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Christoph von Canitz an sich brachte, dem Christoph Heinrich von Canitz, Sächsischer Generalmajor, folgte, aber schon 1720 starb. Jetzt gelangte Sachsendorf an Johann Caspar von Döring, einen Abkömmling des bekannten Staatsmannes Dr. David von Döring, welchem auch Wäldgen, Streuben und Kleinliebenau gehörten, der aber schon 1722 Sachsendorf dem Rittmeister Hans Christoph von Döring hinterliess. Diesem folgte 1758 Gottlob Heinrich von Döring, Senior des Domstifts Wurzen, gestorben 1780. Johann August Petzsch, Churfürstlich Sächsischer Amtsverwalter und Erbauer des Herrenhauses, besass Sachsendorf bis 1794, seine Wittwe aber bis 1800, worauf deren Sohn, der königlich Sächsische Amtsinspector Friedrich August Petzsch, das Gut in Besitz nahm und bis 1809 behielt, in welchem Jahre es sein Sohn, Friedrich Gottlob Petzsch erbte, von dem es 1816 an Georg Friedrich Herfurth gelangte. Bei dessen 1832 erfolgtem Tode übernahm das Gut die Wittwe Frau Johanne Christiane Dorothea geborene Junker, und 1840 erbte es deren Sohn Herr Carl Gottfried Moritz Herfurth, welcher es, nebst Streuben, noch jetzt besitzt.

Von den früheren Schicksalen Sachsendorfs lässt sich aus Mangel an zuverlässigen Nachrichten nur wenig anführen, doch scheint es nach einer alten Wurzener Kirchenrechnung im Hussitenkriege bedeutend gelitten zu haben, da 1431 an der Kirche eine bedeutende Reparatur vorgenommen und das abgebrannte Dach neu erbaut werden musste. Der Junker Görge von Canitz wohnte damals auf dem Schlosse zu Mühlbach, weil der Hof ebenfalls im Bau begriffen war, es hatte also wahrscheinlich das Böhmische Kriegsvolk den grössten Theil des Dorfes oder doch dessen bedeutendste Gebäude eingeäschert. Im dreissigjährigen Kriege mag hier unsägliches Elend geherrscht haben, denn durch die Belagerung Torgaus sowohl als auch durch die Pest war der Ort dergestalt ruinirt, dass der damalige Pfarrer, Magister Thielemann, sich veranlasst sah, sein Amt aufzugeben und im Jahre 1645 nach Nemt zu gehen, da in Sachsendorf sich nur noch funfzehn erwachsene Personen befanden, so dass der Pastor zu Burkartshain den hiesigen Kirchendienst bis 1649 verrichten musste, wo man einen neuen Pfarrer anstellte. – Der letzte Französische Krieg traf in den Jahren 1812 und 1813 den Ort ebenfalls sehr hart, da die Nähe der Etappenstrasse und die Wohlhabenheit der Gegend oft gefährliche und kostspielige militärische Gäste hierher führte. – Auch vom Feuer ist Sachsendorf oft heimgesucht worden, wie denn am 8. October 1693 die Kirche sammt den Glocken, der Uhr, und Allem was in dem alten Gotteshause befindlich war, von den Flammen verzehrt wurde, wobei auch die Schule verbrannte. Im Jahre 1758 schlug das Wetter zweimal in die herrschaftliche Schäferei, dass dieselbe nebst einigen Scheuern, Böden und bedeutenden Getreidevorräthen in Rauch aufging, und 1775 brach am 23. Juni Morgens zwischen ein und zwei Uhr im Hermannschen Gärtnergute ein Feuer aus, welches mit so reissender Schnelligkeit um sich griff, dass im Verlaufe einer Stunde zehn Bauergüter, fünf Häuser, Pfarre, Schule und alle dazu gehörigen Wirthschaftsgebäude gänzlich vernichtet wurden. Glücklicher waren die hiesigen Begüterten im Jahre 1818, wo der Blitz das Haus des Gärtners Hofmann anzündete und selbiges völlig einäscherte, ohne jedoch weiteren Schaden zu verursachen, da ein losbrechender Platzregen die nebenstehenden gefährdeten Strohgebäude vor der Flamme schützte. Am 24. Juli 1819 traf der Blitz wiederum die Scheune der herrschaftlichen Schäferei, warf alle Ziegel vom Dache herab, fuhr in das Innere des Gebäudes, wo zweihundert Schock Korn lagen, und zündete, doch gelang es den äussersten Anstrengungen der Sachsendorfer das Feuer zu löschen, obgleich der Schade sehr beträchtlich war. Auch in den Jahren 1822 und 1824 hat der Ort durch Feuer Schaden gelitten, indem das erste Mal zwei Gärtnergüter, das andere Mal vier Häuser nebst der Schmiede niederbrannten.

Wie schon erwähnt brannte die alte Kirche im Jahre 1693 nieder und die neue wurde erst nach fünfjähriger Frist am 14. November 1698 wieder eingeweiht, wo auch schon eine neue Kirchhofswand vorhanden war. Die gesammten Baukosten betrugen 1443 Gülden 6 Groschen 1 Pfennig, wozu man 150 Gülden vom Pfarrer und 50 Gülden aus der Kirche zu Wachau borgte. Zwei vorhandene Glocken sind 1716 und die dritte 1785 gegossen. Es befinden sich in der hiesigen Kirche zwei schöne silberne Kelche, von denen einer von Catharina von Nitzschky, der andere von Anna Sophia Mosbach geschenkt wurde, nebst doppelten Patenen und silberner Hostienschachtel. Auf dem Altarplatze befindet sich in einer Niesche die Büste Luthers, welche 1817 der Kirchenpatron Georg Friedrich Herfurth hierher verehrte, zur Linken aber ist die Büste des Königs Friedrich August von Sachsen zum Andenken Seines Regierungsjubelfestes von demselben Geber aufgestellt worden. Im Jahre 1834 wurde die alte, dunkle, feuchte Sakristei abgebrochen und eine neue gebaut, sowie 1839 durch sechs schöne helle Fenster für das freundliche, helle Innere der Kirche gesorgt. Der hiesigen Kirchen- und Schulgemeinde, aus den Ortschaften Sachsendorf und Wäldgen bestehend, hat ein vormaliger Gerichtshalter, Dr. Gottfried David Schreiter, ein Legat von neunzig Thalern überlassen, von dessen Zinsen, nach Ermessen des Kirchenpatrons und Pastors, nützliche Schulbücher angekauft und den fleissigsten Kindern geschenkt werden sollen. 1671 in der Nacht zum 10. October brachen Diebe in die Sakristei der hiesigen Kirche ein und raubten zwei mit silbernen Spitzen besetzte Altartücher und ein goldgesticktes Communiontuch. In der Pfarre zu Sachsendorf pflegten bei Gelegenheit der grossen Jagden unsere Landesherren zu speisen, eine Ehre die Sachsendorf in den Jahren 1786, 1789, 1792, 1793, 1794 wiederfahren ist. Das nach Sachsendorf eingepfarrte Dorf Wäldgen liegt kaum eine Viertelstunde von dem Kirchorte nahe an der Leipzig-Dresdner Chaussee, zählt sechszehn Hausnummern, darunter das Rittergut, die Schäferei, eine Mühle, sechs Gärtnergüter, eine Schenke und acht Häuser, und ist von etwa hundert Menschen bewohnt. Der Flurbezirk des Dorfes Wäldgen beträgt 259 Acker 259 □ Ruthen.

Unter den hiesigen Pfarrherren befand sich von 1684 bis 1732 der Pfarrer Paul Christian Gilbert von Spaignart, ein Nachkomme des von Dr. Martin Luther selbst investirten ersten Superintendentens und Pastors Primarius zu Liebenwerda, Martin Gilberts von Spaignart. Dieser hatte von dem Reformator ein schönes geschliffenes Trinkglas zum Geschenk erhalten, das in der Familie Spaignart forterbte und auch im Besitze des hiesigen Pfarrers war. In der Chronik von Grimma wird über dieses Glas und die Familie von Spaignart gesagt:

„Es ist das Trinkglas von ungemeiner Schönheit und Leichtigkeit, und der Länge nach gleichsam wie mit schmalen weissen Bandstreifen die am Boden immer schmaler zusammenlaufen, ausgelegt und künstlich verfertigt.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/130&oldid=- (Version vom 16.9.2022)