Dornburg mit 600 Mark Goldes als Erbzinsen zugesichert hatten, wurde der Frieden wieder hergestellt, und Wipprecht blieb bei dem Kaiser bis das Böhmische Heer in die Heimath zog.
Als nun Wipprecht nach Böhmen zurückkam und den jungen Borivor dem Vater als tüchtigen Kriegsmann vorstellte, wollte der König den Grafen reichlich belohnen, dieser aber schlug Alles aus, weil er im Stande sei, durch sein Schwert Gold und Ehre zu erwerben so viel er wolle. Darauf vermählte ihm Wratislaw seine Tochter Judith, die als Aussteuer die Gaue Nisan und Budissin empfing. Jetzt begann Wipprecht einen Rachezug gegen die Edelleute, welche ihn einst von der Burg Groitzsch vertrieben, und als der Markgraf von Meissen dem bedrohten Adel zu Hülfe kam, theilte er dessen Niederlage. Auch Markgraf Eckbrecht von Braunschweig gehörte zu Wipprechts Feinden, und kündigte ihm Fehde an. Bei Teuchern kam es zur Schlacht, worin ein Braunschweigischer Ritter von ungeheurer Stärke auf den Grafen ansprengte, mit der Lanze dessen Schild und Visir durchstiess und ihm zwei Zähne ausrannte. Hierüber erzürnt, durchbohrte der Graf seinen Gegner mit dem Schwerte, spaltete ihm Helm und Haupt, und warf sich mit seinen Leuten dergestalt auf die feindlichen Massen, dass diese bald in wilder Flucht das Schlachtfeld verliessen.
So war Graf Wipprecht von Groitzsch einer der mächtigsten Herren des Reiches, überall gefürchtet und beneidet. Oft aber, wenn er auf der Burg zu Groitzsch ein friedliches Leben führte kamen ihm Gedanken dass er sich oft gegen Gottes Gebote vergangen habe, und etwas zur Sühne seiner Sünden thun müsse. Auf den Rath des Erzbischofs von Magdeburg beschloss der Graf eine Bussfahrt nach Rom, wo er dem Papste die Füsse küsste und Absolution empfing, doch befahl ihm der Statthalter Christi, auch bei dem Patriarchen von Spanien Vergebung zu erflehen. Dieser nahm dem Grafen das Versprechen ab, in der Heimath ein Kloster zu bauen und mit 12 Mönchen zu besetzen, wozu er ihm als Altarreliquie einen Daumen des heiligen Jacob schenkte. Nahe am Städtchen Pegau, nicht weit von Groitzsch, kaufte Wipprecht nach seiner Rückkunft ein Schloss, das einem Ritter von Erp gehörte, liess es abbrechen, und errichtete auf dessen Stätte das später so berühmte Kloster St. Jacob bei Pegau. Die Sage behauptet, der Graf habe beim Klosterbau mit seinen Hofleuten drei Jahre lang den Maurern Handreichung gethan, und namentlich bei der Einweihung des Platzes durch die Bischöfe von Zeitz und Merseburg eigenhändig zwölf mit Steinen gefüllte Körbe auf die Grundwinkel der Gebäude getragen. Neben dem Kloster baute sich der Graf ein Schloss, mit einer dem heiligen Nikolas geweihten Kapelle. Der erste Abt hiess Bero und starb 1100. Zu den Gütern, welche Graf Wipprecht dem Kloster verschrieb, gehörte auch das Dorf Peres.
Im Jahre 1109 zog Graf Wipprecht mit seinen Söhnen zu Kaiser Heinrich V. nach Mainz, zu welcher Zeit seine Gemahlin Judith mit Tode abging und im Kloster Pegau ihre Ruhestätte fand. Im nächsten Jahre vermählte sich der Graf mit einer verwittweten Gräfin von Beichlingen, und sein Sohn Wipprecht mit deren Tochter, so dass Vater und Sohn an einem Tage prächtiges Beilager hielten. Damals fiel ihm durch den Tod des Ritters von Wiese auch das Städtchen Wiesenburg sammt dem dortigen Kloster zu, in welches letztere der Graf seine wiederum verwittwete Mutter Sigena zur Aebtissin setzte, welche auch daselbst starb. Als später die Nonnen ein liederliches Leben begannen, jagte er sie aus dem Kloster, und versetzte sie in das von ihm erbaute Reinsdorf an der Unstrut.
Bald entstand zwischen Kaiser Heinrich und dem Grafen Wipprecht ein Streit, der von grossen Folgen war. Der Kaiser hatte nämlich 1111 den jungen König Borivor von Böhmen des Reichs entsetzt und selbiges dem Suatuplok verliehen. Obgleich nun Graf Wipprecht häufig für seinen Schwager intercedirte, war doch Alles vergebens, bis auf einem Zuge des Kaisers nach Polen, Graf Wipprecht den König Suatuplok, der ihm heimlich nachstellte, morden liess. Da hierauf die Böhmen das Heer verliessen, musste der Kaiser den Grafen bitten, ihnen seinen Beistand nicht zu entziehen, was dieser auch unter der Bedingung that, dass Borivor die Böhmische Krone zurückerhielt. Als nun des Grafen Wipprecht Sohn nach Prag eilte, um seinem Oheime des Kaisers Zusage mitzutheilen, besann sich dieser eines Andern, belehnte Ladislaus, Suatoploks Bruder mit Böhmen, zog darauf vor Prag, nahm Borivor wie auch den jungen Wipprecht gefangen, und liess sie auf das Schloss Hammerstein in Verwahrung bringen. Um seinen Sohn zurückzulösen, musste Wipprecht dem heimtückischen Kaiser, Leissnig, Morungen und die Gaue Nisan und Budissin abtreten, welche Heinrich dem Grafen Hoyer von Mannsfeld verlieh. Im Jahre 1013 fiel Graf Wipprecht in des Kaisers Ungnade, und hatte dabei noch die Kränkung, dass zu seinen Gegnern auch der eigne Sohn gehörte, dem Heinrich für seine Dienste die Stadt Naumburg versprach. Der alte Graf Wipprecht verband sich gleichfalls mit seinen Anhängern, und befestigte die Burg zu Groitzsch aufs Beste, so dass dieselbe den Truppen des Kaisers und Königs Ladislaus von Böhmen widerstand, welche vor deren Mauern fünfhundert Todte zurück liessen. Weil nun der junge Wipprecht der Belagerung des väterlichen Schlosses beigewohnt hatte, verlangte er die versprochene Stadt, der Kaiser aber schlug ihm das Gesuch ab und belehnte einen Andern damit, worauf der junge Wipprecht den Kaiser verliess und sich mit dem Vater aussöhnte.
Im nächsten Jahre verband sich Graf Wipprecht mit dem Grafen von Orlamünde und Landgraf Ludwig von Thüringen, als sie aber deshalb zu Wahrnstädt (Varnstädt?) eine Zusammenkunft hielten, überfiel sie der Graf Hoyer von Mannsfeld mit dreihundert Reitern, wobei der Graf von Orlamünde seinen Tod fand, Ludwig durch die Flucht entkam und Wipprecht verwundet, gefangen und auf das Schloss Leissnig gebracht wurde. Von hier führte man ihn nach Würzburg, wo ein Reichstag beisammen war, und als der Graf hier den Fürsten vorgestellt wurde, verurtheilten ihn diese einstimmig zum Tode. Ritter Conrad von Pleissen bekam den Auftrag, ohne Verzug den Verurtheilten enthaupten zu lassen, da aber Conrad eine Uebereilung verhindern wollte, zögerte er so lange mit der Hinrichtung dass der junge Graf Wipprecht Zeit hatte vom Kaiser des Vaters Leben zu erbitten, doch musste er diesem die schöne Grafschaft Groitzsch abtreten. Der alte Graf blieb drei Jahre im Kerker, und seine beiden Söhne irrten heimathslos in den Merseburger Waldungen umher, bis sie Aufnahme bei den Sachsen, den Todfeinden des Kaisers fanden. In der Schlacht am Wolfesholze, den 11. Februar 1115, nahm der junge Graf Wipprecht Rache am Grafen von Mannsfeld für des Vaters Gefangenschaft, indem er ihm nach einem furchtbaren Kampfe das
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/085&oldid=- (Version vom 21.5.2018)