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Von dem industriellen Chemnitz richten wir unsern Ausflug abermals tiefer in das Land hinein und zwar diesmal in die Gegend von Augustusburg und Oederan an die reizenden Ufer der Flöha. Wir kommen hier zu der


Tuchfabrik von Adolph Gottlob Fiedler in Falkenau.
(Mit Abbildung.)


In einem reizenden, von Bergen malerisch umgebenen und von dem Flöhaflusse durchströmten Thale, in dem Dorfe Falkenau, eine Stunde von Oederan an der Chemnitzer Chaussee und an dem Flöhaflusse gelegen, treten uns diese neuen, schönen Fabrikgebäude entgegen.

Diese Tuchfabrik ist eine der berühmtesten in ganz Deutschland und hat zugleich seinen Betrieb in Falkenau und Oederan.

Der Grundbesitz gehört ausschließlich dem Herrn Eduard Magnus Fiedler in Opatowek bei Kalisch in Polen, wo derselbe eine zweite Tuchfabrik besitzt und leitet. Der zweite Associé des hiesigen Geschäfts heißt Alexander Haupt, dem die Leitung und Führung des Letzteren obliegt. Der Sitz des Geschäftes selbst ist Oederan, der Haupttheil der Fabrik befindet sich in dem Dorfe Falkenau.

Die Gebäude in Falkenau bestehen in:

einem Hauptgebäude von fünf Stock Höhe, 86 Ellen Fronte, 24 Ellen Tiefe, worin sich die Spinnerei, Maschinenweberei, Walke und Appretur befindet,

einem Maschinengebäude, enthaltend Dampfkessel, Wollschweißerei, Wäscherei und Kardentrocknerei,

einem Wintertrockenhaus für Wolltrocknerei und Tuchrahmen,

einem Färbereigebäude mit Blauerei, 4 Küpen und 6 Kesseln, Farben-Niederlage und Wohnungsräumen,

einem Ateliergebäude mit Decatirerei und Holzraspel.

In Oederan befinden sich:

vier Gebäude zu Handweberei und Presse, ein Gebäude für Wollsortirerei, ein Gebäude für Magazine und Niederlagen und mehrere Nebengebäude.

Hierzu gehören fünf Scheffel Feld, Wiese und Garten, außerdem in Falkenau ein Wohnhaus und ein Haus für Arbeiterwohnungen.

Das Etablissement umfaßt sämmtliche zur Tuchfabrik gehörige Branchen, als: Wollsortirerei, Wollwäsche, Färberei, Spinnerei, Weberei, Walke, Rauferei, Scheererei und Presse nebst den dazu nöthigen Zwischen-Branchen und sind die Haupterzeugnisse namentlich: Dick- und ¾Tuche, Satins, sowie Winter- und Sommerrockstoffe.

Die berühmtesten und gangbarsten Artikel sind die Tuche und Sommerrockstoffe, und gehen die sämmtlichen Erzeugnisse dieser Fabrik hauptsächlich nach den Zollvereinsstaaten, nach dem Orient, nach Amerika, Italien und der Schweiz, sowie nach Hamburg. Es hat auch diese Fabrik noch ihre besonderen Verkaufsetablissements in Berlin, Hamburg, Wien, Smyrna, Zürich, Livorno und New-York.

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/53&oldid=- (Version vom 3.2.2021)