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Die Kammgarne befanden sich 1845 auf der Industrieausstellung zu Dresden und erhielten daselbst die große silberne Medaille. Später wurde von hier aus keine Ausstellung mehr beschickt.

Die Hauptkraft zur Bewegung der Maschinen ist Wasser, durch eine Turbine von fünfundzwanzig Pferdekraft; außerdem ist noch eine Dampfmaschine von fünfundzwanzig Pferdekraft aufgestellt.

In fortwährender Beschäftigung sind hier ein Comptoirist, zwei Maschinisten und einhundert und zwanzig Fabrikarbeiter, von denen als vorzüglich ausgezeichnet der Werkmeister Friedrich August Hering und der Kammmeister Franz Hupfer zu erwähnen sind.

Als seine Gründer nennt das Etablissement

Herrn Wilhelm Joseph Schilbach in Mylau und
Herrn Franz Ludwig Schilbach am Hirschstein.

Das Grundstück, worauf sich das Etablissement befindet, war seit 1810 Eigenthum der beiden Gründer und wurde von dem Vater derselben, Herrn Christian August Schilbach zum größten Theil urbar gemacht, bis es 1826 Herr Wilhelm Schilbach selbst in die Hand nahm, und Feld und Wiesen vollendete. Im Jahre 1836 kehrte Herr Ludwig Schilbach nach einundzwanzigjähriger Abwesenheit in seine Heimath Mylau zurück und verband sich nun mit seinem Bruder zur Gründung einer Kammgarnspinnerei. Dieses Projekt wurde nun auch rasch und mit Energie ins Werk gesetzt, so daß schon im September 1838 das erste Kammgarn geliefert werden konnte. Gleich bei dem ersten Auftreten gewannen die Erzeugnisse dieser Spinnerei allgemeine Anerkennung und einen bedeutenden Ruf, den sie sich bis heute rühmlich bewahrt haben; auch die Firma erfreute sich bald eines guten Klanges in der Geschäftswelt, welchen fortwährend zu verdienen beständig ihr eifriges Streben war.

Noch im Jahre 1838 entstand in Verbindung und auf Veranlassung des berühmten Hauses Morand u. Comp. in Gera eine mechanische Weberei für Thibet und Mousseline de laine auf Schönherrschen Webemaschinen, welche drei Jahre mit dem besten Erfolg bestand, aber aus verschiedenen Gründen im Jahre 1842 wieder aufgelöst wurde; der dadurch gewonnene Raum erhielt nun wieder Spinnmaschinen.

Im Jahre 1856, nachdem Herr Wilhelm Schilbach kinderlos geworden, trat derselbe aus dem Geschäft und an seiner Stelle Herr Max Woldemar Oehme als Theilhaber in dasselbe ein. Auf den Gang des Geschäftes hatte diese Besitzveränderung keinerlei Einfluß und es wird dasselbe von den Herren Ludwig Schilbach und Oehme unter der alten, wohl renommirten Firma „Gebrüder Schilbach“ ganz in früherer Weise fortgeführt.



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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/337&oldid=- (Version vom 9.3.2019)