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Nachdem wir bereits in einem früheren Artikel (S. 35) die Gußstahlfabrikation überhaupt besprochen haben, kommen wir nun zu dem Etablissement dieser Branche, dem einzigen Sachsens. Dasselbe führt die Firma


Sächsische Gußstahlfabrik zu Döhlen


und liegt bei dem Dorfe Döhlen in dem reizenden plauenschen Grunde, vis-à-vis dem großen Windberge, und in der Nachbarschaft der bedeutendsten industriellen Etablissements, sowie der ansehnlichsten Kohlenwerke dieser Gegend. Von Dresden beträgt die Entfernung eine Meile und mittelst der Albertsbahn gelangt man in zwanzig Minuten dahin. Unmittelbar vor dem Etablissement befindet sich die Bahnstation Deuben, und das Etablissement selbst ist mittelst eines Zweiggleises mit der Hauptbahn verbunden.

Das ganze Etablissement zählt gegenwärtig vier Hauptgebäude mit drei Nebengebäuden, in welchen sich

a) die Wohnung des Fabrikdirektors mit Comptoir u.s.w.,
b) die Gießerei mit vierundzwanzig Schmelz- und Glühöfen,
c) das Hammerwerk mit Dampf- und Schwanzhämmern und sieben Wärm- und Cementiröfen,
d) das Walzwerk und sieben Klein-Schmiedefeuer,
e) die Schleiferei,
f) die mechanische Werkstätte,
g) die Federwerkstatt,
h) die Chamottenmühle,
i) die Schmelztiegelfabrik,
k) die Tischlerwerkstatt und
l) fünf Magazine befinden.

Das Grundstück der Fabrik besteht aus vierundzwanzig Scheffel Land, dessen Grenzen der Eisenbahn entlang laufen und fast ein Quadrat um die Gebäude bilden. Somit ist für in nächster Zeit schon in Aussicht stehende Erweiterungen des Etablissements hinlänglich Raum vorhanden.

Das Etablissement umfaßt als Hauptbranche

die Gußstahlfabrikation

und als Nebenbranche, hauptsächlich für eigenen Bedarf

die Schmelztiegelfabrikation.

Die Haupterzeugnisse sind: Werkzeugstahl, worunter namentlich der unübertreffliche Wolframsstahl, Münz- und Stanzenstahl, schweißbarer Gußstahl, Federstahl, naturharter Stahl (zum Schneiden von glühendem Metall), Achsen und Federn für Locomotiven und Eisenbahn-Waggons, Mittelwellen für Dampfschiffe, Schwungradwellen, Kurbeln, Kurbel- und Kolbenstangen, Kolbenspindeln, Wellen zu Schlag-Centrifugal- und anderen Maschinen, Erdbohrer und Bohrmeißel, Messer zu Holländerwalzen und Grundwerken für Papierfabriken, Kreismesser, Messer für Papierschneidemaschinen, Fraisräder, Gleiße, Kreuzungsstücke für Eisenbahnen, Spindelstahl für Baumwollengarnspinnmaschinen, Büchsen- und Flintenläufe, Walzen aller Art, gehärtet und naturhart, Hämmer und Hämmersättel, sowie alle sonstigen Maschinentheile, geschmiedet oder auch vollständig fertig.

Alle diese Artikel erfreuen sich eines guten Rufs, wie zahlreiche im Besitz des Etablissements befindliche Zeugnisse bestätigen, und wir theilen von diesen Zeugnissen einige der interessantesten mit. – Vorest möge das Zeugniß über eine Prüfung der hier gefertigten Achsen einen Platz finden.

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/111&oldid=- (Version vom 9.3.2019)