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mischen ihr Plätschern in das durch häufige Hemmnisse und Fälle bewirkte Rauschen des Muldenstromes und vermehren das Interesse eines Thales, welches unbedingt zu den reizendsten Parthieen unseres Vaterlandes gehört.

Die Herrschaft Rochsburg war ursprünglich nur ein altschriftsässiges Meissnisches Rittergut führt aber wegen ihres bedeutenden Umfangs den Namen einer Herrschaft schon seit mehreren Jahrhunderten und die Burgherren waren stets mächtige und einflussreiche Männer. Bis in das vierzehnte Jahrhundert gehörte die Rochsburg den Burgrafen von Altenburg, welche einen grossen Theil des an den Pleissner oder Altenburger Gau grenzenden Gaues Chutici innehatten und daselbst die Burgen Rochsburg, Drachenfels, Zinneberg und Liebchnstein erblich besassen. In frühester Vorzeit war die Herrschaft Rochsburg nördlich von der Grafschaft Rochlitz – zu welcher das damalige Kloster Zschillen mit dem grössten Theile der jetzigen Herrschaft Wechselburg gehörte – östlich und südwestlich vom Chemnitzer Reichslande und mehreren adeligen Besitzungen, südwestlich von dem Gebiet der Bolkenburg oder jetzigen Wolkenburg und westlich vom Pleissnerlande umgeben; die später sogenannte Herrschaft Penig gehörte zu Rochsburg.

Der Ursprung des Schlosses Rochsburg ist unbekannt. Die Annahme, es sei die Burg Resigeberg, bis zu welcher im Jahre 830 die um Colditz wohnenden Slaven zurückgedrängt wurden, entbehrt jedes historischen Beweises, soviel ist indessen gewiss, dass Rochsburg zu den ältesten Schlössern des Landes gehört und bereits im neunten Jahrhundert vorhanden war. Urkundlich wird die Burg zuerst im Jahre 1200 erwähnt, wo ihr Besitzer Ritter Günther von Rochsberg bei dem allgemeinen Landtage, welchen Markgraf Dietrich auf dem Colmberge hielt, sich unter den versammelten Vasallen befand. Noch 1220 lebte Ritter Günther und trug damals seine Güter vom Markgrafen Conrad, Dedos Sohne, zur Lehn. Vielleicht starb Günther von Rochsberg 1229, denn in diesem Jahre wird Rochsburg zuerst eine Besitzung der Burggrafen von Altenburg genannt. Burggraf Albrecht besass das Schloss von diesem Jahre bis 1270, und als er starb theilten die beiden hinterlassenen Söhne Albrecht und Dietrich des Vaters Besitzungen dergestalt, dass unter anderen auch die Rochsburg an Dietrich gelangte. Dietrich bewohnte die Rochsburg, nannte sich nach ihr und brachte 1290 auch die burggräfliche Würde wieder an seine Linie. Um das Jahr 1320 vermählte sich Burggraf Otto I. von Leissnig mit Elisabeth, Burggräfin von Altenburg, wodurch die Rochsburg an die später mit fürstlicher Würde begabten Burggrafen von Leissnig kam, bei denen sie fast zwei Jahrhunderte blieb. Die Burggrafen von Leissnig legten auf die Herrschaft Rochsburg hohen Werth, indem sie in derselben mancherlei Gestifte und Anstalten von Bedeutung gründeten, und ihrem Titel fast immer auch den eines Herrn von Rochsburg hinzufügten. Zu Ende des funfzehnten Jahrhunderts verpfändeten die Burggrafen das Schloss und die Herrschaft Rochsburg an den Herzog Albrecht von Sachsen, und da der Pfandschilling nicht zurückgezahlt wurde, verlieh der Herzog selbige den mächtigen und reichen Rittern von Ende, von denen Wolf von Ende Oberster und Statthalter des Bischofs Philipp von Zeitz und später der Churfürsten Moritz und August geheimer Rath der letzte Besitzer Rochsburgs war, indem er es um 60000 Gulden an die Vormünder der Gebrüder Johann Ernst, Georg, Hugo und Wolf von Schönburg verkaufte. Nach einer anderen Nachricht soll schon Burggraf Albrecht III. von Leissnig der letzte Herr seines Geschlechts auf Rochsburg gewesen und 1448 die Herrschaft an Heinrich Reuss den Mittlern zu Gera verkauft haben. – Wolf von Ende verkaufte Rochsburg am 17. Januar 1548, doch ertheilte ihm der Churfürst nur ungern die Erlaubniss dazu. Als die Gebrüder von Schönburg ihr Erbe antraten, empfing Wolf die Herrschaft Rochsburg, Penig und Wechselburg, und seitdem ist das Schloss nie wieder aus dem Besitz der Familie Schönburg gekommen. Zur Zeit residiren auf dem Schlosse Rochsburg J. Erlauchten die Grafen Heinrich und Ernst von Schönburg-Rochsburg, Söhne des verstorbenen Grafen Ludwig von Schönburg-Hinterglauchau.

Der unter dem Schlosse befindliche Flecken Rochsburg liegt beinahe gänzlich am linken Ufer der Mulde, grösstentheils am Abhange mehrerer Berge und namentlich desjenigen, aus welchem der felsige Schlossberg in südöstlicher Richtung als ein Vorgebirge hervortritt. Der Ort ist etwas zerstreut gebaut, weil Gänge und Felsklippen die freie Benutzung des Raumes nicht erlaubten, und dehnt sich fast eine Viertelstunde hin bis zu den nordöstlich gelegenen herrschaftlichen Gebäuden, worunter die berühmte Stammschäferei, welche man früher für die edelste in Deutschland hielt. Die hiesige Kirche stand einst unter dem Kloster Zschillen und war schon 1333 bedeutend dotirt, namentlich durch den Pfarrer Conrad, denn es gehörte bereits damals eine Mühle in Lunzenau dazu, in welcher später der Pfarrer einen Dingestuhl hegte. Kirche, Pfarre und Schule sind ziemlich hoch gelegen und mithin von Norden und Westen weithin sichtbar. Die meisten Bewohner Rochsburgs (700 Köpfe) besitzen schöne Obstgärten und treiben Spinnerei, Weberei, Strumpfwirkerei und Waldarbeit. Ausser dem Pfarrer (Hofprediger) fungirte seit 1678 an hiesiger Kirche auch ein Diakonus, der aber seit 1834, wo das Städtchen Lunzenau zu einer selbstständigen Parochie erhoben wurde, das Pfarramt daselbst erhielt, durch welche Trennung die Einkünfte des Rochsburger Pfarrers bedeutend geschmälert worden sind.

Zur Herrschaft Rochsburg gehören die beiden Städte Burgstädt und Lunzenau, Schloss und Flecken Rochsburg, die Dörfer Arnsdorf, Burkersdorf, Dittmannsdorf, Höllsdorf, Hoyersdorf, Mohlsdorf, Nieder- und Oberelsdorf und Antheile an Berthelsdorf, Kleinchursdorf, Obergräfenhain, Schlaisdorf und Wernsdorf; dazu kommen die Obergerichte über den grössten Theil von Thierbach, Antheile an Dürrengerbisdorf und Dittmannsdorf und über die andere Hälfte von Berthelsdorf.

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Falkenhain
bei Wurzen.


Falkenhain liegt an der nach Torgau führenden ziemlich belebten Strasse, kaum eine halbe Stunde von der Grenze entfernt, und gehört zu den ansehnlichsten und bedeutendsten Ortschaften des Stiftes und Amtsbezirks Wurzen, nicht nur wegen der Menge und Grösse seiner Güter, sondern auch wegen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/078&oldid=- (Version vom 21.5.2018)