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das 1503 vom Bischof von Merseburg, Thilo von Trotha, eingeweiht wurde. Vor dem Jahre 1544 gehörte Gohlis in die Thomaskirche zu Leipzig, wohin auch bis 1543 das Dorf Möckern eingepfarrt war. Die vielen interessanten Alterthümer, welche die Kirche zu Eutritzsch barg, sind dem Alterthumsvereine in Dresden überlassen worden, selbst der alte ehrwürdige Altar mit seinen trefflichen Schnitzarbeiten, hat einem modernen Nachfolger Platz machen müssen. Bis zum Jahre 1684 war Gohlis nach Eutritzsch auch eingeschult, seit dieser Zeit aber hat es einen eigenen Lehrer. Durch die Bemühungen der beiden ehemaligen Gohliser Wirthe, Berthold und Legel, kam es 1817 zum Umbau des Schulhauses, in welchem sich der Betsaal, das Schullokal und die Wohnung des Lehrers befinden. Die Schuljugend ist in zwei Klassen abgetheilt und besteht aus etwa 170 Köpfen.

Otto Moser.     




Peres.


Auf einer von allen Seiten sich erhebenden Ebene liegt anderthalb Stunden nordöstlich von Pegau, eine Stunde südöstlich von Zwenkau, eine Stunde von Rötha und drei Stunden von Borna an einem kleinen Eichenhain das Dorf Peres. Dasselbe zählt etwa zweihundert Einwohner, die sich nur mit Oekonomie beschäftigen, und gehört zu dem hiesigen altschriftsässigen Rittergute.

Peres ist ein sehr alter Ort. Bereits im elften Jahrhundert geschieht desselben Erwähnung, denn schon damals war das hiesige Schloss der Stammsitz eines adlichen Geschlechts, das wahrscheinlich ursprünglich einem Sorbenstamme angehörte und gemeinschaftliche Sache mit den eindringenden deutschen Siegern machend, von diesen im Besitze seines Eigenthums gelassen wurde. So wird Baderich von Peres (Peris, Boritze) im Jahre 1073 genannt, der ausser dem Dorfe Peres in hiesiger Gegend auch noch andere Güter besass. 1090 finden wir Peres als Eigenthum des Grafen Wiprecht von Groitsch, des mächtigsten Dynasten weitumher. Es dürfte hier der Ort sein, über diesen in Sachsens Geschichte so oft vorkommenden Grafen von Groitzsch, einige Worte zu sagen, welche aus einer Lebensbeschreibung des jüngeren Grafen von Groitzsch, die ein fast gleichzeitig mit ihm lebender Klosterbruder niederschrieb, entnommen sind.

Der König der Dithmarschen, Edelrich, hatte zwei Brüder, Dittmar und Herlibo, von denen Letzterer Vater von drei Söhnen Edelreich, Vridelo und Herlibo wurde. Der junge Herlibo vermählte sich mit einer Norwegischen Prinzessin, die ihm Suetibor und Wolf gebar. Wolfs Gemahlin war eine Prinzessin von Dänemark und die Mutter Wipprechts I. Als die Prinzen von Dänemark nach ihres Vaters Tode dem Schwager Wolf bitteres Unrecht zufügten, zog dieser gegen sie mit Waffengewalt, und es gelang ihm sogar, sie zu erschlagen; nach Wolfs Tode aber setzte sich Wipprecht in des Vaters erobertem Lande in der Mark Brandenburg fest und zeichnete sich hier durch Muth und Klugheit dergestalt aus, dass der mächtige Graf Goswin zur Leye, ihm seine Tochter, Sigena, zur Gemahlin gab, die ihm Gattersleben und Morungen als Ausstattung zubrachte. Aus dieser Ehe entsprangen zwei Töchter und ein Sohn, Wipprecht, und als der Vater in dem rüstigsten Lebensalter plötzlich mit Tode abging, vermählte sich Sigena bald darauf mit einem Grafen von Lengefeld.

Der junge Graf Wipprecht lebte am Hofe des Markgrafen Udo von Stade, und als er herangewachsen war, belehnte ihn der Markgraf mit der Stadt Tangermünde. Aber die kriegerischen Eigenschaften des Vaters lebten auch im Sohne, und da er sein Gebiet durch Waffengewalt zu vergrössern anfing, rieth man dem Markgrafen Udo, einen so gefährlichen Nachbar zu entfernen. Udo, der Wipprecht ebenfalls zu fürchten begann, veranlasste darauf Wipprecht zu einem Ländertausche, in dessen Folge der junge Graf die Grafschaft Groitzsch an der Elster nebst mehreren Gütern in der Nordmark empfing. Zur Residenz erhob Wipprecht die Burg Groitzsch (deren Ruinen man vor kurzem auszugraben begonnen hat), und von hier aus befehdete der unruhige Kriegsmann den benachbarten Adel, bis dieser sich gegen ihn verband und ihn zur Flucht nach Böhmen zwang, wo er beim Herzog Wratislaw freundliche Aufnahme fand. Aber auch hier vermochte der Graf nicht Ruhe zu halten, sondern beredete den Herzog sich die Königskrone zu verschaffen, wofür er dem Kaiser, der damals sowohl mit den Sachsen, als auch in Italien viel zu thun hatte, eine bedeutende Unterstüzung an Geld und Mannschaft versprach. Wratislaw empfing wirklich die Böhmische Krone und sandte nunmehr dem Kaiser ein stattliches Heer unter Wipprechts Anführung, das sich durch seine Tapferkeit vor allen auszeichnete, und namentlich bei der Erstürmung Roms grosse Dienste leistete. Beim Heere befand sich auch Wratislaws junger Sohn, Borivor.

Trotz der grossen Dienste und der hohen Stellung des tapferen Verbündeten, erlaubte sich dennoch der Kaiser zu Verona einen sehr starken Scherz um des Grafen Mannhaftigkeit zu prüfen. Als nämlich Wipprecht in den Hof des nahen Schlosses Theodorici trat, liess man auf Befehl des Kaisers einen Löwen auf ihn los, den indessen der furchtlose Graf bei der Mähne fasste und dergestallt schüttelte, dass die Bestie von ihrem gewaltigen Gegner abliess und die Flucht ergriff. Als nun Wipprecht erfuhr, auf wessen Befehl der gefahrvolle Spass stattgefunden habe, bat er sofort um seinen Abschied und liess alles zum Aufbruch rüsten, worauf der erschrockene Kaiser ihn dringend aufforderte, zu bleiben. Erst als die Bischöfe von Mainz, Halberstadt, Münster und Cöln dem beleidigten Manne 1900 Mark Gold jährliches Einkommen und ausserdem Ländereien, der Kaiser aber die Schlösser Leissnig und

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/084&oldid=- (Version vom 21.5.2018)