Johann Augustin Petzsch in Besitz des Gutes trat, es jedoch schon 1794 seiner Wittwe hinterliess, nach deren im Jahre 1800 erfolgtem Tode es ein Sohn, der königlich Sächsische Amtsinspector Friedrich August Petzsch erhielt, jedoch bereits 1803 an den Amtshauptmann Gottfried August Freiherrn von Lorenz verkaufte, nach dessen 1814 erfolgtem Ableben Wäldgen bis 1821 im Besitze des Oekonomen Carl Christian Gottlieb Kopp blieb. Der neue Eigenthümer war Traugott Heinrich Günther Leuckard, königlicher Postmeister zu Luppa, von dem das Gut 1836 an Christoph Friedrich Feist, und von diesem 1839 an Carl Gottlob Feist überging. Noch in demselben Jahre erkaufte Wäldgen Carl Friedrich Gottlob Gässner, behielt es jedoch nur bis 1841, wo es an den früheren Besitzer des Rittergutes Dobrischau bei Bautzen, Jacob Lantz gelangte, der sehr viel für die Verbesserung des neuerkauften Gutes und Verschönerung der Gebäude that. Zur Zeit gehört Wäldgen Herrn H. Müller.

Zu den Schicksalen, welche Wäldgen im Laufe der Jahrhunderte betroffen, gehört die Vernichtung desselben durch die Hussiten, welche nach dem Gefecht am Collm ihre Wuth an den schuldlosen Bewohnern der Umgegend ausübten, und namentlich die Rittersitze und Kirchen verwüsteten. Ob das Schloss zu Wäldgen ein gleiches Schicksal hatte lässt sich nicht ermitteln, doch ist es sehr wahrscheinlich, da Wäldgen unter den Ortschaften angeführt wird, welche einer gänzlichen Vernichtung anheim fielen. Der dreissigjährige Krieg mit allen Leiden, welche Krankheit und Brutalität nur immer erzeugen können, traf auch die hiesige Gemeinde. Als der Schwedische Feldmarschall Banner Torgau belagerte, streiften seine Reiter fouragirend in weitem Kreise umher und nahmen dem armen Landmanne das Wenige, was vielleicht kurz vorher ein menschlicherer Soldat ihm gelassen hatte. Die Pest grassirte bald darauf in hiesiger Gegend so entsetzlich, dass in dem nahen Orte Sachsendorf nur funfzehn Erwachsene von ihr verschont blieben und der Pfarrer Thielemann von hinnen zog, weil er keine Gemeinde mehr hatte. Die wenigen Bewohner Sachsendorfs und Wäldgens nahm der Pfarrherr zu Burkartshain unter seine geistliche Obhut Die letzten Jahre der Napoleonischen Macht brachten auch Wäldgen mannigfache Beschwerden an Einquartirungen, Contributionen und Requisitionen. – Auch Brandunglück blieb dem Orte nicht fern. Im Jahre 1767, am 17. April, brach auf dem Rittergute ein Feuer aus, welches jedoch nur einige unbedeutende Gebäude einäscherte, da rechtzeitige Hülfe dessen Verbreitung hinderte, und in der Nacht zum 21. Juni 1771 entstand wiederum in den östlichen und südlichen Theilen der Rittergutsgebäude ein Brand, der beträchtlichen Schaden verursachte, indem er nicht nur die Gebäude, sondern auch die darin verwahrten Vorräthe verzehrte; das Herrenhaus blieb dabei unbeschädigt. Im Jahre 1783 verzehrte das Feuer ein Haus, dem Zimmermeister Schröter gehörig.

Wäldgen ist in die Kirche des nur eine Viertelstunde entfernten Dorfes Sachsendorf eingepfarrt, die schon vor der Reformation zum Sedes Wurzen gehörte. Sie brannte im Jahre 1693 nieder und über ihren Wiederaufbau sagt das Sachsendorfer Kirchenbuch: Nachdem in dem schrecklichen Brande, den 8. Octobris 1693, die ganze Kirche bis aufs blosse Gemäuer, sammt Thurm, Glocken, Seiger und Allem was in der Kirche befindlich gewesen, vom Feuer verzehret und zernichtet worden, hat Gott nach seiner grossen Güte bei so wenigen Mitteln und geringem Vorrathe uns mit so milder Hand gesegnet, dass ohne alle gemachten Anlagen und ausserordentliche Beschwerung der Eingepfarrten eine schönere Kirche und währhafter Thurm als man vorhin nie gehabt wieder erbauet und bis auf einen Taufstein oder Engel, einen geschnitzten Altar und grosse Glocke ganz aufgebauet auch den 14. Novembris 1699, gleich am Kirchweihtage mit herzlicher Andacht und Freude bei solennem cultu

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/148&oldid=- (Version vom 14.9.2022)