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8,252,034 Bogen oder 1650 Ballen 4 Ries 1 Buch Papier gedruckt wurden. Besondere Pflege hat die Druckerei dem Bilderdruck auf Handpressen und Druckmaschinen zugewendet und die Druckausführung der „Illustrirten Zeitung,“ welche auf Schnellpressen geschieht, legt unter andern von diesen Leistungen ein Zeugniß ab.

B. Die Schriftgießerei.

Die vermehrte Production der Druckerei, welche bei dem raschen Aufblühen und der weitern Ausdehnung immer größere Dimensionen einnahm, mußte natürlich darauf hinführen, diejenigen Geschäftszweige, welche mit der Typographie in unmittelbarster Verbindung stehen, in den eigenen Bereich der Thätigkeit zu ziehen.

Unter diesen nimmt die Schriftgießerei die erste Stelle ein, indem sie für die Druckerei das bedeutendste Material, die Schriften, zu liefern hat. Als daher nach dem am 12. Juli 1836 erfolgten Tode des Schriftgießereibesitzers Theodor Walbaum in Weimar, von dem die Druckerei hauptsächlich ihre Schriften bezogen hatte, dessen Officin zum Verkauf kam, wurde dieselbe im November 1836 von der Firma übernommen und einstweilen in Weimar fortgeführt.

Die Walbaum’schen Schriften, deren Schnitt eine glückliche Vereinigung einfacher und schöner Formen darbietet, haben sich allgemein den Beifall und die Gunst des Publicums erworben und konnten selbst durch den neuern Geschmack und die zahllosen Nachahmungen nicht ganz verdrängt werden. Der Ruf der Walbaum’schen Schriftgießerei war daher ein weit verbreiteter. Auf dieser Basis wurde rüstig fortgebaut und die Production einer erhöhten Vollkommenheit zugeführt. Als nun der schon erwähnte Bau des neuen Druckereigebäudes vollendet war, wurde 1843 auch die Gießerei von Weimar nach Leipzig verlegt, um hier mit dem Hauptgeschäft vereinigt zu werden.

Wie das Maschinenwesen überhaupt für die praktische Ausübung der Künste und Gewerbe immer größere Bedeutung und Anwendung fand, so waren auch schon mehrfache Versuche gemacht worden, das Gießen der Lettern durch Maschinen auszuführen, und die Officin wendete daher diesen ihre besondere Beachtung zu. Durch vielfache Versuche und glückliche Verbesserungen des im Geschäft thätigen Maschinenbauers Peter Corfitz Möller wurden die Letterngießmaschinen zu einer solchen Vollkommenheit gebracht, daß sie allen Anforderungen entsprachen, und es wurde nun nicht allein in der Officin selbst damit gearbeitet, sondern es gingen auch so zahlreiche Aufträge darauf ein, daß eine Maschinenwerkstätte eingerichtet und der Debit der daraus hervorgehenden Maschinen von der Gießerei besorgt wurde. Im Laufe der Zeit sind bis jetzt gegen 100 Letterngießmaschinen aus der Anstalt hervorgegangen. Der Erbauer derselben wendete seine Thätigkeit nun auch dem weitern Gebiete der typographischen Mechanik zu und bereicherte dasselbe durch Verbesserung vorhandener und Erfindung neuer Maschinen. Die bedeutendsten Erfolge haben die von ihm construirten Zifferndruckmaschinen und Numerirmaschinen erfahren, welche bei Herstellung der zahlreichen mit fortlaufenden Nummern versehenen Geldzeichen, Werthpapiere und Documente die wesentlichsten Vortheile darbieten. Die größere Ausdehnung dieses Geschäftszweigs bot Veranlassung, den Vertrieb seiner Erzeugnisse unter der Bezeichnung F. A. Brockhaus’ Mechanische Werkstätte zu besorgen.

Die erhöhten Anforderungen, welche in neuerer Zeit an die Druckerzeugnisse gestellt und von den verbesserten Hülfsmitteln bei Ausführung des Drucks wesentlich gefördert werden, mußten natürlich auch auf die Leistungen der Schriftgießerei einen wesentlichen Einfluß ausüben, die ebenso in der sorgfältigern und genauern Herstellung der Lettern als in der Mannichfaltigkeit der Schriftgattungen und der damit in Verbindung stehenden Ornamente sich geltend machten. Es wurde daher neuerdings immer mehr darauf gesehen, das reichhaltige Material der vorhandenen Schriften noch mehr zu completiren und dem Geschmack der Gegenwart nach allen Seiten hin Rechnung zu tragen.

Die Schriftgießerei arbeitet gegenwärtig mit 7 viermännischen Gießöfen und 7 Letterngießmaschinen.

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/107&oldid=- (Version vom 9.3.2019)