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Ein Besuch dieses Etablissements ist höchst interessant, und man kann hier ohne Schwierigkeiten dem ganzen Verfahren der Brodbereitung folgen. – Von dem Mehlboden wird das Mehl durch schrägliegende Trichter in Drahtcylinder geführt, wo es gesiebt wird und sich in einen Kasten mit verschiedenen Fächern entleert, je nach der mehr oder minder schweren Beschaffenheit. Das locker herabgefallene Mehl in Haufen wird hier vorläufig erwärmt, sodann aber werden in den Mehlfässern kleine Partien abgewogen und in die Nähe eines Ofens gestellt.

Ein hochliegender Behälter enthält das zur Teigbereitung nöthige Wasser, welches durch die Nähe der Backöfen warm erhalten und nach dem Abgange durch ein von Dampf getriebenes Pumpwerk ersetzt wird. Nun wird Mehl und Wasser der Knetmaschine zugeführt, in welcher sich schon der Sauerteich befindet, und hier, zu dem Teige verarbeitet; ist dieser Teig hinreichend geknetet, so küppt man den Trog um und der Teig wird durch die Maschine in einen unteren auf Rädern ruhenden Trog geschoben, worauf man ihn auf einer durch den Saal laufenden Eisenbahn bis an das Ende derselben, wo er durch eine Maschinerie auf höher liegende Schienenstränge gehoben und durch neuhinzukommende Tröge immer weiter vorgeschoben. Hier oben geht der Gährungsprozeß vor sich, nach dessen Beendigung der Teig nochmals in die Knetmaschine kommt und unter Zusatz von neuem Mehl von dieser nochmals durchgearbeitet wird. Ist dieses geschehen, kommt der Teig wieder in den unteren Trog, der nun auf einem zweiten Schienenwege in die Wirkstube gerollt wird, wo der Teig ausgewirkt, abgewogen und zu Broden geformt wird, die auf Gerüsten nach den Oefen befördert werden. Die fertigen und ausgekühlten Brode werden dann mittelst eines Aufzuges in die Brodniederlage gehoben und sind nun zum Verkauf bereit. Ueberall verrichtet der Dampf die mechanischen Arbeiten und es herrscht überall die größte Ordnung und Pünktlichkeit, so wie auch über die größte Reinlichkeit bei allen Verrichtungen, geschehen sie nun durch Maschinen oder durch Menschenhände, gewacht wird.

Dieselbe Ordnung und Pünktlichkeit herrscht auch in der Mühle und in der Brauerei, wo man nicht minder die zweckmäßigsten Einrichtungen findet.

Die von der obererzgebirgischen Eisenbahn abzweigende Bahn führt in die Felsenkeller unter der Brauerei, wo die mächtigen Tonnen mit dem köstlichen Lagerbier sogleich verladen und unmittelbar aus dem Keller in alle Welt versendet werden.




Glasfabrik Friedrichshütte in Döhlen bei Dresden, Werk der Sächs. Glashütten-Gesellschaft.


Besuchen wir wieder den plauenschen Grund bei Dresden mit seinen den Fremden wie Einheimischen verlockenden Naturschönheiten und seiner nicht minder anziehenden industrieellen Thätigkeit, die sich in einer bedeutenden Anzahl interessanter Etablissements aller Branchen entwickelt. Ueberall steigen hohe Dampfessen und qualmen Rauchwolken hervor aus der anmuthigen Landschaft und selbst an den Gipfeln der Berge, die sonst eben nicht zur Anlage industrieller Bauten benutzt werden, ragen die hohen Dampfessen empor und zeigen sich die schwarzgeräucherten Gebäude der Kohlenwerke, zu denen sich aus dem Thal eine von Lokomotiven befahrene Eisenbahn, der „kleine Semmering“ genannt, emporwindet, eine Bahn wie es in Sachsen keine zweite giebt.


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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/243&oldid=- (Version vom 11.5.2019)