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Die Kohlenförderung des erzgebirgischen Steinkohlenbau-Vereins betrug 1856 196,330 Karren. Eine Actie des Vereins, auf welche 100 Thaler eingezahlt wurden, besitzt jetzt 330 Thaler Werth.

Professor Breithaupts Bohrversuche veranlaßten noch ein drittes Unternehmen, das der Zwickauer Bürgergewerkschaft. Professor Breithaupt beabsichtigte 1841 Versuche auf den zwischen dem Galgengrunde und dem Mittelgrunde gelegenen Fluren des Zwickauer Stadtgebietes, konnte aber nicht zur Begründung dieses Projekts gelangen, da ihm fünfzehn Bürger und Grundstücksbesitzer zuvorkamen und alle übrigen Feldbesitzer jenes Reviers zur Bildung eines Vereins aufforderten, dessen Zweck war, alle hier befindlichen Steinkohlen auf eignen Gewinn und Verlust abzubauen. Es fanden sich bald sechsundsiebenzig Theilhaber, welche zusammen einen Flächenraum von 863 Scheffeln besitzen. Ein Bohrversuch schien hier ganz unnöthig und es wurde sogleich ein Schacht abgeteuft, dem man den Namen Bürgerschacht beilegte und der bei einer Tiefe von 147 Lachtern oder 1029 Fuß der tiefste aller Kohlenschachte des Zwickauer Reviers ist. Der zweite von der Bürgergewerkschaft abgeteufte Schacht, der Hilfe-Gottes-Schacht, welcher unlängst in Betrieb kam, ist nicht nur für Doppelförderung eingerichtet, sondern auch mit einer Fahrkunst versehen, der ersten in diesem Revier, die den Bergleuten das gleich ermüdende als zeitraubende Ein- und Ausfahren erspart.

Der Steinkohlenbau-Verein zu Nieder-Planitz und Nieder-Neudörfel ist das vierte derartige Unternehmen und wurde durch den Bergfactor Weber in Schedewitz 1847 in das Leben gerufen. Er besaß anfangs nur 8 Scheffel, vermehrte aber mit der Zeit sein Areal auf 80 Scheffel, auf welchem er den Schacht Himmelfürst abteufte. Aber dieser Verein hat bis jetzt günstige Erfolge nicht gehabt, denn der Himmelfürst „ersoff“ über und über und es wird gegenwärtig an dessen Wiederherstellung gearbeitet; der Betrieb einer zweiten Grube mußte wegen eines ausgebrochenen Grubenbrandes gänzlich aufgegeben werden.

Auch der Kohlenbau in Bockwa und Hohndorf belebte sich neu und es bildete sich 1837 daselbst ein Verein, die Bockwaer Wasserhaltungsconsortschaft. In Ober-Hohndorf trat 1839 der Verein der Fünfnachbargrube und diesem Beispiel folgten daselbst noch neun andere Kohlenwerksbesitzer und gründeten den Verein des Vereinigt Feld, welcher ein Areal von 23 Scheffeln besitzt.

Der Planitzer Kohlenbau erfuhr durch den fortwüthenden Erdbrand große Störung und die vergeblichen Löschversuche endeten 1816 mit der Verschüttung sämmtlicher Planitzer Schächte, worauf in einiger Entfernung von dem Brande neue Schächte abgeteuft wurden. Endlich schien das Feuer gedämpft und deshalb geschah 1822 die Oeffnung der alten Schächte; aber kaum war dieses geschehen, als das Feuer wieder ausbrach und nichts übrig blieb, als die Schächte eiligst wieder zu verschütten und dem Feuer große Kohlenlager widerstandslos Preis zu geben. 1836 wurde ein neuer Förderschacht abgeteuft, der Kunstschacht, dem 1845 ein zweiter, der Himmelfahrtsschacht, folgte. In nächster Zeit kommt noch ein dritter Schacht in Betrieb.

Auf Reinsdorfer Revier hatte der Kohlenbau seit 1839 gänzlich aufgehört, doch wird er jetzt wieder aufgenommen.

Wie sich der Zwickauer Kohlenbau in neuester Zeit gehoben hat, beweist am besten der Vergleich mit der Produktion früherer Jahre, denn während 1830 nur 3,500,000 Centner Kohle gefördert wurden, war das Quantum 1856 auf 14,330,000 Centner gestiegen. Aber hinwieder ist auch der Bedarf an Kohlen so gestiegen, daß er bei aller Thätigkeit und Ergiebigkeit der Werke bisweilen nicht befriedigt werden kann. Doch ruhen die Bohrversuche nicht und bieten in der Regel ein befriedigendes Resultat, so daß in wenig Jahren noch eine bedeutende Anzahl neuer Werke vorhanden sein wird.

Uebrigens stimmen alle Urtheile der erfahrensten Geognosten dahin überein, daß bis jetzt nur ein

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/209&oldid=- (Version vom 9.3.2019)