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Der durch das Thal und die Stadt fließende Gablenzbach durchschneidet das Etablissement und trennt es in den westlichen und östlichen Theil.

Der westliche Theil umfaßt die älteren und bis zum Jahre 1856 allein zum Geschäftsbetrieb benutzten Gebäude, als:

a) das Hauptgebäude, welches die Wohnung des Besitzers und zugleich das Comtoir, das Einkaufslokal, mehrere Lagerräume für fertige Waare, sowie auch Packlokale enthält;
b) das anstoßende Seitengebäude, worin umfangreiche Lagerräume für fertige Waaren, Arbeitssäle und die Gasbereitungsanstalt sich befinden;
c) das Mittelgebäude mit großen Sälen, worin vor Erbauung der großen Fabrik Strumpfmaschinen aufgestellt waren, die jetzt aber als Lagerräume für rohe Waaren benutzt werden, während
d) das Hintergebäude für Kutscherwohnungen, Stallungen, Wagenremisen und andere wirthschaftliche Zwecke dient.

Der östliche Theil wurde erst im Jahre 1855 angelegt, mit jedem Jahre erweitert und besteht zur Zeit aus folgenden Gebäuden:

a) das Hauptfabrikgebäude von 72 Ellen Länge und 24 Ellen Tiefe, Parterre und drei Stockwerken, mit angebautem Kessel- und Maschinenhause, nebst Schmiedewerkstatt und Badelokal. Letzteres nur zum Privatgebrauch zu Dampf-, Douche-, Warm- und Kaltwasserbäder comfortable eingerichtet.
Das Parterre des Hauptfabrikgebäudes enthält außer Lagerräumen auch eine Maschinenbauwerkstatt nebst Zubehör, welche alle Arten Strumpf-, Ränder-, Spul-, Zwirn-, und Nähmaschinen liefert.
b) das Nebengebäude mit angebauter Hausmannswohnung, ist mit dem Hauptgebäude durch Uebergänge verbunden und enthält im Parterre die Appretur mit zwei hydraulischen Pressen und zwanzig Preßwagen. Die dazu gehörige Formerei wird nicht im geschlossenen Etablissement, sondern in fünf verschiedenen Privatlokalen der Stadt betrieben, in welchen auch gleichzeitig nicht unbedeutende Waarenlager unterhalten werden. – In der ersten und zweiten Etage befinden sich englische und französische Strumpfmaschinen;
c) die Garnniederlage von 54 Ellen Länge und 18 Ellen Tiefe, und
d) die Werkstätte für Kistenreparatur.

In dem Etablissement werden baumwollene Strumpf- und Wirkewaaren der verschiedensten Sorten, als: Strümpfe, Hosen, Jacken, Hemden, Mützen u.s.w. mit Maschinen gefertigt; jedoch beschränkt sich dasselbe nicht blos auf den Betrieb selbsterzeugter Waaren, sondern es macht auch bedeutenden Umsatz mit aufgekauften Handstuhlwaaren und Handschuhen.

Unter den Erzeugnissen der Fabrik sind die auf Maschinen englischen Systems gefertigten und zum Theil mit elastischen Rändern ohne Naht versehenen Waaren wegen ihrer besonderen Schönheit und Billigkeit die gangbarsten.

Die Maschinen zur Erzeugung der obenerwähnten elastischen Ränder sind dem Geschäftsinhaber patentirt, in dessen Maschinenbauwerkstatt gebaut und besitzen eine vorzügliche Leistungsfähigkeit sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht.

Der Verkauf en gros aller dieser Artikel erfolgt hauptsächlich nach Nord-Amerika, ferner nach Süd-Amerika, Ost- und Westindien, Australien, Asien und Afrika, er erstreckt sich folglich über alle Erdtheile. Nur der kleinste Theil der Artikel wird im Inlande selbst verkauft. Außer den Leipziger

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/280&oldid=- (Version vom 11.5.2019)