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dass er die Vitzthumschen Güter ohne Widerrede zurückgeben wolle, sobald der Churfürst ihm zu seinen in feindlicher Hand befindlichen Thüringischen Besitzungen verholfen haben würde. Dies geschah nach erfolgtem Frieden im Jahre 1451; Kaufungen aber, der noch eine bedeutende Entschädigungsrechnung aufstellte, wollte nunmehr die Güter nicht ausliefern, und als ihn der Churfürst mit Gewalt daraus verdrängte, führte er bei dem benachbarten Adel bittere Klage über die ihm gewordene Ungerechtigkeit und begann zugleich mit Apel von Vitzthum, der sich nach Böhmen geflüchtet hatte, einen lebhaften Briefwechsel. Bald darauf schlossen Kaufungen und Vitzthum einen Vergleich, worin dieser jenem seine in Meissen gelegenen Güter förmlich abtrat, so dass Kaufungen nunmehr das Recht besass, seine Ansprüche auf Kriebstein, Schweikershain und Ehrenberg auf gerichtlichem Wege geltend zu machen.

Anstatt nun ruhig das Ende des Prozesses abzuwarten, liess Kunz von Kaufungen es sich eifrig angelegen sein, dem Churfürsten auf alle Art wehe zu thun. Er wiegelte den Adel zu Trotz und Ungehorsam gegen den Landesherrn auf und war sogar verwegen genug, den König von Böhmen – natürlich mit Vitzthums Hülfe – zu einem Einfalle in das Meissnerland aufzufordern, welches Unternehmen dem König Ladislaus aber nicht die beanspruchten sechszig, angeblich zu Böhmen gehörigen Sächsischen Ortschaften, sondern eine blutige Niederlage in der Nähe des Städtchens Pirna einbrachte. Der Prozess Kaufungens mit dem Churfürsten nahte nunmehr seinem Ende. Die Rechtssprüche mehrerer Universitäten erklärten die Forderung des Ritters für nichtig, und dieser empfing darauf eine gerichtliche Ladung am 25. Juni 1455 zu Altenburg, der Residenz des Churfürsten, zu erscheinen und dort mit der Gegenpartei vorzustehen. Am Abend vor dem gesetzten Tage langte Kaufungen wirklich in Altenburg an, erschien auch am nächsten Morgen im Termine, blieb aber trotz des ausgesprochenen Urtheils bei seinen Forderungen. Als nun der Churfürst mit seinen Räthen in ein inneres Zimmer ging, um zu überlegen, wie man den trotzigen Ritter zufrieden stellen möchte, wanderte dieser im Schlosse umher, besah dessen Aus- und Eingänge, berechnete die Höhe der Fenster, erkundigte sich nach dem Schlafzimmer der Churfürstlichen Prinzen und stieg alsdann, ohne sich weiter um den Churfürsten und seine Räthe zu kümmern, aufs Ross und ritt gerades Weges auf sein Schloss Eisenberg, um dort mit seinen Freunden, den Rittern von Mosen und von Schönfels, den kühnen Plan des Prinzenraubes zu überlegen.

Da es nun nöthig war, dass auch im Altenburger Schlosse ein Helfershelfer hauste, hatte Kaufungen einen schlauen verschmitzten Kerl, den er kürzlich kennen gelernt, in sein Vertrauen gezogen und ihn beredet, im churfürstlichen Schlosse einen Dienst anzunehmen. Mit des Ritters Empfehlungsschreiben versehen ging Hans Schwalbe, so hiess der Bube, nach Altenburg und überreichte sein Schreiben dem Ritter und Hofmarschall Hildebrand von Einsiedel, Kaufungens Schwager, der auf diese Empfehlung Schwalben in der churfürstlichen Küche das Amt eines Küchenjungen verschaffte. Hier beobachtete der schlaue Bursche Alles, was im Schlosse vorging, und da er des Schreibens kundig war, so berichtete er Ritter Kaufungen treulich, was für diesen von Wichtigkeit sein konnte. Etwa zehn Tage nach Kaufungens Abreise von Altenburg empfing dieser von Schwalben einen noch jetzt im Altenburger Schlossarchiv vorhandenen Brief folgenden Inhalts:

Mein willig Dinst sammt alles Lybs vnndt Guts zuuor
Ehrbar Strenger lyber Jungker
Als der Curförst vestiklich peschlossen hat uf morgen Sundages nach der Frümess gein Lypzk tzu wegfahrten mit den meresten Hofelüten, ah Montag ufen Abendt der Cantzyler yn er gelebete in synen Huse usrichden wirdet so mer mügen dehrby mannigfaltige Hofelinge gewesen vnndt ufs Schloss pflegt daczumalen allyn der alt Essmus Drabanten Dynst, wellicher vest yngeschlefert magk werden, der Pfortyner ist lagerisch krank, kan ich uch nicht pergyn yn gelubener truwe uch selber gewertiglich zu dynen vnndt ewer Anstaltungk gewartin. Darnach ihr uch tzu richten. Datum Altenburgk am Samstag nach vnnserer Frawentage a. L. V.
Hanns Schwalbe.     

Die Nacht vorher, ehe der Churfürst nach Leipzig abreiste, hatte seine Gemahlin Margarethe einen Traum, der sie höchlich beunruhigte. Es schien ihr, als befände sie sich in einem herrlichen Garten, in welchen plötzlich ein wilder Eber eindrang, die Gewächse niedertrat und namentlich einen jungen schönen Rautenstrauch auszuwühlen versuchte. Fast war dem Eber dies gelungen, als plötzlich ein Bär herzueilte und das muthwillige Schwein mit einem Schlage seiner Tatze zu Boden warf. In jener Zeit des Aberglaubens hielt man Träume für göttliche Weisungen, und so erzählte die Churfürstin am nächsten Morgen den Traum ihrem Gemahle und bat ihn, die Reise noch um einige Tage zu verschieben; dieser aber suchte sie zu beruhigen und zog am 8. Juli mit einem zahlreichen Gefolge nach Leipzig.

Kaum hatte Kunz von Kaufungen Schwalbens Brief empfangen, so liess er unverzüglich in einer Scheune seines Bruders Dietrich, eines reichen Osterländischen Ritters, Strickleitern verfertigen und bestellte seine Vertrauten nach dem Schlosse Kahlenberg. Am späten Abend des Tages, wo der Churfürst nach Leipzig reiste, ritten die Verschwornen, bestehend aus Kunz von Kaufungen, Wilhelm von Schönfels, Nickel Forst, Wilhelm von Mosen, Bernhardt von Strebin, Russwurmen, Wenzel Trebis Söhnen, Hensel Herdin und Hans Gevellern nebst einem Haufen bewaffneter Knechte, etwa fünfunddreissig Pferde stark nach Altenburg, wo sie Nachts zwischen 11 und 12 Uhr vor dem Schlosse anlangten. Sogleich wurden die Strickleitern, welche nahe bei Altenburg in einem Walde versteckt waren, von Kunzens vorausgeschicktem Knappen, Johann Schweinitz herbeigeschafft und von Hans Schwalben an einem Schlossfenster befestigt. Kunz von Kaufungen aber erstieg unerschrocken die hohe Mauer und gelangte glücklich durch das Fenster ins Schloss, während seine Begleiter am Berge Wache hielten.

Der Ritter von Kaufungen war vor Jahren Hauptmann im Altenburger Schlosse gewesen und kannte aus dieser Zeit die sämmtlichen Lokalitäten. Im Schlosse angekommen schraubte er an einem Fenster, das er früher selbst mit Eisenwerk verwahren lassen, eine kurze hölzerne Leiter an, um im Falle der Noth sich darauf zu retten. Hierauf verwahrte er alle Ausgänge, legte vor das Schlafzimmer der Churfürstin und ihrer Hofdamen Anwürfe und konnte nunmehr ungestört an sein verbrecherisches Unternehmen denken, denn die ganze männliche Bewachung des Schlosses bestand aus dem alten Trabanten Asmus, der von Schwalbe mit Wein angefüllt gänzlich betrunken im Zimmer des kranken Thürhüters schnarchte. Die männliche Bevölkerung des Schlosses,

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Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/058&oldid=- (Version vom 21.5.2018)