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Kitzscher.


Das schöne hochgethürmte Rittergut Kitzscher liegt eine Stunde von Borna am Eylaflusse, der sich hier mit dem Jordanbache vereinigt. Das dazu gehörige Dorf besteht aus sechszig Hausnummern, unter denen sich siebenundzwanzig Bauerhöfe befinden und die Einwohnerschaft zählt etwa dreihundertfunfzig Köpfe.

Die Streifzüge der Hussiten, welche einer grossen Anzahl blühender Städte und Dörfer Vernichtung brachten, trafen (1430 und 1431) auch die Pflege Borna, wobei diese Stadt sammt dem Schlosse erstürmt und die Besatzung des letzteren niedergehauen wurde. In weitem Umkreise gingen Dörfer und Schlösser in Flammen auf, von denen viele gar nicht wieder aufgebaut worden sind, und wahrscheinlich wurde auch das Schloss zu Kitzscher verwüstet, da die Urkunden des hiesigen Archivs nur bis 1443 hinabreichen und man bei baulichen Arbeiten am Schlosse Brandschutt auffand. In den frühesten Zeiten, also kurz nach der Besiegung des Sorbenvolkes, gehörte die ganze Gegend um Borna dem berühmten Grafen Wieprecht von Groitzsch, und von einem seiner Edelleute mag das Schloss Kitzscher bei dem schon vorhandenen Dorfe erbaut worden sein. Ohne Zweifel ist unser Kitzscher das Stammhaus der alten Familie von Kitzscher, die vermuthlich bereits im dreizehnten Jahrhundert auf hiesiger Burg hauste, denn Ritter Helmold von Kitzscher handelte 1295 mit einem Leipziger Bürger um ein Gut zu Cunawitz. Zu Anfang des funfzehnten Jahrhunderts gehörte das Rittergut Kitzscher Hansen von Kitzscher, dessen der älteste Lehnbrief des Schlossarchivs gedenkt. Diese Urkunde ist im Jahre 1443 vom Churfürsten Friedrich dem Sanftmüthigen ausgestellt und besagt: „dass nach dem Tode Hansens von Kitzscher dessen Sohn, Günther von Kitzscher, mit dem von seiner Mutter Else von Kitzscher bisher als Leibgedinge besessenen Schlosse Kitzscher belehnt worden sei.“ Günther von Kitzscher hinterliess keine Söhne, und so gelangten seine Besitzungen, nämlich Kitzscher[WS 1], das halbe Dorf Thierbach und die noch von dem Hussitenkriege herrührende wüste Stätte Riesendorf sammt der Hälfte des Dorfes Heinersdorf an seinen Vetter Georg von Kitzscher, der die Lehn über diese Güter 1468 empfing, und das Dorf Dittersdorf zu Kitzscher erkaufte. Bei seinem 1495 erfolgtem Tode betrauerten ihn sieben Söhne, Georg, Hans, Caspar, Hildebrand, Wolf, Karl und Friedrich, und noch zeugt ein in der Kirche zu Kitzscher befindliches Epitaphium von deren kindlicher Liebe. Von diesen sieben Söhnen erbte Kitzscher der älteste Bruder, Georg, der die Lehn im Jahre 1496 von Hugo, dem Burggrafen von Leissnig und Herrn zu Penig, empfing und um 1538 mit Tode abgegangen sein muss, da in diesem Jahre der Burggraf seinen Söhnen die Lehn über Kitzscher ertheilte. Zwei derselben, Hans und Christoph, waren 1548 entweder nicht mehr am Leben, oder doch nicht mehr Mitbesitzer des Rittergutes Kitzscher, da Herzog Moritz von Sachsen den dritten Bruder, Georg, in diesem Jahre mit Kitzscher belehnte. Georg von Kitzscher starb 1553 und weil seine Kinder noch minorenn waren, wurde die Vormundschaft derselben Georgen von der Jane (Jahne) auf Gestewitz übergeben, der auch das Rittergut Kitzscher verwaltete. Im Jahre 1560 war einer der Mündel, Georg von Kitzscher, majorenn geworden und trat bald darauf in Besitz des Gutes, er starb jedoch schon um 1577, wo seine Kinder, Hans und Georg, die urkundlich erst von 1587 an als Lehnsherren vorkommen, ebenfalls noch nicht mündig waren. Georg von Kitzscher, der jüngere Bruder starb 1596 und das Gut wurde alleiniges Eigenthum Hansens von Kitzscher, dessen Sohn Hans bis zum Jahre 1630 lebte, wo dann Kitzscher an seine zwei Söhne Hans und Caspar Degenhardt, jedoch unter Vormundschaft ihrer Mutter fiel. Caspar Degenhardt starb schon 1647 und da er kinderlos war, fiel sein Gutsantheil an Bruder Hans, der 1645 ebenfalls ohne Leibeserben abging, worauf das sehr verschuldete Gut an zwei seiner Vettern Christoph und Karl von Kitzscher auf Zöpen, Kesselshain

     Leipziger Kreis, 11tes Heft, oder 42tes der ganzen Folge.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kitzcher
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 81b. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/117&oldid=- (Version vom 14.9.2022)