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treu für uns geschlagen.“ In ihr schläft der Letzte aus dem Stamme der Lützschenaer Uechtritze, Hans Moritz Alexander von Klengel; die Gemahlin des Herrn Baron von Speck-Sternburg, Charlotte geborne Hänel von Cronenthal, ruht seit dem 13. Mai 1836 in einer geschmackvollen im Parke errichteten Grabkapelle. Jetzt besteht die Parochie Lützschena aus diesem Orte, Hänichen und Quasnitz, bis zum Jahre 1537 aber hatten Lützschena und Hänichen jedes seinen besonderen Pfarrer, erst damals ertheilte Bischof Sigismund von Merseburg auf Ansuchen Gottfrieds von Uechtritz und des Plebans Conrad Kraft in Schkeuditz, als damaligen Collatoren, das noch vorhandene Unionsdekret. So vereinigt blieben Lützschena und Hänichen auch nach der Reformation, nur in Ansehung der Pfarrwohnung und der Collatur entstanden in der Folge Abänderungen, indem verordnet wurde, dass der Pfarrer in Lützschena, der Küster aber in Hänichen wohnen sollte. Seit 1607 ist der Pfarrer in Lützschena wohnhaft geblieben, auch als 1717 die hiesige Pfarrwohnung gänzlich wegbrannte und die Gemeinde selbige nicht wieder aufbauen sondern den Pastor nach Hänichen übersiedeln wollte, mussten sie dennoch nach einem sechsjährigen Prozesse sich zum Aufbau der Pfarre entschliessen; doch wird der Pfarrer mit den Seinigen observanzmässig auf dem Friedhofe zu Hänichen begraben. Hinsichtlich der Collatur ist zu bemerken, dass 1737 der damalige Pastor senior in Schkeuditz M. Zschorn das wechselnde Patronatsrecht in Lützschena und Hänichen dem Administrator des Stifts Merseburg übertrug, von dem es an die königlich Sächsische Regierung übergegangen ist. Das Vermögen der Kirche zu Lützschena ist gering, dabei befindet sich ein Legat von 100 Thalern, das die selige Frau Baronesse von Speck-Sternburg bei ihrer Geburtsfeier am 8. Mai 1833 zum Besten der Schule schenkte; die Filialkirche zu Hänichen ist dagegen ziemlich wohlhabend, denn sie besitzt ein Vermögen von 8000 Thalern und einige Wiesengrundstücken in der Elsteraue. Die ganze Parochie besteht aus etwa achthundert Personen.

O. M.     




Breitingen.


Das schöne grosse Dorf Breitingen liegt eine Stunde südwestlich von der Stadt Borna in einer fruchtbaren Aue am linken Ufer der Pleisse in kaum viertelstündiger Entfernung von dem Städtchen Regis. Es besteht ausser dem Rittergute aus hundertvierundzwanzig Häusern, hat ein eigenes Brauhaus, ein stattliches Gasthaus und zählt über siebenhundert Bewohner, die grösstentheils wohlhabend sind und auf den trefflichen Feldern vielen Gurken- und Camillenbau treiben. In südöstlicher Richtung von Breitingen befinden sich eine Anzahl Teiche, von denen mehrere zum hiesigen Rittergute, die wichtigsten aber, namentlich der sogenannte Breitinger See, zu dem Altenburgischen Gute Haselbach gehören. In kurzer Entfernung von Breitingen beginnt der grosse Altenburgische Kammerforst und in nördlicher Richtung zieht sich die Strasse hin, welche von Lucca über Frohburg nach Dresden führt.

In alter Zeit wohnten die Herren des hiesigen Rittergutes auf dem Schlosse des Städtchens Regis, wo sich damals das Hauptgut befand. Nach einer noch im Stiftsarchive zu Naumburg befindlichen Urkunde schlossen die Gebrüder Markgraf Friedrich mit dem Biss und Markgraf Dietzmann nach der blutigen Schlacht bei Lucca mit Kaiser Albrecht auf der Burg zu Regis einen Waffenstillstand. Die Schlacht geschah am 31. Mai 1307 und kostete sechstausend markgräflichen aber doppelt soviel kaiserlichen Streitern das Leben; denn die Erbitterung der hiesigen Landleute gegen die Kaiserlichen war so heftig, dass eine grosse Anzahl der Letzteren von den Bauern auf der Flucht niedergemacht wurden, ja eine alte Frau zu Lucca, die acht Flüchtlinge in einem Backofen entdeckte, dieselben mit einer Ofengabel erstach. In demselben Jahre bestätigte Kaiser Albrecht in einer auf der Burg Regis ausgestellten und im Staatsarchive zu Altenburg vorhandenen Urkunde dem Augustinerkloster zu Altenburg seine Besitzungen und späteren Erwerbungen. Noch jetzt heisst eine Wiese von siebenunddreissig Ackern, die zum Rittergut Breitingen gehört, die „Burg“ und es ist somit wahrscheinlich, dass dieselbe einst hier gestanden habe. Zu welcher Zeit und durch welche Umstände das Schloss zu Regis seinen Untergang fand ist unbekannt.

Schon in sehr früher Zeit war Regis und Breitingen Eigenthum des Bisthums Naumburg-Zeitz, denn bereits 1355 verpfändete der Bischof Rudolph, ein geborner Schenk von Nebra, beide Orte für sechshundert Schock Prager Groschen an das Naumburger Kapitel „zu seinem und seines Gotteshauses Nutzen“. Im Jahre 1404 erkaufte Bischof Ulrich II. von Rülken von Holleuben und Hansen von Landsberg einige Wiesen, Weidigte und Hölzer zu Regis und 1407 erwarb er hier noch sieben Acker Wiesen von dem Altenburger Geistlichen Johann Bomgart. Nach der Reformation gehörte Breitingen, das damals schon Hauptgut war, als Kammergut dem Landesherrn, später den Herren von Schweinitz, in Urkunden auch Schwentz genannt, von denen Hans von Schweinitz 1580 und Nikol von Schweinitz 1589 genannt werden. Nikol von Schweinitz überliess „das Aemtchen“ wie das vereinigte Regis und Breitingen genannt wurde, Hansen von Bünau, der 1612 dem Hauptamte Zeitz ein Ritterpferd stellen musste. Im Jahre 1851[VL 1] gehörte Breitingen dem steinreichen Obersten und Amtshauptmann zu Zwickau, Carolus Bosen, welcher es von einem Herrn von Starschedel gekauft hatte, und nach seinem Tode einem Sohne dritter Ehe, Carl Haubold Bosen, hinterliess, der auch Frohburg und Elsterberg besass und sich mit Anna Sophie von Einsiedel auf Scharfenstein, nach deren Tode aber mit Hedwig von Bünau auf Lauenstein vermählte. Breitingen blieb im Besitze der von Bosenschen Familie bis zum Jahre 1822, wo es durch Kauf (141,000 Thaler) an Friedrich Gottlob Hartwig gelangte, der es 1834 seinem Sohne, Herrn Friedrich Gottlob Hartwig, als Erbe hinterliess.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1651
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/101&oldid=- (Version vom 3.6.2018)