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Störmthal.


Das Rittergut Störmthal liegt zwei und eine halbe Stunde südöstlich von Leipzig auf einem etwas hervorragenden Plateau, welches durch die Parkanlagen des Schlosses und eine hübsche Aussicht nach Süden nicht ohne Annehmlichkeiten ist. Das Gut gehört zu den bedeutensten Rittergütern hiesiger Gegend, denn es enthält 450 Acker Feld, 97 Acker Wiesen und 352 Acker Waldung, beträchtliche Teichfischerei, Erbzinsen, Brauerei, Brennerei, Schäferei, Ziegelei und verschiedene Gerechtigkeiten, wobei die Besetzung einer Stelle im Leipziger Convict. Dieses Recht erlangte das Rittergut im Jahre 1784, wo der damalige Besitzer die Jagd und Jurisdiction in der Zauche (einem Störmthal zugehörigen Lehnholze, welches schon 1383 an das Dorf Holzhausen verlehnt worden war) an die Universität abtrat. Das herrschaftliche Schloss, von bedeutenden Wirthschaftsgebäuden umgeben, ist in sehr geschmackvollem Style erbaut und besteht aus drei Flügeln, wovon jedoch nur zwei Parterregeschosse haben, der Hauptflügel aber ist neun Fenster breit, trägt Blitzableiter und gewährt einen reizenden Prospect durch seine Lage auf einer von Wasser bespühlten Terrasse, sowie durch eine schöne mit Zierpflanzen geschmückte Freitreppe. Höchst sehenswerth ist auch der hiesige Park, einer der ersten welche in Sachsen nach englischem Geschmacke angelegt wurden. Zwar zeichnet sich derselbe nicht durch seine Grösse aus, denn er hält im Umfange kaum eine halbe Stunde, wohl aber hat man auf eine wahrhaft bewunderungswürdige Art die Localität zu benutzen gewusst. In reicher Abwechselung erblickt der Besucher die schönsten Landschaftsgemälde, Teicheinfassungen, Rasenplätze, Brücken, grosse Alleen, eine Einsiedelei, Anhöhen mit Felsengrotten und einen Wasserfall; ein schöngearbeiteter Tempel aber wurde nach der Schlacht bei Leipzig im Abtnaundorfer Parke aufgestellt. Bis zum Jahre 1810 befand sich in dem Parke zu Störmthal auch ein Thiergarten, von drei Ackern Flächenraum, in welchem man sechsunddreissig Hirsche pflegte. Ausserdem gehört zu den hiesigen Gartenanlagen ein grosses Gewächshaus, welches viele seltene exotische Pflanzen enthält.

Das Rittergut Störmthal, in Urkunden auch Stromthal genannt, wird bereits im zwölften Jahrhundert erwähnt, wo es den Rittern von Mocheley gehörte. Einer dieses Geschlechts, Bernhard von Mocheley, verkaufte das Gut um 1290 an Otto von Pflugk, dessen Familie mit der Zeit in Leipzigs Umgegend eine grosse Anzahl von Rittersitzen an sich brachte. Dam von Pflugk besass Störmthal 1383 und von ihm rührt die Verlehnung des Waldes Zaucha her. Die Urkunde darüber lautet:

Ich, Tham Pflugk, Ritter, bekenne öffentlich mit diesem Briefe und thue kund allen denen die ihn sehen oder hören lesen, dass ich mit den frommen Leuten zu Holzhausen, die das Holz, die Zuge genannt, daselbst zu Holzhausen gelegen, von mir zu rechten Erblehn dahero gehat haben allet Zwytracht und Kryge gütlich und lyblich Bericht entsetzt, und geschieden bin, also dass sie dasselbe Holz, die Zeuche genannt, bei Holzhausen gelegen, von mir, meynen Erben und Nachkommen zu einem rechten Erbe als Erb, Recht und Gewohnheit ist, haben und empfahen sollen; Und ich, obgenannter Tham Pflugk, gelobe in guten Treuen vor mich, meine Erben und Nachkommen das vorgenannte Holz den ehegenannten Leuten ihren Eheligen Wirtinnen und alle ihren Kindern und Erben, zu welcher Zeit und wy dicke Sy, dass ir etzlicher besundern, oder alle mit einander begehend synd, es seyn Mann oder Frauen, Knecht oder Jungfroven binnen Dorffs oder auswendig Dorffs wohnhaftig oder gesessen, alldyweil sich unter ihnen zu des andern Gebort und Mannschaft gereichen geschehen mag, ohn allerley Lypnis, Gabe, Wiedersprache reichen und leyen zu rechten Erbe, erblich als Erbes Recht und gewönlich ist, darinnen myn die vorgenannten Leute zu Holzhausen alle mynen Erben und Nachkommen jährlich alle mit einander nyn Schock guter Meissner Groschen, Freiberger Müntze, dy zu der Zeit gänge und gebe sind, und acht Capaunen von des obgenannten Holzes wegen uff Weinachten zu rechter Erbzins sollen reichen und geben ohne allerlei Widersprache, Verzug und Hinderniss.

Und ich, vorgenannter Tham Pflugk, gelobe in guten Treuen vor mich meyne Erben und Nachkommen den Zinss den vorgenannten Leuten zu Holzhausen, daglichen nimmermehr zu hohen, noch keinerlei Eintrag, weder mit Worten noch mit Werken machen, davon dysse Eynung und Reichung des

     Leipziger Kreis, 9tes Heft, oder 37stes der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/105&oldid=- (Version vom 3.6.2018)