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die Pleisse vorrückenden Corps wurden gefangen, und die Alliirten auch aus ihrer Stellung gedrängt. Der General Latour-Maubourg verlor an diesem Tage einen Schenkel und Poniatowsky, der sich vorzüglich ausgezeichnet hatte, wurde von Napoleon auf dem Schlachtfelde zum Französischen Marschall ernannt. Die Generale Giulay, Thielemann und Lichtenstein operirten von Lindenau gegen Leipzig, um dessen Vorstädte zu nehmen und der Französischen Armee in den Rücken zu kommen, so dass General Bertrand den ganzen Tag mit ihnen im Kampfe lag. Auf dem rechten Ufer der Parthe, und den Strassen von Wittenberg und Halle, war der Herzog von Ragusa mit dem Blücherschen Corps im hartnäckigsten Handgemenge, das zu Gunsten der Deutschen ausfiel, indem der Herzog sich gegen Leipzig zurückziehen musste. – Das waren die Ereignisse des ersten Tages des Schlacht bei Leipzig, welche die Franzosen mit dem Namen der Schlacht bei Wachau belegen. Französische Berichte geben den Verlust der Alliirten an diesem Tage auf 25000 Mann, die der Franzosen auf 2500 Mann an, und nennen die Schlacht von Napoleon gewonnen, während die Alliirten behaupteten, General Klenau habe den Feind bis Möckern zurückgetrieben und ihm 30 Kanonen und 2000 Gefangene abgenommen.

Nach der Schlacht bei Wachau waren die Alliirten mit der grossen Armee zwei Stunden zurückgegangen und hatten eine treffliche Stellung eingenommen, verstärkt durch 40000 Mann neuer Truppen unter General Benningsen. Am 17. October blieb man von beiden Seiten unthätig, eine Zögerung, die ohne Zweifel ein wichtiger Grund der Französischen Niederlage war, indem Napoleon, der selbst auf keine Unterstützung zu rechnen hatte, dem Feinde Zeit liess, sich bedeutend zu verstärken. Um die Alliirten aus ihrer trefflichen Stellung zu locken, rückte Napoleon am 18. October bis auf zwei Stunden von Leipzig heran, stellte den rechten Flügel der Armee bei Connewitz, das Centrum bei Probsthaide und den linken Flügel bei Stötteritz auf. Ney stand an Marmont gelehnt gegen Blücher, der Herzog von Padua auf der Strasse nach Halle, und Bertrand hatte sich zur Deckung des Rückzugs durch die Defileen der Saale gegen Weissenfels gezogen. Um zehn Uhr Morgens begann die Schlacht. Probsthaida und Connewitz wurden den ganzen Tag hindurch auf das hartnäckigste vertheidigt, Marmont aber, auf dem linken Flügel bei Holzhausen umgangen, musste sich auf Stötteritz zurückziehen. Bis Nachmittags drei Uhr hatte Ney alle Anstrengungen der Schlesischen Armee auf der Strasse von Halle nach Leipzig zu nichte gemacht, als plötzlich die Sachsen und Würtemberger zu den Alliirten übergingen, wodurch nicht nur eine bedeutende Lücke in den Reihen der Französischen Armee entstand, sondern auch höchst wichtige Posten, die den Sachsen anvertraut waren, in die Gewalt der Verbündeten kamen. Diese besetzten nunmehr Reudnitz und bedrohten Leipzig, der kühne Nansouty aber fiel in die Flanke der Schlesischen Armee und zwang sie zu einer rückgängigen Bewegung. An diesem Tage fielen die Französischen Generale Vial und Rochambeau.

Napoleon sah jetzt ein, dass bei Leipzig ihn das Glück verlassen habe, und da man ihm mittheilte, dass auch die Kriegsvorräthe erschöpft seien, und nur die Festungen Erfurt und Magdeburg solchen Mangel ersetzen könnten gab er Befehl zum Rückzug auf Erfurt. Die Generale suchten den Kaiser zu bestimmen, Leipzig als den Mittelpunkt des Defilees der Elster und Pleisse zu besetzen und die Vorstädte niederzubrennen, wodurch der Rückzug mit grösserer Sicherheit stattfinden würde, aber Napoleon wollte wegen einiger hundert Bagagewagen die Existenz der Stadt nicht gefährden. In der Frühe des 19. Octobers hatten bereits zwei Drittheile der Armee nebst der Garde den Rückzug angetreten, Macdonald und Poniatowsky sollten mit ihren Truppen selbigen decken und bis zum Mittag in Leipzig bleiben. Napoleon kam selbst noch einmal nach Leipzig, um von dem Könige von Sachsen Abschied zu nehmen, und kehrte nach Lindenau zurück, wo er in der Mühle Quartier genommen hatte. Hier ertheilte der Kaiser dem Obristen Montfort Befehl, unter die Brücke vor der Rannstädter Vorstadt, hart an der sogenannten kleinen Funkenburg, Pulver schaffen zu lassen, und nach dem Rückzuge der Franzosen aus der Stadt die Brücke in die Luft zu sprengen. Durch ein unseliges Missverständniss erfolgte die Sprengung zu früh und der Rest der Armee musste sich, an 20000 Mann mit 80 Kanonen, dem Feinde ergeben. Der Herzog von Tarent durchschwamm die Elster und entkam, – der Fürst Poniatowsky aber fand sammt dem Pferde in den Fluthen seinen Tod. Durch diese Schlacht verlor die Französische Armee ihre siegreiche Stellung für immer und eilte in voller Flucht nach dem Rheine. Es kämpften in der Schlacht bei Leipzig über eine halbe Million Menschen mit 1500 Feuerschlünden. Die Alliirten geben ihren Verlust auf 10000, und den der Französischen Armee auf 40000 Mann an. Die Französischen Generale Regnier, Bertrand und Lauriston wurden gefangen.




Druck von Sturm & Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/091&oldid=- (Version vom 21.5.2018)