Seite:Album der Sächsischen Industrie Band 2.pdf/260

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine Stunde von dem Bahnhofe zu Oderwitz, wohin es in Bezug auf seinen Waarenverkehr hauptsächlich gewiesen ist, wobei aber durch den Umweg der fahrbaren Straße die Stunde Entfernung zu fast zwei Stunden ausgedehnt wird. – Deshalb ist es auch der Wunsch, daß der Verkehr der so lebhaften Fabrikdörfer, wie Ebersbach, Gersdorf, Leutersdorf, Seifhennersdorf und Großschönau durch Anlage einer Eisenbahn nicht nur erleichtert, sondern auch gehoben werden möchte, worüber schon viele Vorschläge gemacht sind, und selbst eine Linie von dem Bahnhof Oderwitz aus bereits abgesteckt wurde, ohne daß es den Anschein gewinnt, als ob diese Linie in Angriff genommen und sonst ein Vorschlag zur Ausführung kommen sollte, so dringend nöthig es auch sonst im Interesse der so lebhaften Fabrikgegend wäre, wie schon an anderer Stelle unseres Albums gesagt wurde.

Die Bewohner Leutersdorfs beschäftigen sich hauptsächlich mit Weberei, sowohl in Wolle, als auch in Leinen und es giebt hier zahlreiche Fabrikanten, die oft sehr ansehnliche Geschäfte treiben, hauptsächlich in baumwollenen Waaren. Die bedeutendste Fabrik ist die von

Benjamin Hüttig u. Comp.,

deren Gebäude in zwei Complexe zerfallen.

Das Etablissement beschäftigt sich hauptsächlich mit der Fabrikation von halbwollenen und baumwollenen Hosen-, Rock- und Westenstoffen, welche ihren Hauptabsatz im Zollverein finden, so wie auch nach Dänemark, Schweden und Norwegen, theils auf den Messen zu Leipzig und Frankfurt an der Oder, theils auf Bestellungen vom Hause.

Die Waaren befanden sich auf der Industrieausstellung in München und wurden daselbst durch die Preismedaille ausgezeichnet.

Dieses Etablissement beschäftigt fortwährend drei Comptoiristen und mehrere hundert Weber und Zuarbeiter. Diese Zahl wird sich späterhin noch vermehren, nach Aufstellung einer Dampfmaschine und damit verbundener Einrichtung größerer Maschinen, welches schon längst geschehen sein würde, wenn der Kohlentransport nicht so kostspielig wäre.

Besitzer des Etablissements sind die Herren

Karl Benjamin Hüttig und
Friedrich August Neumann.

Das Geschäft wurde 1835 von Herrn Karl Benjamin Hüttig unter der Firma Benj. Hüttig gegründet, nach Eintritt des Herrn Friedrich August Neumann aber wurde Benjamin Hüttig u. Co. firmirt, welche Firma auch bis heute unverändert fortbestanden.

Zu jener Zeit befand sich das Geschäft noch in Ober-Leutersdorf, als aber Nieder-Leutersdorf an Sachsen abgetreten war, erstanden die Herren Besitzer daselbst die Grundstücke, in denen die Fabrik gegenwärtig betrieben wird, und richteten dieselben durch zum Theil umfangreiche Neubauten zum großartigeren Betriebe der Fabrikation ein.



Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/260&oldid=- (Version vom 17.1.2018)