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auch mit der immer höher sich stellende Holzpreis Ursache gewesen sein mag, Umstände, welche schon zu jener Zeit Eingehen manches der sonst so zahlreichen Eisenwerke des Erzgebirges bewirkten.

In dem böhmischen Städtchen Platten waren seit 1611 nach und nach nicht weniger als eilf Blaufarbenmühlen entstanden, welche ihren Bedarf an Kobalt vorzüglich von Schneeberg aus bezogen. Auf einer dieser Mühlen arbeitete ein Frießländer, Namens Paul Nordhof, der sich durch seine besondere Geschicklichkeit auszeichnete, aber eben dadurch sich den Neid seiner von ihm weit überflügelten Gewerbsgenossen zuzog, die nun Alles aufboten, den gehaßten Concurrenten zu entfernen; in seinem Glaubensbekenntniß fanden sie endlich ein Mittel dazu und 1638 wurde Nordhof aus Böhmen vertrieben.

Nordhof ging nach Sachsen und zunächst zu dem ihm bekannten reichen Schneeberger Handelsherrn Veit Hans Schnorr, welcher den geschickten Arbeiter mit Freuden aufnahm und ihn zehn Jahre lang in seiner 1638 zu Pfannenstiel bei Aue errichteten Farbenmühle beschäftigte. – Hier wurde Nordhof mit Sebastian Oeheim oder Oehme, einem Kaufmann aus Leipzig, welcher beim Kobalthandel stark sich betheiligte, bekannt und er verband sich endlich mit ihm zur Anlage eines eigenen Farbenwerkes.

Dieses Werk entstand 1649 an dem Ufer der weißen Sehma bei Annaberg (im Sehmagrunde unter Buchholz). Oeheim trug die Kosten und Nordhof übernahm die Oberleitung, in welcher er sich auch besonders tüchtig zeigte, denn die von ihm bereiteten Farben erlangten durch ihre Güte und Schönheit bald besonderen Ruf und den anderen Farbenwerken erwuchs gefährliche Concurrenz. Er benutzte zu seinen Farben besonders die im annaberger Reviere gewonnenen Kobalte. Die Eifersucht der anderen Werke schuf Nordhof eine Menge Hindernisse, allein er konnte diesen Anfeindungen um so mehr trotzen, als er jährlich 10,000 Thaler Vorschuß erhielt, damals eine höchst bedeutende Summe, mit der sich schon Etwas beginnen ließ; so arbeitete er mit dem glücklichsten Erfolge fort. 1659 hatte Nordhof achttausend Centner Smalte auf dem Lager, aber damit erlitt er großen Verlust, denn die gewaltige Concurrenz hatte große Massen Farbe auf den Markt gebracht – fast mehr, als man in damaliger Zeit brauchte – und zugleich die Preise tief herabgedrückt; da mußten Oeheim und Nordhof zuletzt auch losschlagen und trotz anerkannter Güte der Waare wurde diese nicht höher bezahlt, als die anderer Werke.

Empfindlicher als die Concurrenz wirkte endlich der Holzmangel auf das Gedeihen des Farbenwerks im Sehmagrunde, die Bergwerke mit ihren Schmelzhütten, die zahlreichen Eisenwerke verzehrten bei ihrer damaligen unpraktischen Einrichtung eine ungeheure Menge Holz und in Folge dessen steigerte sich dieses für Privatwerke immer höher im Preise, so daß, als erst Oeheim und dann auch Nordhof gestorben war, und die neuen Besitzer, denen der Geist der beiden Gründer fehlte, immer mehr von der Concurrenz zu leiden hatten, diese endlich auf Verlegung des Werkes nach einer geeigneteren Localität dachten. Eine solche fanden sie endlich in Zschopenthal, wo das Hammerwerk seinem Erlöschen nahe war. Dieses wurde jetzt angekauft und zum Blaufarbenwerke eingerichtet, während das Werk im Sehmathal außer Betrieb kam. Dieses geschah 1684.

Von da an war das Werk in Zschopenthal in ununterbrochenem Betrieb und der Staat betheiligte sich später bei demselben mit 148/10 Kux; ein anderer Hauptinteressent war das triersche Geschäft in Leipzig. Es stand unter einem Factor und zwei Farbenmeistern und hatte einen eigenen Gerichtsverwalter. Den Kobalt bezog es aus Schneeberg, da selbst die näheren im Marienberger und Annaberger Revier gefundenen Kobalterze zum Sortiren erst nach Schneeberg geschafft wurden. Es mußte also das Material aus einer Entfernung von mehr als zehn Stunden herbeigeschafft werden. – Dieses war gewiß eine sehr bedeutende Unbequemlichkeit und zugleich ein sehr kostspieliger Transport. Das nöthige Holz erhielt das Werk größtentheils aus den Augustusburger Forsten, und es wurden auf der Zschopau jährlich über tausend Klaftern herbeigeflößt.

Im Jahre 1815 wurde das große Fabrikgebäude gebaut, welches lange Zeit für das schönste Hüttengebäude Sachsens galt und als Fabrikgebäude für einen wahren Prachtbau angesehen wurde.

Schon die starken Transportkosten für den Kobalt verursachten aber, daß dieses Werk sich weit

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/360&oldid=- (Version vom 11.5.2019)