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Die Fabrikation beschränkt sich auf baumwollene Rock- und Hosenstoffzeuge, und finden dieselben ihren Hauptabsatz in den Staaten des Zollvereins, in der Wallachei und der Moldau, sowie auf den Messen zu Leipzig und Frankfurt an der Oder.

Das Etablissement besitzt eine Dampfmaschine von zwanzig Pferdekraft zum Betriebe der Zwirnerei und Holzraspel, und es werden, inclusive der Fabrikarbeiter, Weber und Treiber, 1500 Menschen fortwährend beschäftigt.

Herr C. G. Hoffmann gründete vor fünf und zwanzig Jahren ohne alle und jede Mittel dieses Geschäft; durch des Gründers Ausdauer, Umsicht und Thätigkeit, welche später durch die heranwachsenden Söhne kräftige Unterstützung fand, vergrößerte es sich immer mehr, so daß es heute als eines der ersten derartigen Etablissements dasteht, seinen wohl erworbenen Ruf behauptend und seine Geschäftsverbindungen fortwährend erweiternd.

Besitzer sind außer dem Gründer, Herrn Carl Gottlieb Hoffmann, noch dessen Söhne: Wilhelm, Gotthold und Julius.

Wir werden später Gelegenheit nehmen, wieder nach Gersdorf zurückzukehren, um noch einige der bedeutendsten Etablissements näher zu besprechen und somit das Bild der Industrie dieser Gegend zu vervollständigen; jetzt aber, bevor wir von diesem Ort scheiden, finden wir uns zu der Bemerkung veranlaßt, daß das Hoffmannsche Etablissement in dieser, durch ihre industrielle Regsamkeit so ausgezeichneten Gegend, bis jetzt leider noch das einzige ist, welches ein Dampfwerk besitzt, obgleich die Dampfwerke jetzt bei dem beständigen Fortschritt der Industrie zum Bedürfniß geworden sind, will man der von Außen drohenden Concurrenz mit Erfolg widerstehen. Es hat dieser Umstand seinen Grund vorzüglich in der durch die enormen Transportkosten hervorgerufenen Vertheuerung des Feuerungsmaterials, da dasselbe aus einer Entfernung von mehreren Stunden herbeigeschafft werden muß. Würde aber die projektirte Zittau-Rumburg-Elbbahn, welche nach der stattgefundenen Vermessung Gersdorf berührt, realisirt, so wäre als gewiß vorauszusetzen, daß binnen kurzer Zeit viele Dampfwerke in dieser Gegend entstehen, sowie durch den erleichterten Verkehr die Industrie hier einen höheren Aufschwung nehmen und die Bahn die Quelle eines vermehrten Wohlstandes der ganzen Gegend werden würde. Für Gersdorf ist die Realisation dieses Projects von hoher Wichtigkeit, indem dieser bedeutende Ort der einzige der ganzen Gegend ist, welcher so gut wie gar keine Oekonomie besitzt und deshalb seinen Erwerb ausschließlich auf dem Wege der Industrie suchen muß, hierzu sind aber wieder zu Unternehmungen Kohlen unentbehrlich, indem Gersdorf zwar unfern der Spreequelle liegt, aber doch nur einen fast nur den Abfluß der Färbereien enthaltenen Dorfgraben besitzt, also jeder Wasserkraft entbehrt.



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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/94&oldid=- (Version vom 7.1.2019)