von Einsiedel († 1604) namentlich seltene Manuscripte an sich brachte. Im obersten Theile des Schlosses befindet sich die schon erwähnte, durch zwei Etagen gehende, rundum mit einer Gallerie versehene Rotonde, in welcher die namentlich in den Fächern der Geschichte, Geographie, Statistik u. s. w. wohlvertretene Bibliothek aufbewahrt wird und deren Fenster überraschende Aussichten auf die herrliche Gegend gestatten. Ein Erdbeben, welches 1552 hier bemerkt wurde, soll den Gebäuden des Schlosses einigen Schaden zugefügt haben.
Eingepfarrt in die Kirche zu Wolkenburg sind die Dorfschaften Wasseruhlsdorf, Gerbisdorf und Wolkenburg, auch war das nahe Schlagwitz früher mit der Pfarrei Wolkenburg verbunden, doch nicht als Filial, sondern als Schwesterkirche. Unter den Pfarrern zu Wolkenburg zeichnen sich zwei durch ihren tragischen Tod aus. Johannes Rabe (um 1460) fuhr mit einigen Freunden auf einem Kahne über die Mulde, um in Kaufungen zu zechen, der Kahn aber schlug um und Rabe ertrank. Peter Gruber, ein Astrolog, wurde wegen Irrlehren seines Amtes entsetzt, ging mit dem Obersten Berbisdorf (1585) als Feldprediger nach Frankreich und hatte das Unglück bei einem Gefechte gefangen zu werden, worauf ihn die feindlichen Soldaten in einem nahen Gewässer ersäuften.
Lützschena, in zweistündiger Entfernung von Leipzig an der Landstrasse nach Halle und den Flüssen Elster und Luppe gelegen, gehört zu den bekanntesten und besuchtesten Ortschaften des Leipziger Bezirks. Schaaren fröhlicher Spaziergänger wandern durch die herrlichen Eichenwaldungen der Bürgeraue oder die freundlichen waldbegrenzten Wiesenteppiche der Elsteraue nach Lützschena, um dort einige frohe Stunden zu verbringen und erheitert durch das berühmte Lützschenaer Bier erst am späten Abend zu den Sorgen des Lebens zurückzukehren. Aber nicht nur materielle Genüsse bietet Lützschena, auch der Kunstsinnige findet hier reiche Unterhaltung, denn ein besonders dazu errichtetes Gebäude, sowie ein Saal des Herrenhauses bergen prachtvolle Sammlungen von Gemälden und Kunstschätzen, zu welchen die Güte des Besitzers jedem Gebildeten Zutritt gestattet. Noch vor dreissig Jahren war Lützschena ein unansehnliches durch die Ueberschwemmungen der nahen Gewässer fast unzugängliches Dorf, das erst durch den jetzigen Besitzer zu seiner Bedeutung kam. Derselbe sorgte vor allen Dingen für Gesundheit und Reinlichkeit durch Anlegung einer chaussirten Strasse und Herstellung hoher starker Dämme, durch ihn entstand ein herrlicher mit Tempeln, Monumenten, Schattengängen und vielen anderen Abwechselungen geschmückter Lustwald und auf der Stelle sumpfiger Lehden und Gründe blühten bald üppige Obstbäume. Die Ziegelei und Schäferei wurden erweitert, verbessert und namentlich letztere bald zu einer Musteranstalt erhoben, auch liess der Schöpfer aller dieser Umgestaltungen Schweizervieh aus dem Canton Bern kommen, wodurch ein trefflicher Rindviehstand erzielt worden ist. Der umfangreiche Hopfenbau kam der neuerbauten Baierischen Bierbrauerei ungemein zu statten und wurde zugleich ein Erwerbszweig für die Lützschenaer Jugend, wie denn überhaupt die neuen Etablissements nicht nur höchst günstig auf den Wohlstand des Dorfes eingewirkt, sondern auch der ganzen Umgegend und selbst den angrenzenden Preussischen Ortschaften vielen Segen bereitet haben. Unter solchen Umständen musste Lützschena sich natürlich immer mehr vergrössern und bevölkern, so dass jetzt in zwölf Nachbarhäusern und siebenundvierzig anderen Feuerstätten, (darunter das Schloss mit den Wirthschaftsgebäuden, der Gasthof, die Brauerei, Ziegelei, Schäferei, Pfarre, Mühle und das Armenhaus) über fünfhundert Einwohner leben. Da die Leipzig–Magdeburger Eisenbahn Lützschenas Fluren durchschneidet, so traten bei deren Bau das Rittergut, die Pfarre und verschiedene Nachbargüter einige Feldgrundstücken ab. Das Rittergut besitzt 418⅔ Acker Areal, 900 Schafe, 60 Stück Rindvieh, 30 Pferde und 60 Stück Schweine; es war früher ein altschriftsässiges Mannlehngut ist aber seit 1835 in ein Allodium verwandelt worden.
Lützschena ist eine wendische Ansiedelung und wohl ebenso alt wie das benachbarte Leipzig. Der Name bedeutet eine schöne Lage (Lute = Lage und schena = schön), es ist aber nicht bekannt wann hier die ersten Hütten entstanden und welche Schicksale den Ort bis zum Ende des vierzehnten Jahrhunderts betrafen. Das Dörfchen war klein und unansehnlich, denn noch im vorigen Jahrhundert befanden sich hier nur funfzehn Nachbarhäuser und einige kleine Gärtnerwohnungen. Die älteste Nachricht, welche wir über Lützschena auffanden ist vom Jahre 1404, wo Wilhelm von Uechtritz, ein Sohn Ottos von Uechtritz auf Schwerdta in der Oberlausitz, nach Meissen kam und das hiesige Rittergut erkaufte, welches damals zum Stift Merseburg gehörte. Er vermählte sich mit Magdalene von Lichtenhain aus Ostra, die ihm zwei Söhne, Bernhard und Heinrich, gebar, von denen Ersterer zu Lützschena auch Freiroda kaufte und die Güter um 1450 seiner Wittwe Justine von Rüxleben aus Auleben hinterliess. Deren Sohn, Heinrich von Uechtritz, verheirathete sich mit Anna von Dieskau aus Dieskau, die ihm nur einen Sohn, Gottfried oder Götz schenkte, der sehr zeitig zum Lutherthum übertrat. Als diesem seine Gemahlin, Margaretha von Haacke aus Oberthau, einen Sohn gebar, liess Götz von Uechtritz denselben nach Leipzig bringen und von dem dasigen Superintendenten Pfeffinger taufen, denn zu Lützschena fungirte damals noch ein katholischer Priester. Dieser Täufling hiess Andreas, vermählte sich mit Anna
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/098&oldid=- (Version vom 3.6.2018)