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denn bereits seit undenklicher Zeit brennt eine Strecke zwischen Nieder-Kainsdorf und Ober-Planitz, und man hat selbst Nachrichten, daß dieser Brand zu Tage ausgebrochen, wie 1479. Zu Ende des sechszehnten Jahrhunderts war er fast ganz erloschen, wenigstens bemerkte man keine Spuren mehr.

Dieser zweite Erdbrand, der von 1641 bis heute ohne Unterbrechung fortgewüthet und Millionen Centner Kohlen verzehrt hat, hätte wohl in seinem Entstehen von den Bergleuten leicht gelöscht werden können, wenn sie nicht sammt ihrem alten Bergmeister Asmus Kunz aus Furcht vor der Soldateska die Flucht ergriffen hätten; als sie nach mehreren Wochen zurückkehrten und die Schächte öffnen wollten, fand der Bergmeister Kunz den Erstickungstod. Alle Versuche, den Brand durch aufgestaute Stollenwässer und durch Entziehung des Luftzutritts zu löschen, zeigten sich erfolglos und es blieb endlich nichts übrig, als die Schächte zu verstürzen. 1675 mußte wegen des umsichgreifenden Brandes die Kohlenförderung auf planitzer Revier gänzlich aufgegeben werden, welches eine Erhöhung der Kohlenpreise zur Folge hatte: das Fuder kostete nun 3½ Thaler.

Unterdessen gingen die Reibungen der Gewerke ohne Unterbrechung fort und wurden vorzüglich heftig, als der planitzer Bergverwalter Lochmann 1670 auf dem planitzer Pfarrgute den sogenannten tiefen Kohl mit einer Mächtigkeit von 22 Fuß fand und gleich von dem ihm ertheilten Recht Gebrauch machte, wegen der ihm bei den Löschungsversuchen des Erdbrandes erwachsenen Kosten jährlich 100 Karren Kohlen außer der Reiheladung zu verkaufen. Die jahrelangen Streitigkeiten darüber wurden endlich von einer eigenen Commission durch ein am 14. Mai 1681 zu Stande gebrachtes neues Reiheladungs-Regulativ geschlichtet, nach welchem die Ladung für Planitz jährlich auf 129 Wagen, 202 Karren und 278 Truhen, für Bockwa auf 70 Wagen, 111 Karren und 148 Truhen, für Oberhohndorf auf 58¾ Wagen, 91 Karren und 130 Truhen und für Reinsdorf auf 23 Wagen, 34 Karren und 43 Truhen bestimmt wurden, wozu später für Planitz, noch weitere 11 Karren kamen.

Das Rittergut Planitz sammt dessen Kohlenwerken ging 1689 durch Tausch von dem Fiskus in die Hände der Gebrüder von Arnim über, von denen der älteste das Gut später allein übernahm, welcher sich des Kohlenbaus und anderer industrieller Unternehmungen mit Eifer annahm (er gründete auch ein Alaunwerk), doch hatte er bald sich gegen Eingriffe in seine Gerechtsame zu vertheidigen.

Die Regierung versuchte es bereits 1682, den Steinkohlenbau zu den Berg-Regalien zu ziehen und erließ darauf bezügliche Befehle, welche aber in Folge des entschiedenen Widerstandes sämmtlicher Kohlengewerke wirkungslos blieben. Doch wurde dieses Projekt nicht gänzlich vergessen und auf Vorstellung des Leibarztes und Bergrathes Tittmann wiederholte Friedrich August I. 1717 diesen Versuch, indem er anordnete, die Zwickauer Kohlenwerke sollten dem Schneeberger Bergamt untergeben werden. Dieses Mandat kam ebensowenig zur Ausführung als das frühere, aber doch versuchten darauf hin einige Personen auf planitzer Revier nach Kohlen einzuschlagen. Arnim vertrieb die Arbeiter mit Gewalt und ließ die begonnenen Schächte zuschütten.

Indeß fühlte man das Bedürfniß die Verhältnisse des Kohlenbaus durch eine neue Ordnung zu regeln und so kam nach langem Verhandeln am 8. August 1740 die neunte und letzte Kohlenordnung zu Stande, welche das System der Reiheladung aufrecht erhielt und möglichst allen Anlaß zu den bisherigen Streitigkeiten zu beseitigen suchte.

Zu gleicher Zeit munterte ein landesherrliches Mandat vom 19. August 1743 zum Aufsuchen und Abbau der Kohlen in Sachsen auf, befreite den Kohlenbau von allen Muthungen an die Bergämter, sowie von den gewöhnlichen Bergabgaben, verbot aber auch streng alle Kohlenausfuhr außerhalb Sachsens; letzteres Verbot wurde 1763 und 64 wiederholt eingeschärft.

Am 22. August 1759 war die Revision des alten Reiheladung-Regulativs beendet und es wurde der Gesammtbetrag des auf sämmtlichen Werken jährlich zu fördernden Kohlenquantums auf 285¾ Wagen,

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/206&oldid=- (Version vom 6.1.2019)