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weiße Spitzen aber schwarz auf orange rothes Papier; diese Muster sind mit Nadeln durchlöchert. – Den Klöppelbrief spannt man dann auf ein rundes Kissen, das Klöppelkissen oder der Klöppelsack, dessen Größe sich nach der Beschaffenheit der Spitzen richtet, die darauf gefertigt werden sollen. Den Zwirn oder die Seide windet man auf längliche und gut abgerundete Hölzchen, die Klöppel, welche da, wo man sie anfaßt, in dünnen Röhrchen, den Klöppeldüteln, stecken, damit das Gespinnst nicht berührt und der Klöppel leichter bewegt werden könne. Das eigentliche Klöppeln nun besteht in dem Schlingen der Fäden, um die nach dem Muster abgesteckten Nadeln. Dies geschieht auf die mannichfachste Art und mit einer bewundernswerthen Geschwindigkeit. Die Nadeln, welche man von Anfang herein nicht mehr brauchte, sobald das um sie herumgeschlungene Auge fertig ist, werden immer wieder, eine nach der andern, pfeilschnell vorwärts zu neuen Schlingen eingesteckt und auf diese Art geht es bis zu Ende fort. Der kleine Klöppelsack drehet sich beständig, wie um seine Achse, und hängt oft so voll Klöppel, daß es einem unbegreiflich erscheint, wie aus einer Zahl von 30 bis 100 Klöppeln, allemal der rechte so schnell gefunden und geworfen werden kann. Uebung allein bringt diese staunenswerthe Fertigkeit hervor.

Im Winter sind stets mehr Personen mit der Klöppelei beschäftigt, weil dann auch die, welche im Sommer auf den Feldern arbeiteten, zum Klöppelsack greifen, ähnlich, wie in andern Gegenden das Spinnrad im Winter thätig wird. Dann greifen auch die Männer zu dieser Arbeit, und Hände, welche im Sommer Steine gesprengt und Stämme gerodet haben, werfen jetzt mit überraschender Gewandtheit die Klöppel.

Diejenigen Arbeiterinnen, welche den Zwirn oder die Seide zu den Spitzen selbst kaufen können und dann die fertige Waare an den Händler verkaufen, stehen sich stets besser, als die, welche das Material von dem Arbeitgeber erhalten.

Schließlich sei bemerkt, daß die berühmten Brüsseler Spitzen, deren Fabrikation man erfolgreich im Erzgebirge nachahmt, auf theils leinenen, theils baumwollenen Netzen mit der Nadel gearbeitet werden. Aehnlich sind auch die Mechelner Spitzen, die von Valenciennes und Lille, welche letztere als die billigsten gelten.



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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/312&oldid=- (Version vom 11.5.2019)