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praefati etquilibet nostrum (de per se) pro singulis festivitatibus praedictis, quibus id fecerint, Centum dies de injunctis eis poenitentiis misericorditer in domino relaxamus, praesentibus perpetuis futuris temporibus duraturis. In quorum omnium fidem praesentes tabulas exinde fieri nostrorumque Cardinalatuum sigillorum fecimus appensione communiri. Datum Romae in Domibus nostris, sub Anno a nativitate Domini millesimo quadringentesimo octagesimo, Indictione tertia decima, die vero vicesima octava mensis Martii, Pont. div. Sexti. Pap. Quarti. Anno nono.

Leider fehlen diesem interessanten Dokumente die zwölf Cardinalsiegel, dagegen befindet sich unter demselben eine eigenhändige Inschrift des bekannten Bischofs von Merseburg, Thilo von Trotha.

Die Pfarrwohnung zu Kitzscher wurde im Jahre 1696 erbaut, und zwar „auf Unkosten des Gotteshauses, da die Pfarrkinder nicht umsonst Hand anlegen wollten.“ In der Liste der Pfarraccidenzien von 1574 befindet sich eine für unsere Zeit ziemlich seltsame Taxe, nämlich: zwei Pfennige ein Kind zu taufen und die Mahlzeit frei, zwei Groschen pro copulatione, ein Groschen für das Begräbniss eines Greises, sechs Pfennige für die Bestattung eines Jungen, drei Groschen für eine Hochzeitpredigt und den ersten Tag des Geschenkes, den andern Tag das Biergeld und der Hochzeitlader frei und drei Groschen für eine Leichenpredigt. Unter den Pfarrherren zu Kitzscher befand sich auch der berühmte Schulmann Magister Gustav Friedrich Dinter, der 1788 als Pfarrsubstitut hierher kam und bis 1797 das Pfarramt verwaltete, wo er als Seminardirektor nach Dresden berufen wurde. Der erste protestantische Prediger zu Kitzscher war Lorenz Herold, der schon 1523 als solcher hier antrat, und um 1532 starb. Das Vermögen der Kirche beträgt sechshundert Thaler.

O. M.     




Trautschen.


Trautzschen liegt in geringer Entfernung von der Strasse zwischen Pegau und Zeitz, eine halbe Stunde von erstgenannter Stadt, in ebener fruchtbarer Gegend, die zwar nicht viel Mannigfaltigkeit darbietet, jedoch in der Richtung nach dem Städtchen Groitzsch reiche von Büschen durchzogene Auen zeigt und von der dreiviertel Stunden entfernten Queisauer Anhöhe eine wirklich überraschend hübsche Aussicht auf die von Wiesen, Feldern und Waldungen durchzogene Landschaft gewährt. Das Dorf Trautzschen enthält ausser dem Rittergute, der Kirche und der Schule sechs Anspännergüter, zweiunddreissig Nachbarwohnungen und vierzehn Häuser mit einer Bewohnerschaft von fast dreihundert Personen. Der Hauptnahrungszweig derselben ist Ackerbau und Viehzucht.

Wie beinahe alle Ortschaften hiesiger Gegend ist auch Trautzschen Slavischen Ursprungs und gehörte im elften Jahrhundert dem gewaltigen Grafen Wieprecht von Groitzsch, dessen feste Burg längst von der Erde verschwunden ist, und nur noch in dem theilweise aufgegrabenen Grundgemäuer ihre einstige Grösse und Festigkeit zeigt. Von seiner Burg auf dem steilen Schlossberge bei Groitzsch beherrschte der mächtige Dynast das Land weit umher, und fast alle Edelleute der Umgebung folgten dem Banner des stolzen Herrn, bis des Kaisers Groll den gefürchteten Mann in mancherlei Händel verwickelte, die seine Macht beschränkten. Als Graf Wieprechts älterer Sohn, auch Wieprecht genannt, gestorben und im Kloster zu Pegau begraben war wandte sich sein jüngerer Bruder auf die Güter der Groitzsche nach der Mark Brandenburg, wo das alte Grafengeschlecht noch jetzt unter dem Namen der Grafen von Rantzau blüht; die Groitzscher Burg aber, unter Rudolph von Habsburg in einen Steinhaufen verwandelt, erhob sie nie wieder aus ihren Trümmern, doch hat man in neuester Zeit eine Nachgrabung auf der Burgstätte vorgenommen und ein unterirdisches Gemach (Kapelle?) freigelegt, wobei eine

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 84b. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/120&oldid=- (Version vom 16.9.2022)