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allem Eifer danach gestrebt, ihre Verbindungen überall dahin auszudehnen, wo ihr das Bedürfniß eines geregelten Verkehrs am dringendsten schien, und sie von andern Seiten nichts geschehen sah, einen solchen zu organisiren. So hat sie sich nicht begnügt, der Verbreitung der Literaturen Frankreichs und Englands, die auch äußerlich Deutschland schon immer nahegerückt waren, ihre Thätigkeit zuzuwenden; sie hat es auch nicht dabei bewenden lassen, einen leichtern Bezug der so schwer zugänglichen italienischen und spanischen Literatur anzustreben; sondern sie hat selbst für Literaturen, die dem großen Literaturverkehr bisher ganz fern standen, wie beispielsweise die russische, finnische, neugriechische und andere sind, die Möglichkeit eines Eintritts in die allgemeine Literaturströmung herzustellen versucht.

„Und so glaubt sich die unterzeichnete Buchhandlung auch nicht scheuen zu dürfen, öffentlich einmal auszusprechen, was schon lange das Ziel ihres Strebens gewesen ist: sie möchte dem internationalen literarischen Verkehr, soweit er eben durch den Handel geschieht, ein Mittel- und Stützpunkt werden. Sie möchte Allen, die über den immerhin engen Kreis der eigenen Literatur hinaus auch den Erscheinungen der andern ausländischen Literaturen, sei es nun im streng begrenzten Bereiche einer Wissenschaft oder im Ganzen der Literatur selbst, folgen wollen, durch leichtere Vermittelung derselben in ihren Absichten förderlich sein; sie möchte namentlich aber auch den großen Bibliotheken, deren eigentlicher Beruf es ist, das Beste in sich zu vereinigen, was die Literaturen aller Zeiten und aller Länder hervorgebracht haben und noch hervorbringen, die äußere Möglichkeit geben, ihre Wünsche und Zwecke selbst nach Seiten hin zu erreichen, die ihnen bisher am unzugänglichsten waren. Die günstige Lage im Mittelpunkte des deutschen Buchhandels, die Ausdehnung ihrer Verbindungen in beinahe allen Ländern, die überhaupt eine Literatur besitzen, machen es ihr vielleicht vor vielen Andern möglich, sich eine so schwierige Aufgabe mit einiger Aussicht auf Erfolg stellen zu können. Die „Allgemeine Bibliographie“ aber, die sie hiermit in einem bescheidenen Anfange der literarischen Welt vorlegt, soll neben dem wissenschaftlichen Zwecke, den ihr Erscheinen an und für sich haben muß, hauptsächlich auch als vermittelndes Organ zwischen ihr und dem Publikum dienen. Sie soll aus den neuen Erscheinungen der verschiedenen Literaturen alles Dasjenige aufzeichnen, was ein mehr als flüchtiges oder lokales Interesse hat, also namentlich alle wissenschaftlichen Werke und Dasjenige aus der allgemeinen Literatur, was um irgendeines Bezugs willen eine allgemeinere Theilnahme beanspruchen darf. Damit soll dann aber auch immer zugleich gesagt sein, daß die angeführten Bücher in der unterzeichneten Buchhandlung entweder sofort vorräthig oder doch in verhältnißmäßig kurzer Zeit durch dieselbe zu beziehen sind. Die Literaturen, die sie dabei neben der deutschen besonders berücksichtigen will, sind zunächst die belgische, dänische, englische, finnische, französische, holländische, italienische, neugriechische, nordamerikanische, portugiesische, romanische, russische, schwedische, ungarische und die verschiedenen slawischen und orientalischen Literaturen u.s.w.“

Welche Anerkennung diese Idee in den weitesten Kreisen gefunden hat, beweist der außerordentliche Aufschwung und der rege Geschäftsverkehr, der sich in kurzer Zeit entwickelt hat. Die Verbindungen des Geschäfts erstrecken sich über alle Länder der civilisirten Welt. Sie werden mit Buchhändlern, gelehrten Körperschaften, Bibliotheken, einzelnen Gelehrten und Literaturfreunden unterhalten.

Das stehende Lager des Geschäfts von deutscher und ausländischer Literatur umfaßt über 25,000 Bände, bestehend in wissenschaftlichen Werken aller Art, Classikern, bessern Unterhaltungsschriften, Grammatiken und Wörterbüchern in allen Sprachen.

Eine andere Seite der Thätigkeit dieses Geschäftszweigs ist dem Antiquarbuchhandel zugewendet. Ein werthvolles Lager von über 30,000 Bänden umfaßt alle Zweige der Wissenschaft, zu deren Verbreitung in regelmäßigen Zwischenräumen allgemeine oder Fachkataloge ausgegeben werden.

Eine besondere Aufmerksamkeit, sowohl in Bezug auf neue als auch auf ältere Literatur, widmet das Sortiment und Antiquarium dem Vertrieb der sprachwissenschaftlichen Literatur. Als Commissionshandlung der Deutschen morgenländischen Gesellschaft, der Asiatic Society, des Oriental Translation Fund und der East India Company in London stehen ihr die geeignetsten Mittel zu Gebote, nach dieser

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 2. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_2.pdf/102&oldid=- (Version vom 9.3.2019)