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zwei große Pressen und
sechs Sätze Spannrahmen; u.s.w.

Die Heitzung des ganzen Werkes geschieht durch Dampf, welcher mittelst Kupferröhren nach allen Räumen der Gebäude geleitet wird.

Außer zwei Comptoiristen finden hier noch fortwährend zweiundfünfzig Leute Beschäftigung.

Besitzer des Etablissements ist Herr Christian Gottlob Weidenmüller.

Nachdem derselbe schon mehrere Jahre die Sengerei und das Ausschneiden von Gardinen durch Maschinen betrieben hatte, gründete er 1850 dieses Etablissement und erbaute das neue Fabrikgebäude, welches aber schon nach drei Jahren, als nicht mehr ausreichend, durch einen neuen Anbau vergrößert werden mußte. So beläuft sich gegenwärtig die ganze Länge der zum Betrieb nöthigen Fabrikgebäude auf 120 Ellen.

Das Geschäft hat übrigens durch das unermüdete Bestreben des Herrn Besitzers einen bedeutenden Aufschwung und Ruf erlangt und steht in seinen Leistungen keinem Etablissement ähnlicher Branche des In- und Auslandes nach.




Die Kammgarnspinnerei zu Leipzig.
(Mit Abbildung.)


Verlassen wir in westlicher Richtung Leipzig mit seinem ununterbrochenen, von lebhaftem Verkehr zeugenden Straßengewühl, so gelangen wir bald an den Eingang des freundlichen und allbeliebten Rosenthals und uns hier rechts wendend, erreichen wir nach wenig Minuten Pfaffendorf, an welchem die hier in der Nähe sich mit der Parde vereinigte Pleiße vorüberfließt und es von dem Rosenthal trennt.

Pfaffendorf ist eigentlich nur ein Vorwerk, welches schon im dreizehnten Jahrhundert bestand und 1213 von dem Markgrafen Dietrich dem Bedrängten dem von ihm in jenem Jahre gestifteten Thomaskloster geschenkt wurde. Von dieser Zeit an führt es auch vermuthlich seinen jetzigen Namen. 1223 bestätigte Kaiser Otto und 1228 Kaiser Friedrich diese Schenkung. Nach der durch die Einführung der Reformation in Leipzig bewirkten Aufhebung des Thomasklosters erkaufte 1543 der Rath zu Leipzig mit den anderen Klostergütern auch Pfaffendorf (für sämmtliche Klostergüter zahlte der Rath damals 83,342 Gulden, 11 Groschen, 3 Pfennige) und blieb seitdem im Besitz desselben. – In den Kriegsjahren befand sich hier ein großes Lazareth, welches aber am 15. October 1813, als in der Umgegend Leipzigs schon jener heiße Kampf begann, welcher die Vernichtung der französischen Oberherrschaft über Deutschland herbeiführte, in Flammen aufging, wobei die unglücklichen Kranken theils verbrannten, theils in den Fluthen der Pleiße ihren Tod fanden. 1830 brachte der Wollhändler Ferdinand Hartmann diese Besitzung käuflich an sich und errichtete daselbst die erste Kammgarnspinnerei in Sachsen.

Der ansehnliche, von der Pleiße bespülte Gebäudecomplex dieses Etablissements besteht aus

drei Hauptgebäuden, in welchen Wollsortirung, mechanische Kämmerei und Spinnerei betrieben wird, und
einem Nebengebäude zur Wohnung für Unterbeamtete.


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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/184&oldid=- (Version vom 6.1.2019)