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des Herrn Geh. Raths und Kanzlers, Otto Heinrich Frhn. von Friesen erhielt die Georgenkirche im Jahre 1710 eine reichhaltige, seitdem noch vermehrte, Bibliothek.

Am westlichsten Ende des Ortes liegt das Schloss, der jetzige Hauptsitz der Freih. von Friesenschen Familie, ein regelmässiges Viereck bildend, dem das Weissenfelser Schloss wohl zum Vorbilde gedient haben dürfte. Das geräumige Ganze schliesst einen Hof ein; ein geschmackvolles Thürmchen ziert das Schloss, das leider ein wenig versteckt liegt, aber von dem schönen und grossen Schlossgarten aus, der sich bis in die Aue hineinzieht, und einen Beweis von dem feinen Geschmacke der Besitzer giebt, einen reizenden Anblick gewährt. Im 30jährigen Kriege sehr verwüstet, wurde das Schloss in seiner jetzigen Ausführung von Carl Freiherr von Friesen erbaut, und nach den im Schlossthurmknopfe niedergelegten Urkunden, welchen ein Grundriss und genauer Bauanschlag beigefügt ist, im Jahre 1668 vollendet.

Im 7jährigen Kriege, zwei Monate vor der Schlacht bei Rossbach, im September 1758, hatten der König und Prinz Heinrich von Preussen ihr Hauptquartier daselbst. Am 2. Mai 1813, vor der Schlacht bei Lützen, übernachtete der Feldmarschall Blücher daselbst, und während der Schlacht bei Leipzig, im October 1813, wohnten Kaiser Franz, Kaiser Alexander und der jetzige König von Preussen, Friedrich Wilhelm IV., nebst dem Fürsten von Schwarzenberg, in dem Schlosse. Kaiser Franz blieb daselbst bis zum 20. October und bewohnte das Zimmer, welches der jetzige Besitzer, der Königl. Sächs. Kammerherr und Geheime Finanz-Rath a. D., Vorsitzender des Leipziger ritterschaftlichen Kreises, Friedrich Freiherr von Friesen, zu bewohnen pflegt. Die bedeutenden Wirthschaftsgebäude des Gutes, das eine der stärksten Oeconomieen des Königreichs Sachsen bildet, liegen in der Stadt, und gehören dazu, mit den Vorwerken Podschütz und Espenhain, in den Fluren von Rötha, Espenhain, Gaulis und Geschwitz, 804 Acker des besten Landes, darunter 502 Acker Feld, 177 Acker Wiesen, 96 Acker Holz. Ueber 100 Stück Rindvieh und 1000 Schaafe bilden das lebende Inventar.



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/006&oldid=- (Version vom 24.3.2018)