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vorzugsweise die Schmiede in dem sogenannten Feuerviertel und das Kohlendorf Bockwa heimgesucht. – Der planitzer Kohlberg wird zuerst 1499 erwähnt und es wurde in Planitz anfänglich nur auf dem Grundstück des Pfarrlehns Kohle abgebaut, doch hatte das Rittergut daselbst ebenso, wie auf eignem Grund und Boden, die Kohlengerechtigkeit, konnte also auch dort graben. – Bei Bockwa wurde schon in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts auf Kohlen gebaut, wie des Bürgers von Zwickau, Spießmacher Hans Söldener, Supplik an den Zwickauer Amtshauptmann vom Jahr 1551 bezeugt, worin er sagt, daß sein Schwager Hans Müller in Bockwa, sowie dessen Vater und Großvater seit länger als hundert Jahren auf dasigem Gute Kohlen gefördert hätten.

Der steigende Abbau der Kohlen, wo Schacht auf Schacht niedergetrieben wurde, machte bald die Befürchtung rege, daß durch die Masse des geförderten Feuerungsmaterials der Preis desselben so sinke, daß die Kosten des Abbaues sich durch den Ertrag nicht mehr decken ließen. In Rücksicht darauf vereinbarten 1520 der Besitzer von Planitz, Rudolph von der Plawnitz, und das Kloster zu Grünhain, als Besitzer von Bockwa, die erste Kohlenordnung, welche 1532 einen Zusatz erhielt, und wo sich beide Theile verbindlich machten, den großen Wagen Kohlen nicht unter 25 Groschen zu verkaufen; zugleich wurde auch die Reiheladung eingeführt, nämlich: es solle die Verladung allemal nur von einem Grubenbesitzer erfolgen und dabei war genau angeordnet, in welcher Reihe die Besitzer auf einander folgen sollten und welches Quantum sie im Verhältniß zu ihrem Grundbesitz abgeben durften. – Die Benutzung des Grundeigenthums wurde also monopolistisch beschränkt und eben nicht immer zum Vortheil dieses Industriezweigs, welches man auch zeitig einsah und heftig gegen diese Fesselung sprach; doch unter den bestehenden Verhältnissen war die Reiheladung von zwei Uebeln noch das kleinste. Schon 1527 sollte die Reiheladung suspendirt werden, doch kam es nicht zur Ausführung, vielmehr als man 1530 in Oberhohndorf und 1540 in Reinsdorf Kohlen auffand, wurden die Besitzer der neuen Gruben gezwungen, sich der Kohlenordnung anzuschließen und somit auch der Reiheladung zu unterwerfen.

In Zwickau erregte der benachbarte Kohlenbau große Aufmerksamkeit, namentlich aber bei dem schon erwähnten Spießmacher Hans Söldener, welcher einen Steinbruch im bockwaer Communwalde besaß und somit Gelegenheit genug hatte, sich von dem Aufschwung des Kohlenbaus persönlich zu überzeugen, den er überdieß als Feuerarbeiter ganz besonders zu schätzen wußte. Söldener war ein spekulativer Kopf und da er selbst zu wenig Mittel hatte, ein solches Unternehmen auf eigene Kosten zu beginnen, wußte er zu seinem Zweck eine Gewerkschaft zusammenzubringen, bestehend außer ihm, aus dem Bürgermeister Mag. Oswald Lasan, dem Rathsherrn und Stadtphysikus Dr. Stephan Wild und dem Freiberger Bürger Kunz Thyrolff, welche von 1537 an nach und nach das Unterirdische von zehn Bockwaer Grundstückbesitzern an sich brachte und den Abbau der Steinkohlen begann. 1550 starben Wild und Thyrolff, Lasan war schon früher ausgeschieden und somit war auch die Gewerkschaft aufgelößt.

Doch Söldener ruhte nicht und in kurzer Zeit hatte er eine neue Gewerkschaft gebildet, bestehend aus den Zwickauer Bürgern, Leupold, Hertwig und Meyer, welche 1551 acht bockwaer Bauern ihr Unterirdisches und Steinbrüche für 98 meißnische Gulden abkaufte.

Diese neue Gewerkschaft vollendete den von der ersten schon 1549 begonnenen Stollen zur Entwässerung der Gruben, welcher aber Veranlassung zu großen Streitigkeiten mit den Bockwa-Hohndorfern gab, indem die Zwickauer wegen dem kostspieligen Stollenbau nicht nur eine Stollensteuer beanspruchten, sondern auch das Recht, mehr Fuder Kohlen zu verladen, als ihnen vertragsmäßig zustand. Diese Irrungen wurden endlich zum Nachtheil der Zwickauer beigelegt und es entstand in Folge dessen am 17. März 1551 die zweite Kohlenordnung.

Hans Söldener starb 1569 und mit seinem Tode löste sich auch die Gewerkschaft wieder auf, wodurch

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/204&oldid=- (Version vom 6.1.2019)